Kaufland in Holt • Teil I: Die Mär vom „Magneten“ für Holt [mit Video]
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[18.08.2014] Betrachtet man den „Magnet-Kreis“, den der Vertreter der Kaufland Stiftung GmbH & Co. KG, Volker Hildebrand, bei der Veranstaltung am 14.08.2014 vorstellte, müsste die Ansiedlung des Verbrauchermarktes mit Schwerpunkt Lebensmittel auf dem Gelände des ehemaligen Praktiker-Marktes an der Bahnstraße für Holt geradezu ein Segen sein.
Soll doch die „Magnet-Grafik“ suggerieren, dass die Ansiedlung von Kaufland, gerade an dieser Stelle, den beispielsweise an der Aachener Straße befindlichen inhabergeführten Unternehmen und Geschäften mehr Kundschaft bringen würde, als bisher.
Diese von Hildebrand aufgezeigte Vision hat eine ebenso hohe Wahrscheinlichkeit, wie die, dass das Gladbacher Münster irgendwann im JHQ stehen wird.
Schaut man sich das geplante „Sortiment“ außerhalb des eigentlichen Kauflandmarktes, also im Bereich der Kassenzone an der Aachener an, erkennt der unbedarfteste Laie, dass genau das Gegenteil eintreten kann.
Auch wenn Kaufland sich nicht des real-Slogans „einmal hin – alles drin“ bedient, ist genau das Prinzip und Ziel von Kaufland und im Übrigen auch anderer Konzerne dieser Art.
Zwei Bäcker und ein darüber hinaus ausgesprochen umfangreiches Flächenangebot für Brot und Backwaren, führen die Kaufland-Argumente zur „Magnet-Wirkung“ ebenso ad absurdum, wie die Tatsache, dass beispielsweise die vorhandenen Nahversorgungskomponenten Friseur, Metzger, Lotto-Annahmestelle mit Post-Dienstleistungen durch die Kaufland-Ansiedlung an dieser Stelle zu einer ruinösen Wettbewerbssituation führen könnte, die durch das Mönchengladbacher Nahversorgungs- und Zentrenkonzept vermieden werden soll.
Im vorliegenden Fall kommt hinzu, dass sowohl Kaufland als auch Jessen mit in Holt angesiedelten Geschäftsbetreibern „in Gesprächen“ ist, wie Joachim Bücker (Geschäftsführender Gesellschafter der Bauunternehmung Jessen) erklärte, u.a. darüber, ob diese sich (auch) im neuen Kaufland-Markt ansiedeln würden.
Nicht das Vorhaben an sich, Kaufland an dieser Stelle ansiedeln zu wollen, stößt auf den Widerstand des Vereins „Holt hat’s“ und der überwiegenden Holter Bürger, sondern die Größe von ca. 4.600 qm Verkaufsfläche.
Vereinsvorsitzender Roland Lehmann erklärte dazu, man habe nichts gegen Kaufland, sondern gegen die Größe, in der hier gebaut werden soll. 1.500 qm seien vollkommen ausreichend.
Der Holter Helmut Jansen brachte es bei der Veranstaltung im Altensportzentrum an der Aachener Straße auf den Punkt. Er erklärte, dass im Umkreis von einem Kilometer acht Märkte vorhanden seien, in Holt brauche man Kaufland nicht…
Basierend auf Bestandserhebungen aus dem Jahr 2005 wurde Holt 2007 als C-Zentrum eingestuft.
Die damalige städtebauliche Situationsbeschreibung trifft heute nicht mehr zu. Die Aachener Straße ist verkehrsberuhigt. Die aktuelle Aufenthaltsqualität kann nicht mehr als „trist“ bezeichnet werden.
Geblieben von der seinerzeitigen Einschätzung ist das mittlerweile stabile Einzelhandelsangebot, das überwiegend der Nahversorgung dient, wodurch die, sowohl von Investor Jessen als auch dem potenziellen Kaufhausbetreiber Kaufland, in Wortgirlanden gehüllte „Magnet-Wirkung“ für den Holter Einzelhandel unglaubwürdig erscheint.
Dies insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Planungen:
Für diese „Magnetwirkung“ besteht in Holt bereits ein ausreichendes und von den Holtern genutztes Angebot.
Es ist ein Irrglaube, anzunehmen, dass Kaufland-Kunden nach ihrem Einkauf die an der Aachener Straße angesiedelten Geschäfte (z.B. Bäcker, Florist, Imbiss) aufsuchen werden, wenn solche Angebot im Kaufland-Gebäude im sogenannten Vorkassenbereich vorhanden sind.
Mehr noch: Wenn Kaufland diese Angebote aufrecht erhält, besteht die Gefahr, dass die vorhandenen Geschäfte in ihrer Existenz bedroht werden, über kurz oder lang schließen müssen und Leerstand an der Aachener Straße erzeugt wird.
Es ist ausgesprochen optimistisch, anzunehmen, dass Kaufland-Kunden ihr Fahrzeug mit eingekauften Lebensmitteln im Kaufland-Parkhaus stehen lassen, um sich im Eiscafé an der Aachener Straße oder gar im Restaurant „Engelshof“ zu entspannen.
Dies dürfte auch oder gerade für die Kfz-Werkstatt „pitstop“ gelten. Wer würde wohl beim Kaufland einkaufen und gleichzeitig oder anschließend sein Fahrzeug reparieren lassen?
Selbst bei allergrößter Phantasie und Wohlwollen für einen „Kaufland“ in Holt ist nicht zu erkennen, dass Kaufland-Kunden vor, während oder nach ihrem Einkauf die Kirche aufsuchen.
Es sei denn, es würde der unwahrscheinliche Fall eintreten, zwischen Kaufland und der katholischen Pfarre St. Michael gebe es den „Deal“, dass die Kirche während der gesamten Öffnungszeiten des Kaufland-Marktes ebenfalls ihre seelsorgerischen Leistungen anbietet. Von „Magnetwirkung“ kann also keine Rede sein.
Insgesamt scheint die „Magnet-Wirk-Theorie“ von Kaufland und Jessen der ungeeignete Versuch zu sein, den Holtern und anderen Verfechtern des Mönchengladbacher Nahversorgungs- und Zentrenkonzeptes die Ansiedlung des 4.300 qm großen Einkaufsmarktes schmackhaft zu machen.
2.
Ypsilon schrieb am 20.08.2014 um 23:18 Uhr:
Kirche???
Sorry, was soll das denn?
Hoffentlich beschweren sich jetzt nicht evangelische Christen und ggf. auch Juden, Muslime, Buddhisten, Zeugen Jehovas und Bürger weiterer Religionen, dass nur die katholische Kirche von Kaufland profitiert.
Soll das ein Scherz sein oder meinen die das wirklich ernst?
Sollte letzteres der Fall sein, kann man direkt das gesamte Konzept der „Magnet-Wirkung“ von Kaufland in Frage stellen. Für wie dumm halten diese „Fachleute“ die Anwohner in Holt?
Dieser überdimensionierte Markt passt/gehört nicht dort hin.
1.
M. Angenendt schrieb am 19.08.2014 um 15:42 Uhr:
Toll, da wird sich die katholische Kirche aber freuen! Vielleicht treten dann wieder mehr in die Kirche ein als aus.
Was sagen die anderen Kirchen oder Glaubensgemeinschaften dazu? Ist doch nicht fair, dass nur die katholische Kirche von der „Magnet-Wirkung“ profitieren wird.
Mal ehrlich, was soll so ein vollkommener Blödsinn!