Politik & Schule: Sparpotenziale in unserer Stadt, da war doch mal was … – eine kritische Betrachtung
Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Richtig, das „Rödl-Gutachten“, ein Gutachten mehr, das teuer erkauft wurde. Und was schlug der Gutachter in puncto „Schullandschaft“ vor Jahr und Tag vor? Verdichtung von Standorten bei den Hauptschulen. Sparpotenzial bei Schließung eines Hauptschulstandortes: 39.000,00 € Bewirtschaftungskosten; Haushaltskonsolidierungsbeitrag: 244.000,00 € (möglicher Veräußerungserlös).
Im letzten Jahr war die CDU/FDP-Ratsmehrheit noch nicht soweit, selbst als ihr Schuldezernent Dr. Gert Fischer die gezielt-gesteuerte Aufgabe von Hauptschulstandorten vorschlug, blieb sie untätig. Mit den diesjährigen Anmeldezahlen wird nun aber auch dem letzten klar: es muss etwas geschehen, bis zu 6 Hauptschulstandorte sind überflüssig, 3 akut gefährdet.
Was machen jetzt unsere „Volksvertreter“?
Eines ist erst einmal allen gemeinsam: jede im Rat vertretende Partei hält ihren Oberbürgermeister-Kandidaten für die am besten für dieses Amt geeignete Person. Wie agieren also die Führungskräfte der Parteien bei der Schulpolitik?
SPD-OB-Kandidat Norbert Bude: Amtsinhaber
Die SPD hat die Forderung nach mehr Gesamtschulplätzen als eines ihrer Wahlkampfthemen benannt. Sie fordert Aussagen zu gesicherten Schulstandorten durch ein Gutachten ein.
Warum eigentlich?
Reicht nicht das Lesen des Schulentwicklungsplans, der Anmeldezahlen, des Rödl-Gutachtens? Zahlen und Fakten, mit denen Politiker sachgerecht Entscheidungen treffen können, liegen reichlich vor, und was noch benötigt wird, erhalten sie vom Schuldezernenten. Allerdings bleibt dieser bei den zu treffenden Entscheidungen eine wichtige Zahl schuldig: die Anmeldezahlen des 1. Anmeldetermins.
Welche gestalterischen Möglichkeiten hat eigentlich ein Verwaltungschef, der über keine Ratsmehrheit verfügt? Wie würden die anderen Kandidaten an seiner Stelle handeln?
CDU-OB-Kandidat Norbert Post: Bezirksvorsteher Neuwerk, Parteichef, Landtagsabgeordneter
Als ehem. Lehrer der Gesamtschule Hardt darf man ihm eine gewisse Kompetenz im Schulbereich unterstellen. Und zum Schuldezernten Dr. Fischer dürfte er dank des gleichen Parteibuches einen besseren Draht haben als Amtsinhaber Norbert Bude – sollte man meinen.
Die CDU macht jedoch Lehrern, Eltern und Kindern das Leben in der Gladbacher Schullandschaft schwer, indem sie seit Jahren auf kommunaler Ebene nichts tut, möglicherweise, weil sie das Greifen der schulpolitischen Maßnahmen des Landes abwarten möchte oder muss, und den Elternwillen konsequenterweise ignoriert. Konzept: Hoffen und Harren.
FWG-OB-Kandidat Erich Oberem: Partei- und Fraktionschef
Erich Oberem prangert zwar bei jeder Gelegenheit Mittelverschwendung an, meint, dass er seine Macht als Verwaltungschef besser nutzen würde.
Schulpolitik überlässt die FWG jedoch letztlich der Bezirksregierung: Wenn eine Schule weniger als 18 Anmeldungen hat, wird diese Schule sofort geschlossen.
Hat eine Schule weniger als 36 Anmeldungen, muss ein Konzept vorgelegt werden. Hat die FWG überhaupt ein Konzept?
FDP-OB-Kandidat Dr. Anno Jansen-Winkeln: Fraktionschef
FDP-Chef Dr. Anno Jansen-Winkeln hat seinen Montessori-Grundschulneubau in Zeiten leerer Grundschulgebäude und roter Zahlen durchgesetzt, ein Montessori-Schulzentrum auf diese Weise geschaffen.
Auf Landesebene bewegt sich die FDP in Richtung „Aufgabe des 3-gliedrigen Schulsystems zu Gunsten einer gemeinsamen weiterführenden Schule bei Beibehaltung der Gymnasien“.
Wartet die FDP auf die Umsteuerung der lokalen Schullandschaft durch eine veränderte Einsicht der CDU-NRW? Oder hofft sie auf eine neue Landesregierung mit anderer schulpolitischer Ausrichtung?
Grünen-OB-Kandidat Karl Sasserath: Bezirksvorsteher Rheydt-Mitte, Fraktionschef
Karl Sasserath steht als Grüner konsequent für mehr Gesamtschulplätze. Übersehen wird allerdings durch die jetzigen Hauptschul-Schlagzeilen auch, dass spätestens seit der Schließung des Gymnasiums Neuwerk allen Politikern bekannt ist, dass aufgrund der zurückgehenden Schülerzahlen noch ein oder gar zwei Gymnasien in unserer Stadt überflüssig werden.
Möchte man nicht das gleiche Desaster wie bei den Hauptschulen erleben, gilt es auch hier zeitig zu steuern, um gezielt Gymnasien zu stützen. Die Anmeldezahlen aus dem 1. Anmeldetermin gewinnen auch an dieser Stelle möglicherweise eine große Bedeutung.
Wie würde Karl Sasserath, wäre er jetzt an Norbert Budes Stelle, als Verwaltungschef in der Frage des notwendigen Umbaus der Gladbacher Schullandschaft handeln? Bei den roten Zahlen dieser Stadt wird also auch der Steuerzahler weiterhin mit immer größer werdenden Löchern auf Straßen und in der Stadtkasse leben müssen. Wie war das noch mit dem „verantwortlichen Handeln?“
Übrigens zum Thema „Sparen“ und „Schulpolitik“: Wie viele weiterführende Schulen braucht eigentlich ein Stadtteil?
Nicht mehr als eine, wenn man Schuldezernent Dr. Gert Fischer glauben darf. „… Ortsteile mit z. B. 20.000 Einwohnern können bei sich verändernder Altersstruktur kaum noch eine weiterführende Schule aus eigener Kraft am Leben halten …“, so Fischer in einem Interview auf die Frage, ob er eine Tendenz zur Zentralisierung sehe.
Liebe Politiker, besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Ein schlechter Witz wäre es jetzt noch obendrein, wenn aus dem Konjunkturpaket II Schulen saniert werden, die in einigen Jahren oder schon früher geschlossen würden.
Allein schon deshalb muss doch jetzt endlich zielgerichtet gesteuert und Entscheidungen getroffen werden, damit diese Gelder auch wirklich sinnvoll und nachhaltig wirksam eingesetzt werden.