Bundestagswahl 2013: Nichtwähler weiter auf dem Vormarsch?
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Politik, Medien, Wissenschaftler, Blogger und Demoskopen interessieren sich zwar für diese „Spezies“ Bürger, aber Aufrufe und Appelle oder Postkarten scheinen, zumindest in Mönchengladbach, im Nirwana zu landen. Was bleibt ist lediglich der Eindruck von Aktivität nach dem Motto: „Wir haben es ja versucht …“
Kaum Raum für Hoffnungen auf eine rege Wahlbeteiligung lassen die Ergebnisse der Bundestagswahlen seit 1994 in Mönchengladbach.
Da helfen auch nicht die Stände der Parteien, an denen die Kandidaten und ihre Mitstreiter krampfhaft versuchen, ihre oft sehr erklärungsbedürftigen Einzelziele den Wählern nahezubringen. Und das nicht erst seit 2013.
Viele Wähler gehen nicht etwa nicht (mehr) wählen, weil sie politisch desinteressiert sind, sondern weil sie feststellen, dass sie keinen Einfluss darauf haben, welche Koalitionen sich nach der Wahl bilden, und was von den Versprechen (und Zielen) der Parteien bei den „Macht“-Verhandlungen“ übrig bleibt. Zu vieles bleibt dabei auf der Strecke.
Bei der Bundestagswahl 1994 lag der Anteil der Mönchengladbacher Nichtwähler bei 24%. Der bisherige Tiefststand von nur 21,5% Nichtwählern wurde 1998 erreicht.
Seither geht der „Trend zum Nichtwählen“ in unserer Stadt ungebremst nach oben. 2002 waren es bereits 25,6%, anlässlich der Bundestagswahl 2009 sogar mit 36,1% Weit über ein Drittel der Wahlberechtigten.
Die ZDF-Sendung „log in“ beschäftigte sich am späten gestrigen Abend (20.09.2013) unter dem Titel: „Qual der Wahl: Ist Nichtwählen eine Alternative?“ mit diesem Thema.
Sehen Sie hier einen markanten Ausschnitt.
Auch Politikwissenschaftler grübeln, was die Gründe für die ständig wachsende Zahl der Wahlverweigerer sein mögen.
Hält Ärger und/oder Protest von der Wahl ab? Liegt der Grund darin, dass sich Politiker immer mehr von den Bürgern entfernt haben?
Auch wenn die Ergebnisse einer Studie der Hochschule Niederrhein aus dem Jahr 2008 für Mönchengladbach den Eindruck erweckte, überwiegend so genannte „bildungsfernen“ Schichten blieben den Wahlurnen fern, zeigte „log in“ durchaus ein anderes Bild.
Immer häufiger ist zu vernehmen, dass es das politische System ist, das auf immer weniger Akzeptanz trifft.
Es ist demnach nicht das demokratische System als solches, das in Kritik geraten ist, sondern das, was die Parteien im Laufe der Jahre daraus gemacht haben.
Die Parteien haben aus ihrer grundgesetzlich verbrieften Funktion, dass sie „an der Willensbildung mitwirken“ sollen, abgeleitet, dass sie die Willensbildung majorisieren dürfen. Nicht von ungefähr verstärken sich daher Forderungen nach „direkter Demokratie“ und „Volksabstimmungen“.
Anfänglich angenommene „Politik-Verdrossenheit“ wird immer deutlicher zur „Parteien-Verdrossenheit“.
Im „Superwahljahr“ 2009 gründete sich in unserer Stadt der Verein „Aktiv für Mönchengladbach“, der sich auf die Fahnen geschrieben hatte, mehr Bürger für das Wählen zu begeistern. „Zentrale“ dieses Vereines ist bemerkenswerterweise das Büro des Oberbürgermeisters.
Bewirkt hat er (der Verein) nichts, wie die Entwicklung der Wahlbeteiligungen (nicht nur bei den Bundestagswahlen) zeigen.
Lag es daran, dass der Verein gar nicht wahrgenommen wurde?
Einem der „Aushängeschilder“ des Vereins schrieb die RP Anfang 2001 sogar zu, dass für ihn Demokratie „Zeitverschwendung“ sei. Angesichts des Alters konnte man auch damals nicht von einer „Jugendsünde“ reden. Sind das die richtigen „Motivatoren“?
Ist Wählen Bürgerpflicht? Wie viele Nichtwähler kann eine Demokratie verkraften? Warum sind Bürger Nichtwähler?
Wikipedia erklärt:
Dort steht auch zu lesen, dass die Wahlbeteiligung auf allen Ebenen des politischen Systems in Deutschland seit 1949 unterschiedlich stark abgenommen hat.
Demnach ist die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen am höchsten. Allerdings hat sich auch bei diesen der Anteil der Nichtwähler, von 1972 (8,9%) bei der Wahl 2009 auf 29,2%, mehr als verdreifacht.
Nimmt man diese Zahl zum Vergleich, liegt Mönchengladbach mit 36,1% sogar um ca. 7% mehr erheblich über dem bundesrepublikanischen Durchschnitt.
Auch wenn die Bürger sehr wohl zwischen bundes-, landes– und kommunalpolitischen Themen zu unterscheiden wissen, und danach vielleicht sogar ihr Beteiligungsverhalten an den Wahlen richten, sind es die „Gesichter vor Ort“, die Politik verkörpern.
Und die geben vielfach kein gutes und zum „Wählen gehen“ motivierendes Bild ab.
Da bleibt auch das Verteilen von Postkarten offensichtlich wirkungslos.
Morgen Abend, ab 18:00 Uhr werden wir erfahren, wieviele Mönchengladbacher auf ihr Wahlrecht verzichtet haben.
2.
D. Pardon schrieb am 24.09.2013 um 11:18 Uhr:
Mal eine andere Sichtweise: Je mehr nicht wählen, desto mehr Gewicht hat die Stimme des Wählers.
Die Frage ist: Welchen Nachteil haben denn die Parteien von den Nichtwählern?
Der Bundestag ist so groß wie nie.
Posten werden weiter besetzt.
Finanzieller Spielraum bleibt – manche Partei bekommt mehr Geld, manche weniger nach einer Wahl, aber grundsätzlich kann man Dank der Stammwähler finanziell solide kalkulieren.
Ein spürbarer Nachteil für die Parteikasse ist nur gegeben, wenn sich eine größere Wählergruppe so geschlossen verabschiedet, dass es finanziell richtig weh tut. Das könnte man jetzt so bei den Liberalen sehen:
Grund: Die Bürger, auch und gerade das wohlhabendere Klientel, sehen „Dank“ der Bankenkrise die Nachteile eines ungebremsten Wirtschaftsliberalismus. Eine soziale Marktwirtschaft bedarf aber der Regeln. Ohne Regulierungen bleiben die FDP-Bekenntnisse zur sozialen Marktwirtschaft eben nur Lippenbekenntnisse.
Die Menschen erlebten die FDP an dieser Stelle nicht als aktiven Part einer Merkel-Regierung. Das Merkel-Abwarten wurde als Stärke gewertet, während die damit verbundene Gestaltungsunlust der FDP zugeschoben wurde.
Dafür machen hin und wieder andere Kleine auf sich aufmerksam, freuen sich über unverhofftes Geld und mediale Aufmerksamkeit.
An den Piraten sieht man dann allerdings, dass man auch schnell wieder ins Nirvana stürzen kann, wenn man die Chancen positiv aufzufallen nicht nutzt.
Letztlich dürften also nur 5%-Parteien ein echtes Interesse an dem Potential der Nichtwähler haben.
Der Rest kann sich auf sicherem Wählerterrain bewegen. Hier ändern sich nur langsam und langfristig Dinge – wie man am Umgang der SPD mit den Linken sieht.
Irgendwann kommt auch hier das Ende der „Ausschließeritis“ – genau wie bei der CDU mit den Grünen.
1.
Brummbär schrieb am 22.09.2013 um 10:06 Uhr:
Ist das ein Wunder, dass es einem immer mehr stinkt?
Ich weiß, dass ich das nicht alleine so sehe.
Nach der Wahl kriegen wir erst mal richtig was verbraten.
Im Wahlkrampf war von den wirklich wichtigen Themen sehr wenig bis nix zu hören.
Muttis Hände auf Plakaten (oh Mann!!!) und Problempeers Stinkefinger (auch nicht besser – reiner Populismus, Hauptsache im Gespräch!) – das waren die Aussagen, die die Wähler zur Urne treiben sollen???
Die halten uns echt für vollkommen unterbelichtet.
In unserer Stadt läuft’s auch nicht besser.
Hier zu lesen:
„Verwaltung will „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreundlichkeit“ auf den Prüfstand stellen“
und die CDU-, SPD-, FDP-Politiker nicken begeistert dazu.
http://www.bz-mg.de/politik-verwaltung-parteien/mg-verwaltung/verwaltung-will-die-berucksichtigung-von-auswirkungen-auf-kinder-und-familienfreundlichkeit-auf-den-prufstand-stellen.html
Nervt mich richtig an!
Zur Wahl: Ich will weder Pest noch Cholera. Den Spruch hab ich lange nicht mehr so oft gehört wie dieses Mal. Der steht mir echt bis sonstwo. Helfen tut der auch gar nichts.
62 Millionen dürfen sich heute mit diesem Problem rumschlagen. Motiviert besonders, wenn dann auch schon mal vorgewarnt wird, dass der Bundestag noch größer werden könnte.
Echt toll! Wir haben’s doch. Von Sparen ist da keine Rede. Das tut man nur am Bürger. Irgendwo muss die Knete herkommen.