Methangas-Anlage Gripekoven: Informationsveranstaltung – Teil I: Über 250 Bürger „mobilisiert“ – Investoren und Gelsenwasser ohne Rederecht
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Es hat „nur“ 38 Einwohner, das Dorf Gripekoven am Stadtrand von Wegberg und an der Grenze zu Rheindahlen, in das nach dem Willen der in Gripekoven ansässigen Landwirtsfamilie Caspers die größte Methangas-Anlage in NRW gebaut werden soll.
Und das mit einem Ausmaß, das die erst vor wenigen Wochen gegründete Bürgerinitiative „Pro Wasser & Natur Gripekoven“ nicht zu Unrecht als Methangas-Fabrik bezeichnet.
Wie in vielen solcher Fälle nicht ungewöhnlich, ist es zunächst eine kleine Zahl von Einwohnern, die sich um ihr Lebensumfeld sorgen und gegen solche Anlagen mobil machen.
Welches Ausmaß diese friedliche „Mobilmachung“ annehmen würde, hatten der Sprecher der BI, Peter Krenzel, und seine neun Mitstreiter nicht erahnen können, als sie zu einer Informationsveranstaltung zur Methangas-Produktion im Allgemeinen und zum geplanten Standort im Besonderen ins Hotel Esser nach Kipshoven einluden.
Über 250 interessierte Bürger waren dieser Einladung gefolgt, so dass manche Teilnehmer in einem Nachbarraum Platz nehmen und dort per Lautsprecher den Vorträgen mehrerer Referenten zuhören mussten.
Von Beginn an war klar, dass es eine reine Informationsveranstaltung sein sollte. Die Vorstellung von Projektdetails stand nicht auf der Agenda.
So hatte es auch im Vorfeld zwischen der BI und Gelsenwasser die Vereinbarung gegeben, dass deren Vertreter nicht teilnehmen würden. Gelsenwasser hatte diese „Spielregeln“ akzeptiert. Zunächst!
Unvermittelt wurde diese Vereinbarung seitens des bei Gelsenwasser u.a. für Methangas-Anlagen zuständigen Prokuristen, Dr. Bernhard Klocke, „aufgekündigt“. Klocke bestand darauf, mit Mitarbeitern teilzunehmen.
Zu Beginn der Veranstaltung machte der Moderator der BI, Winfried Weber, deutlich, dass weder die Vertreter von Gelsenwasser, noch die Investoren, die Familie Caspers und Christoph Noven bei Wortmeldungen nicht berücksichtigt werden würden. Diese Vereinbarung wurde auch gehalten.
Sowohl Weber, als auch die später den „Fragen-Part“ dieser Veranstaltung moderierende Ehrenbürgermeisterin der Stadt Wegberg, Hedwig Klein, hatten klar gemacht, dass falls der Wegberger Rat am 18.12.2012 der von der Investorfamilie Caspers beantragten Änderung des Flächennutzungsplanes zustimmen werde, Caspers und Gelsenwasser die Möglichkeit hätten, eigene Bürgerversammlungen zu veranstalten und dabei ihr Vorhaben zu präsentieren.
Vor diesem Hintergrund wurden dann gestern Abend auch Details zur Anlage selbst nicht thematisiert.
Dies versuchte Dr. Klocke nach der Veranstaltung über das anschließende Pressegespräch der BI, an dem neben den Referenten auch Politiker aller im Wegberger Rat vertretenen Parteien teilnahmen, zu erreichen.
Seine nachdrücklich vorgetragene Forderung zur Teilnahme an diesem Pressegespräch lehnte BI-Sprecher Krenzel ebenso nachdrücklich und konsequent ab. Klocke könne, wenn es zu einem „Verfahren“ käme, eigene Pressegespräche initiieren.
Aus dem Pressegespräch konnte man den Eindruck mitnehmen, dass sich unter den teilnehmenden Politikern kein eindeutiger Befürworter einer „Methangas-Fabrik“ in Gripekoven befand.
Wie sich letztlich die übrigen Ratsmitglieder bei der Abstimmung verhalten werden, wird davon abhängen, wie sie von den teilnehmenden Politikern informiert werden.
Bemerkenswert ist, dass im Gegensatz zu Mönchengladbach, in keiner Fraktion des Wegberger Rates „Fraktionszwang“ praktiziert wird, wie Heinz Niessen, Fraktionsmitglied der FDP unserer Zeitung sagte.
Keinem der Politiker ging es, wie auch fast keinem Teilnehmer, darum, wie eine Anlage aussehen, funktionieren und betrieben würde, sondern um die Frage, welche Auswirkungen eine solche „Mega-Anlage“ auf das Lebensumfeld des gesamten Wegberger Gebietes und vor allem das Wasserschutzgebiet und das Naturschutzgebiet haben würde.
Viele dieser teils grundsätzlichen Fragen beantworteten die Sprecherin der Mönchengladbacher „aktion Durchblick“, Hannelore Huber, die der Frage nachging „Energie aus Mais – Sinn oder Unsin?“, die potenziell unmittelbar betroffene Frauke Schnoor aus dem Mönchengladbacher Ortsteil Knoor, die aktiv auch die Interessen u.a. des NABU in dieser Region vertritt und Rainer Schmidt, der als unmittelbarer Nachbar einer Methangas-Anlage in Güterglück (liegt zwischen Magdeburg und Dessau) nach Wegberg gekommen war, um eindrucksvoll über seine Erfahrungen zu berichteten.
Diese Vorträge werden in Kürze hier auf BZMG zu lesen, zu sehen und zu hören sein.
Die Frage, warum Gelsenwasser ausgerechnet in Wegberg nach einer geeigneten Fläche für die Errichtung einer „Methangas-Fabrik“ sucht, blieb für die meisten Anwesenden unbeantwortet.
In der Zwischenzeit liegen unserer Redaktion dazu Informationen vor, die eine durchaus logische Motivation von Gelsenwasser erkennen lässt.
Wie der Name dieses Versorgers aussagt, reklamiert dieser für sich eine hohe Kompetenz zum Thema „Wasser“.
Es ist unstrittig, dass Methangas-Anlagen über kurz oder lang dazu führen, dass der Nitratgehalt des Grundwassers steigen wird.
- „…Erhöhte Nitratgehalte haben negative Auswirkungen auf die Ökologie der Gewässer, können aber auch zu einer Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität und damit zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.“ …
- … „Grundwasser ist ein Teil des Wasserkreislaufs und speist Bäche und Flüsse. Seine Beschaffenheit hat einen erheblichen Einfluss auf Oberflächengewässer. Eine enge Beziehung besteht ebenfalls zwischen dem oberflächennahen Grundwasser und bestimmten Feuchtbiotopen, den so genannten terrestrischen Ökosystemen“ …
- … „Zum Schutz der menschlichen Gesundheit legt die EG-Trinkwasserrichtlinie für Nitrat einen Grenzwert von 50 mg/l fest. …“
Dies sind Aussagen des Umweltbundesamtes zum Thema „Nitratbelastung“ vom Juli 2011.
All dessen ist sich auch Gelsenwasser bewusst, seit sie sich, wie es den Anschein hat, geradezu generalstabsmäßig auf die Suche nach Regionen, Gebieten und Grundstücken begibt, die sich für Methangas-Anlagen eignen.
Weil in Krefeld, dem Kreis Viersen und Mönchengladbach schon heute kritische Nitratwerte erreicht sind, kommen diese Gebiete für Gelsenwasser nicht in Frage, sind also „nicht interessant“.
Wie auch immer vor diesem Hintergrund die Kontakte zwischen Gelsenwasser und den Investoren Caspers/Noven aus Gripekoven zustande kam, ist für die Wegberger zweitrangig.
Nicht zweitrangig und besonders bezeichnend hingegen ist, dass Gelsenwasser sich also Gebiete aussucht, die noch über „Nitrat-Belastungspotenzial“ verfügen.
Im Klartext: ‚Solange die Nitratgrenzwerte des Grundwassers einer Region noch nicht erreicht sind, können wir Methangas-Anlagen planen, bauen und betreiben’.
Eine fatale Philosophie, die bei den Wegbergern mehr als „Unwohlsein“ verursacht, und für die Politiker am 18.12.2012 im Wegberger Rat ein wichtiges und nicht zu unterschätzendes Entscheidungskriterium sein dürfte, wenn sie über den Antrag zur Änderung des Flächennutzungsplanes eines Wasserschutzgebietes entscheiden.
Der gestrige Zuspruch auf die Einladung der BI „Pro Wasser & Natur Gripekoven“ könnte am nächsten Dienstag noch übertroffen werden, so dass Wegbergs Bürgermeister Pillich (CDU) ob eines zu erwartenden großen Besucherandrangs die Ratssitzung wohl ins Wegberger Forum verlegen dürfte.
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nihil-est schrieb am 8.12.2012 um 08:18 Uhr:
“ Missing Link “
Fremdzitat 06.12.12 “ Gelsenwasser „: Biogasanlage in „Gripekoven“ wird Vorzeigeprojekt
Ökologisch orientiertes Konzept wird die Verträglichkeit mit dem Umweltschutz sicherstellen
Bekanntlich hat jede Medaille 2 Seiten.
Auch wenn man dadurch nicht unbedingt besser/fachlicher/sachlicher informiert ist, so macht es nix auch die weitere Seite zu beleuchten. Auf jeden Fall aber ist man sodann umfassender informiert.
Nur so am Rande, nebenbei