Trabrennbahn: Wie vergleicht man eigentlich den Wert von Arbeitsplätzen?
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Noch immer will die WFMG das Gelände der Trabrennbahn vermarkten. Und natürlich laufen dazu „hinter den Kulissen“ Gespräche mit führenden Politikern, die sich ihrerseits auch „hinter den Kulissen“ auf der Rennbahn umhören.
Je nach Art des Informationsflusses und nach Einflussnahme auf Entscheidungen ist so etwas im Volksmund als „Strippen ziehen“ bekannt. Obwohl nach der Kommunalwahl einige dieser „Zieher“ von der öffentlichen Bühne verschwunden sind, ziehen sie weiter. Andere sind noch in (politischen) Ämtern und machen hier weiter.
Gerät etwa auch die „Ampel“ in das Fahrwasser solcher „Strippenzieher“?
Wie dem auch sei, immer wieder wird bei solchen „Kulissen-Gesprächen“ und in der Öffentlichkeit betont: Ein Gewerbegebiet schafft Arbeitsplätze. Doch: Welche und wie viele?
Wie rechnen Politiker, die letztlich die Entscheidung über die Zukunft des Trabrennbahn-Areals fällen, eigentlich den (Einkommens-)Wert der Trabrennbahn gegen den eines Gewerbegebietes auf?
Fest steht, dass die älteste Trabrennbahn Deutschlands jahrelang um ihre Existenz kämpfte, der neue Rennverein das Geschäftsmodell reformierte und den heimischen Trabrennsport auf existentiell gesicherteren Füßen stellte. Wie erfolgreich das Ganze weiter verläuft, kann niemand voraussagen; auch Pferdesport und Wettgeschäfte unterliegen nunmal den Gesetzen des Marktes.
Sechs selbständige Trainer finden derzeit hier mit dem Rennsport ihr Auskommen, führen Einkommenssteuer ab, beschäftigen Pferdepfleger.
12 Ställe sind im Durchschnitt mit zehn bis zwölf Trabern belegt. Je nach Belegung versorgen ein bis zwei Pferdepfleger je Stall die Tiere.
Der Rennverein beschäftigt acht Angestellte. Außerdem kümmert sich eine selbständige Buchhaltungskraft um die ordentliche Belegführung etc. des Vereins.
Ein Bahninspektor und zwei weitere Bahnarbeiter sorgen für die laufende Pflege des rund 120.000 qm großen Geländes samt Instandhaltung der Gebäude mit Stallungen und Tribünenbereich.
Daneben vermittelt die ARGE immer wieder Personen, die schwer auf dem 1. Arbeitsmarkt vermittelbar sind und die durch die Arbeit auf dem Gelände der Trabrennbahn wieder eine regelmässige Tätigkeit ausüben und zu einem geregelten Tagesablauf finden.
Im Durchschnitt gibt es zwei Renntage pro Monat.
An jedem Renntag sind über 50 Menschen mit Technik, organisatorischem Ablauf, Wettschalter und Gastronomie beschäftigt. Viele dieser „Minijobber“ sind auf diese zusätzliche Einnahmequelle angewiesen.
Der Gastronomiebetrieb läuft auch außerhalb der Renntage, sichert ebenfalls Existenzen.
Gerade sozial-engagierten Politikern sollte klar sein, dass ein Minijob mittlerweile nicht nur ein Zuverdienst ist, der in Urlaub und Freizeit einfließt, sondern dass ein Minijob für immer mehr Menschen eine existenzsichernde Bedeutung hat.
Doch können unsere Politiker eigentlich verlorene Einkommen einer Trabrennbahn mit zu erwartenden Einkommen eines Gewerbegebietes Nord (nicht zu verwechseln mit dem Nordpark!) aufrechnen?
Dazu müsste WFMG-Chef Schückhaus erst einmal verraten, welche Unternehmen sich auf dieses Gelände ansiedeln sollen. Gibt es schon Interessenten?
Die Stadt Mönchengladbach schließt jedenfalls vorsorglich nur jährliche Pachtverträge mit den Rennverein ab. Würden auf der Rennbahn die Lichter endgültig ausgehen, wäre die Stadt nicht mit langfristigen Pachtverträgen vertraglich geknebelt, könnte die anderweitige Entwicklung dieses Geländes dann zügig auf die politische Tagesordnung setzen.
Welche und wie viele Arbeitsplätze werden also tatsächlich neu geschaffen in einem „Gewerbepark Nord“? Bei einem Gewerbegebiet, bei dem eine gemeinsame Gebietsentwicklung mit Korschenbroich zumindest mit vielen Fragezeichen versehen ist.
Diese Antwort bleibt Schückhaus bis dato der Öffentlichkeit schuldig. Einen Interessenten gibt es mit Sicherheit, doch schafft dieser Interessent tatsächlich neue Arbeitsplätze oder verlagert er nur sein Unternehmen?
Erinnerungen an das Gewerbegebiet Dünnerfeld werden wach. Auch damals wurde unter Hinweis auf „mehr Arbeitsplätze“ und „konkreter Bedarf“ das Ackerland zwischen Gewerbegebiet Engelbleck und Loosenweg in ein weiteres Baugebiet für Gewerbe und Wohnhäuser umgewandelt.
Getan hat sich nichts. Kein einziger Arbeitsplatz ist entstanden!
Kein Geheimnis ist, dass Drekopf in Gestalt ihrer Geschäftführerin Nicole Finger, ihres Zeichens ebenfalls Ratsfrau und zum damaligen Zeitpunkt Parteivorsitzende der FDP, mehr Platz für die Erweiterung des Altpapierentsorgers benötigte (und vermutlich der einzigste wirkliche Interessent am Dünnerfeld) … und nun interessiert an der Trabrennbahn? Sicherlich reine Spekulation, allerdings würde es auch manches Lkw-Problem lösen.
Die Frage stellt sich also: Wer ist denn nun an diesem Gelände interessiert? Und zwar so stark interessiert, dass keine andere Gewerbegebietsfläche in ganz Mönchengladbach in Betracht kommt?
Oder will der Geschäftsführer der WFMG der Öffentlichkeit ernsthaft verkaufen, dass er aufgrund mehrerer schwammiger Nachfragen schon mal rein vorsorglich dieses Gelände in ein Gewerbegebite umwandeln möchte?
Das Geschäftsmodell der WFMG würde damit auf eine Vorratshaltung an Gewerbegebieten basieren, damit sich Unternehmer dann aus diesem Vorrat das Beste aussuchen können.
Und hierfür die Trabrennbahn als eines der Wahrzeichen der Stadt Mönchengladbach mutwillig und vorsätzlich in den Ruin treiben, zur Aufgabe zwingen? Kaum zu glauben!
Oder soll „nur noch“ schnell Geld für Gutachten o. ä. ausgegeben werden, bevor die Stadt endgültig ihren finanziellen Spielraum verloren hat und überschuldet ist?
Politiker haben jedenfalls die Pflicht genau zu prüfen und abzuwägen, ob solch eine Bevorratung „ins Blaue“ und Geldausgaben für Gutachten wirklich Sinn machen.
Sie sollten sich zunächst einmal tranparent darlegen lassen, welche Gewerbegebiete WFMG/EWMG mit welchen Größen und in welchen Qualität „im Angebot“ haben.
Und wie vergleichen also unsere Politiker den Wert von Arbeitsplätzen und von Existenzen?
Wie verantwortlich gehen sie mit ihrer Macht um, Existenzen zu vernichten, gestützt allein auf unbelegte Aussagen über vermeintlich neue Arbeitsplätze?
Und wie sinnvoll gehen sie mit den letzten frei-verfügbaren Steuergeldern der Bürgerinnen und Bürger um?
Fragen über Fragen, die die Politiker, und nicht WFMG-Chef Schückhaus, ihren Wählerinnen und Wählern beantworten müssen.
Werden diese nicht gestellt, nicht beantwortet, wird nicht tranparent, was der Verlust der Trabrennbahn an Gewinn und Zuwachs für die Stadt und ihre Bürger wirklich bringen. Dann könnten Politiker letztlich ihren Job der Wirtschaftsförderung überlassen; zumindest an dieser Stelle könnte die Stadt Mönchengladbach Ausgaben einsparen.
Bleibt zu hoffen, dass die „Ampel“ darauf achtet, nicht in das Fahrwasser der ehemaligen CDU/FDP-Strippenzieher zu geraten. Nur wenn sie das verhindert, kann sie eines ihrer Hauptziele, nämlich umfassende „Transparenz“ glaubhaft weiter kommunizieren.
5.
Gandalf schrieb am 28.08.2010 um 19:51 Uhr:
@ mine
Wie wahr. Die SPD gab in dieser Stadt jahrzehntelang den Biedermann. So, wie es Frisch beschreibt, half sie (wie Biedermann den Brandstiftern) die nötigen Zündschnüre mit zu vermessen. Wirkliche Oppositionsarbeit hätte anders aussehen müssen. Die verlief hier, sagen wir mal, sehr diskret, unauffällig.
Was gibt es zu dealen, dass man nun ggf. im Falle der Trabrennbahn zum Biedermann für die FDP wird?
Wie meinte Hülldopp: die Kleinen jagen die Großen. Mit welcher “Überraschung” wird der Bürger seitens der SPD im Gegenzug (Trabrennbahn für die FDP) “beglückt”? Was steht bei ihr auf dem Wunschzettel?
Die SPD wurde nicht gewählt, damit sie sich, statt wie früher (mehr oder weniger) mit der CDU nun (um so mehr) mit der FDP arangiert.
Vorsicht! Der Bürger könnte das sehr übel nehmen!
4.
Mine schrieb am 28.08.2010 um 11:19 Uhr:
Also bei den Grundstücksgeschäften dieser Stadt hat sich nichts verändert.
SPD, Grüne und FDP schwimmen im gleichen Fahrwasser der vorherigen Ratsmehrheit CDU und FPD.
WFMG und EWMG arbeiten weiter im Nebel und eine kleine handvoll führender Politiker und Unternehmer vernebelt weiter mit oder tut zumindest nichts, damit sich der Nebel lichtet.
Bei Giesenkirchen 2015 haben wir Bürger auch gekämpft, weil wir den Ausverkauf unserer Flächen und unserer Heimat mit dubiosen, vorgeschobenen Gründen leid waren.
Dass hier die FDP Triebfeder ist, klar – aber so eine Triebfeder funktioniert nur mit Biedermänner der SPD. Denn dass für die Grünen Umweltschutz an erster Stelle steht bei Versiegelung von Flächen, das nehm ich denen noch ab.
Dabei fällt mir der Klassiker „Biedermann und die Brandstifter“ ein. Für mich sind die Biedermänner schlimmer, denn sie lassen die Brandstifter agieren.
3.
Gandalf schrieb am 27.08.2010 um 00:19 Uhr:
Da kann ich Herrn Schultz nur beipflichten.
Wir haben in Mönchengladbach, so scheint es zumindest, mehr als genug Gewerbegebiete. Interessant wäre wirklich, einmal zu erfahren, inwieweit diese „voll“ sind. Wozu nun schon wieder eine neue Baustelle eröffnen, weil irgendjemandes Begehrlichkeiten erfüllt werden müssen?!
Die Filzokratie in unserer Stadt nervt ungemein!
Wenn unseren Politikern so viel an Arbeitsplätzen liegt, zum Kuckuck, dann sollen sie sich doch darum kümmern, dass die Rahmendbedingungen geschaffen werden, die Unternehmen dazu bringen könnten, sich hier anzusiedeln!
Vor allem sollten sie dort, wo Arbeitsplätze existieren, die Finger davon lassen und diese, wie im Fall der Trabrennbahn, nicht auch noch vernichten. Was Besseres kommt meist nicht nach! Wenn überhaupt was kommt!
Der Niedergang der Textilindustrie ist schon zig Jahrzente (!) her. Was kam danach?
Hier wurde nur gebaut, denn Steine kosten und brachten/bringen bestimmten Leuten und Günstlingen Geld. Leider ist unsere Stadt davon nicht schöner geworden!
Diese Stadt kennt nur eins: Borussia. Das ist das Goldene Kalb dieser Stadt, vor dem alle auf die Knie gehen. Was soll das? Wenn das alles ist, können wir einpacken!
Die beste Werbung, die diese Stadt haben kann? Tja, was hat uns das bisher (z.B. in den letzten 20 Jahren) gebracht? Die Arbeitslosigkeit ist mit die am höchste in NRW! Super!
Lasst die Trabrennbahn in Ruhe. Ich bin zwar kein Fan des Pferdesports aber sie hat einen Namen und ist wirklich eines der wenigen Dinge, die noch über unsere Stadtgrenzen hinaus bekannt sind.
Unsere Stadt sollte schöner, besser, offener werden – aber nicht umzingelt von Industriegebieten, die leer stehen und mit Straßen, die diese verbinden müssen. Wann begreifen unsere Politiker, dass es mal ganz gut wäre, jemanden zu fragen, der von Stadtplanung wirklich was versteht?
O.K. dann gibts weniger untereinander zu verteilen – aber, vielleicht würde es sich dann endlich mal positiv für die Bürger auswirken?!
Jobs, Jobs und nochmal Jobs – dann hört auch das Gejammere von zu viel Sozialleistungen, die gezahlt werden müssen, auf! Sind nämlich nicht nur alle dumme, faule Socken.
Es sollte einigen Politikern in unserem lauschigen Ort endlich zu Bewusstsein kommen, wozu sie gewählt wurden. Auch sie sollten Ihren Job machen und zwar zum Wohle des Volkes/der Bürger und nicht nur einiger weniger oder gar sich selbst!
2.
Hülldopp schrieb am 26.08.2010 um 15:08 Uhr:
de kleene (FDP) jaare de jru’ete (früher CDU heute Ampel)?
(die kleinen jagen die großen)
1.
Torben Schultz schrieb am 26.08.2010 um 13:15 Uhr:
Wir brauchen in MG dringend ein Kataster, in dem die derzeitigen Gewerbeflächen verzeichnet sind, im besonderen die nicht genutzten.
Wenn z.B. aus der Trabrennbahn ein neuer Gewerbepark entstehen soll, dann führt das nur zu weiterer Flächenversiegelung – und die daraus resultierenden Probleme müssen hier wohl nicht genannt werden.
Jedoch ist es unabhängig von Flächenversiegelung und der Frage ob wir überhaupt und an der Stelle ein Gewerbegebiet brauchen absurd die Trabrennbahn aufs Spiel zu setzen.
Der jetzige Verein macht eine gute Arbeit und schafft es den Trabrennsport bürgernah zu präsentieren.
In MG zeigt sich, dass es hier nicht um einen Sport für „reiche Pferdebesitzer“ und ein paar „Wettsüchtige“ handelt. Der Verein macht an den Renntagen was für die Kinder und hat mit der Art Lounge ein geselliges Umfeld geschaffen.
Ohne dass der Rennverein wirklich etwas vom Stadtsportbund hat, er ist da eingetreten – für mich ein Zeichen wie sie den Rennsport verstehen, als ein Sport für alle.
Es ist zwar jetzt bei mir schon wieder über ein Jahr her, dass ich da war und das auch nur „mitgeschleppt“. Aber es hat mir Spaß gemacht, eben auch wenn es nicht „mein Sport“ ist und ich da nicht zum Dauergast werde.
Die Trabrennbahn ist ein Teil von MG, den ich nicht missen möchte!