Methangas-Anlage Wanlo: BIW und Beine bei Vigo-TV

Karl Dahlmanns [ - Uhr]

rednerpulte-5Über Sinn und Unsinn von 5-Minuten-Klartext-Spots kann man trefflich streiten. Besonders dann, wenn alles schon mal gesagt und geschrieben wurde. So auch der „Klartext“ zur Methangas-Anlage, die nach dem Willen von Lothar Beine nach Wanlo kommt.

Der war dann auch „Kontrahent“ des BIW-Mitgliedes Andreas Cichy. Dass Andreas Cichy an dieser RP-Veranstaltung teilgenommen hat, lag eher daran, dass die BIW aus Höflichkeit einmal Zugesagtes einhält, als dass man etwas Neues aus Richtung Beine/NVV erwartet hätte.

Dennoch kann es ganz interessant sein, Gehörtes und Gesehenes noch einmal nachzulesen, denn 5 Minuten sind schnell rum – und wer behält schon, was der eine oder andere so von sich gegeben hat.

Manchmal ist es auch gut, wenn man zu mehreren an so einer Veranstaltung teilnimmt. Dann kann man nämlich feststellen, was herausgeschnitten und damit nicht gesendet wird.

So wurde beispielweise die Fragen an Herrn Cichy „Haben Sie den Eindruck, dass der starke Protest der Bürger Wirkung zeigt?“ und an Herrn Beine „Kann man aus Ihrer Sicht den Wanloern die Biogasanlage zumuten?“ aus der Aufzeichnung geschnitten.

Jüngermann: In Wanlo soll eine Biogasanlage gebaut werden. So will es die NVV und so wollen es 79 Landwirte, die den Mais für diese Anlage liefern wollen.

Doch die Anwohner protestieren. Lautstark und ausdauernd.

Der Streit um die Biogasanlage in Wanlo, heute hier im RP-Talk mit Lothar Beine, Aufsichtsratsvorsitzender der NVV und Andreas Cichy, Mitglied der Bürgerinitiative in Wanlo. Herzlich Willkommen.

Jüngermann: Herr Cichy, die Wanloer argumentieren, dass der Stadtteil auch ohne die Biogasanlage schon mehr als genug belastet ist. Wodurch?
Cichy: Ja, im wesentlichen dadurch, dass in der nächsten Zukunft der Braunkohletagebau Garzweiler II bei uns vor den Toren aufschlägt, und uns die nächsten 50 – 60 Jahre mit einer gewaltigen Grube, mit einem gigantischen Tagebau belästigen wird.Da kommen Emissionen: Licht, Staub, Geräusche, Fahrzeuge, die hin und her fahren, die Brunnen, die bei uns aufgestellt werden.

Das alles wird uns genügend belasten, so dass die anderen Belastungen letztendlich dagegen schon abflachen.

Sprich die Autobahnhochtrasse, die durch Planungsfehler da existiert ohne Schallschutz, ohne alles. Die Sümpfungsbrunnen, die eigentlich da stehen sollten wo die Windräder stehen.

All das macht uns Probleme. All das ist aber, im Vergleich zum Tagebau, eher zu vernachlässigen.

Jüngermann:

Herr Beine, die NVV kennt die Situation in Wanlo auch, genau wie die Politik. Warum soll die Anlage ausgerechnet dort gebaut werden?
Beine: Die NVV kennt die Situation gut. Ich kenne die Situation gut. Wir haben das auch sehr gut verstanden, dass die Menschen, die Wanloer sagen, wir haben genug der Vorbelastung. Der Eimer ist voll und das hier ist eigentlich der Tropfen, der das ganze zum Überlaufen bringt.

Aber wir haben auch Ziele. Ziele wo wir uns auch in der Mehrheit einig sind. Wir möchten regenerative Energien ausbauen in Mönchengladbach, mit der NVV.Biogas gehört dazu.

Und wir haben sachliche Gründe, nachdem alles soweit geprüft worden ist, warum wir das in Wanlo machen wollen, warum wir glauben, dass das der richtige Standort ist.

Wir sind einmal von den bestehenden Biogasanlagen rund um Mönchengladbach ein Stück weg.

Wir haben eine sehr gute Autobahnverbindung, wo wir einen Großteil des Verkehrs, mindestens 60% wegnehmen können. Das ist Verkehr, der nicht mehr durch die Ortschaften dann fließt.

Wir haben eine Lage, die eigentlich ganz gut ist, relativ oder über 1.000 m von Wanlo weg, über 700 Meter von Hochneukirch weg. In einer Senke.

Die Kompostierungsanlage dabei, das heißt also viele sachliche Gründe, wo wir der Meinung sind, wenn wir eine zusätzliche Belastung aus Wanlo wegnehmen, dann ist das auch zumutbar.

Jüngermann: Herr Cichy, welche Belastungen fürchten Sie denn durch diese Biogasanlage?
Cichy: Im Wesentlichen ist der Verkehr dabei zu nennen, der vermeidbar wäre, wenn diese Biogasanlage z.B. im Gewerbegebiet nördlich davon stehen würde oder, was jetzt im Anschluss an die Planung für die Biogasanlage vergrößert wird.

Da ist also genügend Platz.Die ganzen Argumente, dass das Ding in Wanlo stehen muss, die sind an der Stelle eigentlich nichtig, weil der viel bessere Standort im Gewerbegebiet ist.

Aber, wie gesagt, die Verkehrsbelästigung ist der größte Faktor. Die zusätzlichen 8.000 Fahrten der LKW und Trecker durch und um Wanlo herum, die müssen einfach nicht noch oben drauf sein, und ich frage mich, wie man da irgendetwas weg nehmen will.

Ich meine, wenn sie den Braunkohletagebau stoppen – gerne lieber fünf Biogasanlagen.

Jüngermann: Herr Beine, ist aus ihrer Sicht sorgfältig genug geprüft worden, ob es andere Standorte in der Stadt gibt?
Beine: Ist es. Ich bin ja vor Ort in Wanlo gewesen, habe mich mit den Leuten der Bürgerinitiative unterhalten, bin anschließend mit den Argumenten, die vorgetragen worden sind, noch mal in der NVV vorstellig gewesen, wir haben noch mal alles im einzelnen durchgeprüft.

Auch die Anmerkungen, die von der Bürgerinitiative gemacht worden sind.

Es sind letztlich vier Standorte hier im Süden der Stadt geprüft worden.

Einer im Gewerbegebiet Güdderath, wo es keinen formalen Beschluss aus Jüchen gibt, aber ich habe die Unterlagen ja da, das Protokoll, es sind ablehnende Aussagen gemacht worden von Seiten der Gemeinde Jüchen.

Die Bezirksregierung hatte einen anderen Standort nicht genehmigt, auch da habe ich die Unterlagen gesehen, mündliche Aussagen auch.

Es spricht – dieser Standort in Wanlo ist von allen Standorten, die geprüft worden sind der geeigneteste aus sachlichen Gründen heraus, und von daher kann ich sagen, ja, die Frage mit ja beantworten, es ist geprüft worden, intensiv geprüft worden und dieser Standort bleibt.

Jüngermann: Vielen Dank. Jetzt möchte ich sie beide bitten, Sätze, die ich beginne zu vollenden.Herr Beine. Der Protest der Wanloer ist …
Beine: … verständlich, was die Vorbelastung angeht und nachvollziehbar.
Jüngermann: Herr Cichy. Die NVV hat …
Cichy: … sich bei der Standortauswahl nicht genügend Mühe gegeben, wie auch der Rat der Stadt Jüchen gesagt hat.
Jüngermann: Herr Beine. Die Biogasanlage wird …
Beine: … ich hoffe, kommen, wenn auch zum Standort alle Voraussetzungen zufriedenstellend gelöst sind.
Jüngermann: Herr Cichy. Die Biogasanlage wird …
Cichy: … ja, nach unserer Hoffnung  nicht nach Wanlo kommen.
Jüngermann: Vielen Dank.Kompostieranlage und Windräder sind schon da. Die Braunkohlebagger stehen sozusagen direkt vorm Dorf.

Die Wanloer sind tatsächlich ziemlich belastet.Darum sollte man sehr gründlich prüfen, was immer da in Wanlo entstehen soll.

Allerdings: Von den Häusern in Wanlo aus sieht man die Biogasanlage nicht, man hört sie nicht und man riecht sie nicht.

Wenn sich jetzt noch der Verkehr so regeln lässt, dass er hauptsächlich um den Ort herum führt, wie es sich abzeichnet, dann ist diese Biogasanlage keine Zumutung.

3 Kommentare zu “Methangas-Anlage Wanlo: BIW und Beine bei Vigo-TV”
  1. wenn ich das so lese, was herr beine in diesem interview gesagt hat, dann verstärken sich meine zweifel an der seriösität dieses vorhabens und der handelnden personen.

    da sagt herr beine, er hätte was „gehört“ und „gesehen“…

    toll, wenn herr beine eine sache forciert, deren kritische punkte er nur vom „hörensagen“ oder „hörensehen“ kennt.

    das macht hoffnung, nämlich, dass auch deshalb der nvv und herrn beine & co. bald das „hören“ und „sehen“ in diesem nur noch peinlichen schauspiel vergeht.

    als ex-finanzbeamter müsste herr beine doch wissen, dass „mündliche aussagen“ gar nichts wert sind.

    nur fakten zählen. und die sprechen objektiv nur gegen diese anlage!

  2. Die Aussagen von Herrn Beine zu den Alternativstandorten werfen erneut Fragen auf.

    Der Umfanges der erforderlichen Richtigstellungen würde den Rahmen eines Kommentares an dieser Stelle sprengen.

    Ausführliche Erläuterungen deshalb hier:

    http://www.bz-mg.de/themenreihen/methangas-anlage-wanlo/methangasanlage-lothar-beine-spd-nach-wie-vor-mit-denselben-mehrfach-widerlegten-aussagen.html

  3. Bei Methangasanlagen von regenerativer Energie oder wie man sie auch nennt Erneuerbare Energie zu sprechen, ist falsch!

    Erneuerbare Energie bedeutet, dass sie ständig vorhanden ist, wie bei Sonne, Wind und Wasser.

    Das ist bei Mais definitiv nicht der Fall.

    Maisanbau belastet Böden und Wasser. Was ist daran „regenerativ“?

    Doch, ja, etwas: 20 Jahre lang Mais-Preisgarantie. Jahr für Jahr.

    Was passiert eigentlich, wenn die Preise, wie aktuell exorbitant steigen? Die Landwirte sind gekniffen, da sie nicht davon profitieren.

    Die Betreiber (NVV + Landwirte) der Anlage allerdings auch, da sie noch immer nicht genug Anbauflächen haben und Mais am Markt zukaufen müssen.

    Die Maispreise sind kräftig gestiegen. Das wird dann richtig teuer!

    Rechnet sich das überhaupt noch oder rutscht die Anlage schon jetzt, bevor sie überhaupt steht, rendite-/ertragsmäßig in die Miesen?

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