Mehr Demokratie beklagt „Stimmenklau“ – Initiative will mehr Bürgermacht bei Kommunalwahlen

Hauptredaktion [ - Uhr]

bzmg-logo-md-mit-schriftzug.jpgDie Initiative „Mehr Demokratie“ beklagt den geringen Einfluss der Bürger auf die personelle Zusammensetzung der Räte bei den Kommunalwahlen am Sonntag. Dass der Landtag die Einführung eines kandidatenbezogenen Wahlrechts mit mehreren Stimmen für die Wähler ablehnt, bezeichnet Landesgeschäftsführer Alexander Slonka als „Stimmenklau“.

Bei der Wahl der Räte haben die Wähler bisher nur eine Stimme. Mit dieser wählen sie ohne Differenzierungsmöglichkeit den Mandatsbewerber im Stimmbezirk sowie die Kandidatenliste von dessen Partei.

Mehr Demokratie fordert ein flexibleres Wahlsystem, bei dem die Bürger die Listenreihenfolge der Kandidaten noch einmal ändern können.

Die Wähler haben dabei mehrere Stimmen, die sie gezielt an Politiker auch verschiedener Parteien vergeben können. Auch können Kandidaten von den Listen gestrichen werden.

„ Damit können die Bürger gute Politiker belohnen und schlechten einen Denkzettel verpassen“, erläuterte Slonka einen Vorteil dieses „Kumulieren und Panaschieren“ genannten Wahlsystems. Auch könne man damit als Wähler alle die Politiker fördern, die sich für die Themen besonders einsetzen, die einem selber wichtig sind. „Wer Umweltschutz wichtig findet, wählt profilierte Umweltpolitiker, wer dem Nachwuchs eine Chance geben will, wählt junge Kandidaten“, so der Geschäftsführer.

„ Dass die Bürger alle Kandidaten akzeptieren müssen, die die Parteien ihnen vorsetzen, ist eigentlich eine Entmündigung der Wähler“, kritisierte Slonka.

In Zeiten sinkender Wahlbeteiligung solle man sich Gedanken darüber machen, wie man das Wählen für die Menschen wieder attraktiver machen kann.
Das von Mehr Demokratie geforderte Wahlrecht ist in 13 Bundesländern bereits Praxis.

Im vergangenen Jahr hatte der Verein mehr als 72.000 Unterschriften für eine Volksinitiative zu dessen Einführung auch in Nordrhein-Westfalen an den Landtag übergeben. Bis auf die Grünen hatten aber alle Fraktionen die Initiative abgelehnt.

Ein Kommentar zu “Mehr Demokratie beklagt „Stimmenklau“ – Initiative will mehr Bürgermacht bei Kommunalwahlen”
  1. Hallo,
    interessant finde ich in diesem Zusammenhang eine Pressemitteilung der „FDP Rhein-Kreis Neuss“ vom 19.06.2007. Es ging um einen Antrag an den Kreistag „das Anliegen der Volksinitiative „Mehr Demokratie beim Wählen“ zu unterstützen“.

    Auszug:
    „… Sowohl CDU als auch FDP hatten laut ihrer Wahlprogramme für ein demokratischeres Wahlrecht durch Kumulieren und Panaschieren gekämpft. Dieser Wunsch war bis dahin in NRW nur an der SPD gescheitert. Nun bestand nach dem Regierungswechsel also die Möglichkeit, das Wahlrecht, das bisher in zwölf deutschen Bundesländern schon umgesetzt wurde, auch in NRW einzuführen. …“ (Nachzuschlagen auf openpr.de)

    Das dann auf Landesebene die FDP dem Antrag nicht zustimmte wirft natürlich Fragen auf. Die FDP im Land hat ihre Meinung eigentlich nach der Regierungsübernahme 2005 geändert, weil sie die Kommunen für zu groß hält. So würden die BürgerInnen die PolitikerInnen für so ein System nicht ausreichend kennen.

    Würde mich mal Interessieren wie die FDP hier in MG dazu steht.

    Im übrigen hat meines Wissens Rüdiger Sagel (DIE LINKE.) als Fraktionsloser dem Antrag der Grünen auch zugestimmt. Die Linie der Linken in NRW ist da auf alle Fälle klar:

    „Die Linke tritt ein für die Demokratisierung des Kommunalwahlrechts: Einführung größerer Wahlmöglichkeiten bei den Kandidaten auf den Listen, wie Kumulieren und Panaschieren, …“ (aus „Positionen zur Landespolitik“, bzw. „Leitlinien zur Kommunalpolitik“, Herbst 2008)

    Gruß
    Torben

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