Trabrennbahn: Imagepflege der Stadt
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Mönchengladbach, die grüne Stadt.
Mönchengladbach, die Sport- und Kulturstadt.
Mönchengladbach, die familienfreundliche Stadt.
Mönchengladbach, der Standort für Logistik- und Kreativbranchen.
Mönchengladbach will sich ein Profil geben bzw. ein Profil haben.
Dass sich eine Stadt ein Profil gibt, ist angesichts des bundesweiten Bevölkerungsrückgangs und der Konkurrenz um Gewerbesteuereinnahmen mit Nachbarkommunen wichtig.
Wichtig und richtig wäre allerdings auch die konsequente Verfolgung dieser Ziele, ansonsten droht, dass sich Einzelne am Wort „Profil“ nur profilieren.
Entscheidungsträger aus Verwaltung, Politik und städtischen Beteiligung wirken in ihrem Profil-Bereich, für den sie sich interessieren oder tätig sind. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass es auch einmal inhaltlich zu Überschneidungen kommt.
Am Beispiel des Profils „Sport und Kulturstadt“ wird das im Hinblick auf den Umgang der Entscheidungsträger mit der Trabrennbahn Mönchengladbach deutlich.
Eine Sportstadt wie Mönchengladbach hat die größten Chancen sich zu etablieren mit Förderung von Nischen, wie z.B. Hockey. Der VfL Borussia Mönchengladbach ist ein Zugpferd für dieses Profil, die Stadt hat allerdings auch erkannt, dass sie nicht allein auf dieses Pferd setzen sollte.
Pferde laufen auch auf der hiesigen Trabrennbahn. Dass diese Trabrennbahn die älteste in der BRD ist, ist ein kostenloser Imagepluspunkt, auf den die Stadt auch gerne bei passender Gelegenheit hinweißt.
MGMG hat diesen Pluspunkt erkannt und führt neuerdings Besucher auch bei Stadtführungen zur Trabrennbahn an der Niersbrücke.
Ansonsten scheint die Unterstützung allerdings ihre Grenzen zu haben. So wird der Pachtvertrag des Geländes mit der Stadt zwar jährlich verlängert, jedoch fehlt es Insidern zufolge an verlässlichen Aussagen der Stadt an den Verein zur Pflege des Trabrennsports, der die Trabrennbahn betreibt.
Die Trabrennbahn liegt in direkter Nachbarschaft zum Flughafen Mönchengladbach und wie es hier weitergeht, weiß keiner. Dieser Schwebezustand wirkt sich natürlich auch auf die Trabrennbahn aus.
Deutlich wird dies an einem gedanklichen Vorstoß von Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der WFMG (Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mönchengladbach) in einem Interview der Rheinischen Post vom 18. Februar 2010.
Schückhaus verweißt hier auf das Profil des Logistik- und Kreativstandortes und betont, dass die WFMG auf Sicht, möglicherweise schon ab 2011, neue Gewerbeflächen benötigt.
„Im Norden sollte man sich mit dem Gelände der Trabrennbahn beschäftigen. Insgesamt ist zügiges Handeln gefordert, denn wir brauchen allein schon für Änderungen oder Aufstellung eines Bebauungsplans etwas ein Jahr.“
Schückhaus drängt also zum Handeln, wofür er vermutlich gute Gründe hat und was ihm auch als Geschäftsführer der WFMG obliegt.
Nebenbei bemerkt glaubt auch Ulrich Schückhaus im gleichen Interview, dass Airport Düsseldorf kein Interesse haben, ihre Anteile abzugeben, weil sie sich alle Optionen offen halten wollen.
Insofern findet hier die Analyse der BZMG im Artikel zur Situation des Flughafens ihre Bestätigung.
Warum allerdings Ulrich Schückhaus angesichts dieser Vermutung das relative kleine Gelände der Trabrennbahn als Gewerbefläche im Visier hat, wäre an dieser Stelle reine Spekulation.
Aus dem Grundstücksmarktbericht in Mönchengladbach 2009 ergibt sich derzeit kein Bedarf: Gewerbegrundstücke liefen verhalten und ohne den Verkauf in Güdderath für Esprit (LINK Bericht) wäre der Rückgang in diesem Bereich deutlicher ausgefallen.
Sein Anliegen überschneidet sich im übrigen mit dem Profil „Sport- und Kulturstadt“ und sollte eigentlich neben Politikern, die ein Interesse an dieser Profilschärfe haben, auch MGMG (Marketinggesellschaft Mönchengladbach) auf den Plan rufen.
Einerseits sonnt sich die Stadt im Glanze des Trabersports, ob bei Führungen oder Pressemitteilungen (Europameisterschaft der Amateure am 28.03.2010), andererseits erklärt sie jedoch nicht eindeutig, dass sie zum Erhalt des Trabrenngeländes, so lange es erfolgreich durch den jetzigen Verein betrieben wird, zu 100 % auch steht.
Nach „Chefsache“ wird bekanntlich schnell gerufen. Sicherlich oft vorschnell und mit Absicht eines Vorführens des Oberbürgermeisters in populistischer Manier.
Wenn sich allerdings Profile wie in diesem Fall überschneiden, so gehören klare Aus- und Ansagen eines Oberbürgermeisters auf die politische Tagesordnung.
Nebenbei bemerkt hängen auch an der Trabrennbahn Mönchengladbach Einkommen und Arbeitsplätze. Es würde nicht schaden, wenn sich Politiker und Entscheidungsträger auch einmal vor Ort umhören und umschauen würden.
1.
Jose schrieb am 15.03.2010 um 15:24 Uhr:
Langsam aber sicher hat man in Mönchengladbach das Gefühl von Gewerbeflächen „umzingelt“ zu sein. Das ist nicht nur gefühlt so.
Eine prosperierende Wirtschaft ist etwas schönes – nur, wer soll auf all den Flächen für wen etwas produzieren? Den demographischen Wandel hält keiner auf. Die Kaufkraft ist schlecht, die Arbeitslosigkeit hoch. Da kann man Gewerbeflächen ausweisen so viel man will. Einkaufszentren bauen für wen auch immer.
Bevor das etwas bringen kann, müssen die Bürger Geld in der Tasche haben, um die Konjunktur auch ankurbeln zu können. Derzeit haben zu viele zu wenig Geld. Eine Umkehr dieser Tatsache ist leider nicht wirklich in Sicht. Auch (oder gerade?) nicht in Mönchengladbach.
Evtl. ist das bei gutverdienenden Geschäftsführern (egal welcher städtischen Gesellschaft auch immer) und Politikern immer noch nicht angekommen.
Sie können gewerblich ausweisen was sie wollen und Einkaufstempel (je größer je besser!?) planen oder gar bauen so viel sie wollen – ohne Moos nix los!
Leerstände (s. Theatergalerie, Vituscenter) und nicht zu verkaufende Gewerbeflächen sind das Ergebnis. Weniger wäre mehr.
… und sich auf das besinnen, was man hat und diese Bereiche stärken statt zu schwächen.
Könnte sonst sein, dass man am Ende alles verspielt hat.