Runder Tisch der Landwirtschaft bei Willichs Bürgermeister Josef Heyes • Landwirte sehen sich „gläsern“ • Über Wirtschaftswege, Gülle, Landeswassergesetz, Ferngasleitung, …
Hauptredaktion [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[02.02.2017] Zur Begrüßung des „Runden Tisches“ erinnerte Bürgermeister Josef Heyes daran, dass man am 02. Februar Maria Lichtmess, das Fest zur Darstellung des Herrn im Tempel, 40 Tage nach Weihnachten feiere, in den Staaten aber den „Groundhog day“.
Und etwas von „und täglich grüßt das Murmeltier“ hatte der „Runde Tisch der Landwirtschaft“, zu dem Heyes jedes Jahr in diesem Zeitraum einlädt, dann schon: Erneut kam unter anderem auch das Dauerbrenner-Thema „Wirtschaftswege“ zur Sprache – wenn auch in einem neuen Zusammenhang.
Den runden Tisch bildeten (von vorn links im Uhrzeigersinn): Christian Meyer (Schiefbahn), Stadtlandwirt Theo Heyes, Helmut Oellers (Neersen), Dr. Michael Heintges (Anrath), Ortsbauernvorsitzenden Peter Friesen (Willich), Bürgermeister Josef Heyes, Paul-Christian Küskens (Kreisbauernvorsitzender), MdB Uwe Schummer, Sebastian Gores (Geschäftsführer Kreisbauernschaft Krefeld Kreis Viersen), und Andreas Hans als Leiter des Geschäftsbereichs Landschaft und Straßen.
Andreas Hans brachte zum Einstieg ein, dass nicht nur, aber auch in Willich (nach entsprechenden deutlichen Hinweisen der Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen) zum Jahr 2018 eine Satzung auf den Weg gebracht werde, nach der investive Maßnahmen in Sachen Wirtschaftswege abrechnungspflichtig werden – was dann auch anteilig Kosten für die Anlieger der betreffenden Grundstücke mit sich bringe.
Hier schwant den Landwirten Böses, die sich einig waren, sich rechtzeitig vor den entsprechenden politischen Beschlüssen im Herbst dieses Jahres auf kommunaler Ebene in die Verhandlungen einbringen zu wollen.
Allgemein wurde zum Thema Wirtschaftswege festgehalten, dass man von der Stadt als Ordnungsbehörde mehr Unterstützung erwarte, wenn von privaten Grundstücken wuchernde Gewächse in die Wirtschaftswege ragten.
Hier zeigten Anlieger bisweilen wenig bis gar kein Verständnis, dass es angesichts „zugewachsener Wege“ und breiter landwirtschaftlicher Maschinen zu gefährlichen Situationen (zum Beispiel im Begegnungsverkehr mit Radlern) kommen könne und deswegen ein Rückschnitt dringend nötig sei.
Bürgermeister Heyes bat die Landwirte in derartigen Fällen um möglichst konkrete und kurzfristige Informationen, um entsprechend tätig werden zu können.
Deutlich wurde bei allen Themen, dass die Kontrollen der Landwirtschaft offensichtlich in nahezu allen Bereich greifen.
Die Ausbringung beispielsweise von Gülle, Phosphor, Stickstoff, Humus und anderem Dünger, aber auch das Recycling von Folien, Kanistern oder Pflanzenschutzmittelresten werde wirklich laufend dokumentiert und (auch unangekündigt) kontrolliert.
Ein Beispiel: „Es werden Stickstoffbilanzen erstellt – und habe ich da in bestimmten Bereichen einen Überhang, muss ich mich erklären“, so Kreisbauernvorsitzender Küskens.
Schon aus Kostengründen sei die Mär vom Landwirt, der rücksichtslos Mengen aufbringe, wie er wolle, einfach Unsinn.
Die Qualitätsanforderungen des Handels an das fertige Produkt machten das Düngen fraglos erforderlich, Wetterereignisse wie den Dünger auswaschender Sturzregen im letzten Frühsommer mache das perspektivisch richtige Dosieren schwer – aber inzwischen sehe man sich, so war unisono zu hören, in Folge der ständigen Kontrollen und Dokumentationen auch des Bodens in verschiedenen Schichten eher als „gläserner Landwirt“.
„Überregionale Gülledepots“ regte in diesem Zusammenhang Ortsbauernvorsitzender Peter Friesen an, die es ermöglichen könnten, das Ausbringen der Gülle zeitlich wie räumlich zu entzerren.
Äußerst kritisch sehen die hiesigen Landwirte offensichtlich die Aktivitäten des Wasser- und Bodenverbands der Mittleren Niers in Sachen Pflege der Uferrandstreifen, speziell nach der breitere Arbeitsstreifen ermöglichenden Neufassung des Landeswassergesetzes.
„Wie die Axt im Walde“ werde da teilweise mit großen Maschinen und recht rücksichtlos gearbeitet, was auch der Natur nachhaltig schade.
Hier will man kurzfristig mit dem Verband das klärende Gespräch suchen.
Wenig Freude – um es defensiv zu formulieren – haben die Landwirte offensichtlich auch an der derzeit in Verhandlungen stehenden Entschädigungsregelung in Sachen bundesweite Ferngasleitung.
Hier würden die Landwirte, deren Grund genutzt wird, mit einem „einmaligen Trinkgeld abgespeist“, während sich „die Trassenbetreiber über Jahrzehnte eine goldene Nase“ verdienen würden, so der Willicher Ortsbauernvorsitzende Friesen.
MdB Uwe Schummer zeigte Verständnis, forderte die betroffenen Landwirte auf, sich in die Verhandlungen in Sachen Rahmenvertrag mit den Betreibern einzubringen – und zog Parallelen zum Thema Ausgleichsflächen für Windräder und Energiewende: „Das hat einen ökologischen Zweck und sollte schon allein deswegen nicht mit einem weiteren ökologischen Preis zu Lasten der Landwirtschaft verbunden werden.“