Ehemalige Elektrochemische Fabrik in Kempen: Grundwassersanierung bis 2011 gesichert
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Die Grundwassersanierung auf dem Gelände der ehemaligen Elektrochemischen Fabrik (ECF) in Kempen ist bis Anfang 2011 gesichert. Das Land Nordrhein-Westfalen hat für weitere drei Jahre die Finanzierung bewilligt. Das teilte jetzt Karl Hensel, Bürgermeister der Stadt Kempen, mit.
Zur Sanierung und Wiedernutzbarmachung des rund 45.000 Quadratmeter großen Areals auf dem Gelände der ehemaligen Elektrochemischen Fabrik in Kempen hatten sich der Altlastensanierungs- und Altlastenaufbereitungsverband NRW (AAV), der Kreis Viersen, die Stadt Kempen und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Viersen (WFG) zusammengeschlossen. Der AAV übernahm sowohl für die Boden- als auch die Grundwassersanierung die Federführung.
„Durch die in den Jahren 2004 und 2005 erfolgten Bodensanierungen wurden im Kempener Gewerbegebiet Am Selder knapp 41.000 Quadratmeter brachliegende Industriegewerbeflächen wieder nutzbar gemacht“, berichtet Gerhard Kmoch, Geschäftsführer des AAV. Rund 33.500 Quadratmeter konnte die Wirtschaftsförderungsgesellschaft bereits verkaufen. „Fünf Anlieger nutzen die neuen Flächen zur Erweiterung ihrer Betriebe. Ein Unternehmen konnte für diesen Standort gewonnen werden, das bisher nicht im Kreisgebiet ansässig war“, so Manfred Burandt von der WFG. „Auch die verbleibenden etwa 7.000 Quadratmeter Gewerbefläche sind bereits reserviert. „Hier erwarten wir in Kürze Vertragsabschlüsse“, so Burandt.
Die Elektrochemische Fabrik (ECF)
Die ehemalige Elektrochemische Fabrik (ECF) gewann seit 1910 mit einem elektrochemischen Verfahren Zinn aus Weißblech. Von 1922 bis 1985 wurde zusätzlich aus Lederresten Eiweißleim hergestellt. Die Reste aus dieser Produktion bestehen überwiegend aus organischem Material und wurden in insgesamt acht Bodenkassetten illegal auf dem Gelände abgelagert. Produktionsrückstände aus Waschrohstoffen, Textil- und Lederhilfsmitteln, chemischen Reinigungsmitteln und Klebstoffen wurden ebenfalls auf dem Gelände verkippt. Die Folge: Neben einer extremen Geruchsbelästigung wurden Boden und Grundwasser jahrzehntelang mit Schadstoffen sehr stark belastet.
Mitte der 80er Jahre wurde das Unternehmen geschlossen und ging in den Besitz der WFG über. Eine Teilfläche der ehemaligen Fabrik mit rund 45.000 Quadratmetern lag jahrelang im innenstadtnahen Gewerbegebiet „Am Selder“ brach. Eine sinnvolle Neunutzung auf den belasteten Gelände war nicht möglich.
Finanzierung der Grundwassersanierung
Die Grundwassersanierung hatte im Jahr 2006 begonnen. „Mit sieben Sanierungsbrunnen werden derzeit pro Stunde etwa elf Kubikmeter verunreinigtes Grundwasser aus dem Untergrund gepumpt und über eine mehrstufige Grundwassersanierungsanlage von gefährlichen Verunreinigungen befreit“, berichtet Rainer Röder, stellvertretender Leiter des Amtes für Technischen Umweltschutz und Kreisstraßen im Kreis Viersen. Rund ein Fünftel dieser Fördermenge wird vollständig gereinigt und danach schadlos in den Graben „Am Selder“ geleitet. „Der Hauptanteil wird mit einem Restanteil an Nitrat über Versickerungsbrunnen gezielt wieder in das Grundwasser zurück geleitet. Damit werden im Untergrund natürlich ablaufende Selbstreinigungsvorgänge beschleunigt und so die Sanierungsdauer verkürzt“, so Röder. Auf diese Weise wurden bis Ende 2007 bereits 8.600 Kilogramm Schadstoffe aus dem Grundwasser entfernt.
Bis zum Ende der Sanierung liegen die Kosten für die Grundwassersanierung bei rund 4,4 Millionen Euro, schätzt Dr. Ernst-Werner Hoffmann, Bereichsleiter Altlasten des AAV. Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen decken 80 Prozent der Kosten ab, den Restanteil übernehmen die Stadt Kempen (fünf Prozent) und der Kreis Viersen (15 Prozent).
Die Bodensanierung begann im Jahr 2005: Insgesamt wurden dabei etwa 160.000 Tonnen Abfälle abgetragen und auf Sonderabfalldeponien und Sonderabfallverbrennungsanlagen entsorgt. Ein detailliertes Sicherheitskonzept war nötig, um die Freisetzung giftiger Stoffe in die Umwelt zu verhindern.
Anschließend wurde das Gelände mit unbelastetem Bodenmaterial aufgefüllt. Die Kosten lagen bei rund elf Millionen Euro. Der Altenlastensanierungs- und Altlastenaufbereitungsverband Nordrhein-Westfalen (AAV) übernahm 80 Prozent, die Stadt Kempen und der Kreis Viersen teilten sich die restlichen 20 Prozent.