Diätprodukte: fett, kalorienreich und teuer
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
All denen, die mehr oder weniger übergewichtig sind oder andere gesundheitliche Probleme haben empfehlen die Ärzte, sich gesund zu ernähren und Diät zu halten. Nicht erst seit gestern hat die Lebensmittel-Industrie diesen Markt entdeckt. Gestützt vor Apotheken, Reformhäusern usw. setzen Sie Milliarden um. Nicht erst seit gestern wird vermutet (und ist bekannt), dass in diesem Markt nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Ãœberteuerte Produkte hat mancher in Kauf genommen – immer in der Hoffnung, dass die so genanten Diätmittel „gesund“ sind. Ein Trugschluss, wie eine aktuelle Untersuchung der Hamburger Verbraucherzentrale zeigt:
Diätlebensmittel enthalten oft mehr Fett und Kalorien als normale Produkte und sind überdies deutlich teurer. Das ist das Ergebnis eines Tests der Verbraucherzentrale Hamburg. Alle 15 im April 2008 untersuchten Diätlebensmittel waren fett- und kalorienreicher als vergleichbare normale Produkte. Die Diätprodukte enthielten bis zu 10 Prozent mehr Kalorien und 66 Prozent mehr Fett.
Hier die Zusammenstellung der Untersuchungsergebnisse der Hamburger Verbraucherzentrale.
Anlässlich des Hamburger Diabetikertages am 12. April 2008 weist die Verbraucherzentrale darauf hin, dass die untersuchten Diätlebensmittel nicht für übergewichtige Diabetiker geeignet sind. Diabetes Typ 2 – früher auch als Altersdiabetes bezeichnet – wird meist durch lang anhaltende Ãœberernährung und Bewegungsmangel ausgelöst. In Deutschland gibt es über 6 Millionen behandelte Diabetiker – mit steigender Tendenz. Schlimme Spätfolgen sind Amputationen, Gefäßschäden oder Erblindung.
Hinweise wie „Nasch-Diät“ oder „Diät Knusperlust“ bei Eis oder Süßwaren suggerieren: Hier kann man zugreifen, ohne das Kalorienkonto über Gebühr zu belasten. Insbesondere Diabetiker oder Ãœbergewichtige wiegen sich bei dieser Kennzeichnung in trügerischer Sicherheit. Der Test der Verbraucherzentrale zeigt das Gegenteil.
Wissenschafter sind sich einig: Spezielle Lebensmittel sind für Diabetiker nicht erforderlich. Die Nahrung sollte sich nicht wesentlich von der normalen Ernährung unterscheiden. Wenig Zucker über den Tag verteilt, kann trotzdem gegessen werden. Der Austausch von Saccharose gegen Fructose hat dann keinen nennenswerten Vorteil. Im Gegenteil – bei übermäßigem Verzehr von Fructose treten bei empfindlichen Personen Verdauungsstörungen wie etwa Blähungen oder Durchfall auf. Hinzu kommen die hohen Preise dieser Produkte, die nach dem Ergebnis des Tests im Durchschnitt mehr als doppelt so teuer wie vergleichbare normale Lebensmittel waren.
Unverständlich ist für die Verbraucherzentrale, dass einige Spezialprodukte auf dem Etikett den Hinweis „Vom Deutschen Diabetiker Bund empfohlen“ oder das Label „Offizieller Förderer Deutscher Diabetiker Bund“ tragen.
Auf Nachfrage der Verbraucherzentrale teilte der Diabetiker Bund dazu mit: „Die Empfehlung auf dem Etikett einer Nuss-Nougat Creme werden wir umgehend unterbinden. Grundsätzlich werden wir nun auch über die Verwendung unseres Logos neu entscheiden, da es hier zu Missverständnissen bei den Betroffenen führen kann.“
Die Verbraucherzentrale zeigt sich erfreut über den Schritt zur Umkehr. Für die Verbraucherschützer macht sich der Diabetiker Bund unglaubwürdig, wenn Lebensmittel empfohlen werden, die das Diabetesrisiko bei Ãœbergewichtigen sogar noch erhöhen können.
„Hier ist man den Sponsoren eindeutig zu weit entgegen gekommen“, sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg und fordert: „Die nach Diät-Verordnung in Deutschland immer noch erlaubte Kennzeichnung ‚für Diabetiker geeignet’ ist nicht mehr zeitgemäß und sollte abgeschafft werden“.