AUS für die Mönchengladbacher WZ-Redaktion • Auflagen- und Abonnentenzahlen der örtlichen Tageszeitungen sinken kontinuierlich
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[19.08.2104] Ab der nächsten Woche wird es vsl. bei der WZ Mönchengladbach keine eigene Berichterstattung über Mönchengladbach mehr geben.
Dann werden auch WZ-Abonnenten und -Leser allmorgendlich Artikel der Rheinischen Post zu lesen bekommen, obwohl manche trotz minimaler WZ-Berichterstattung aus Mönchengladbach zur „Westdeutschen“ gewechselt waren.
Damit beschreiten Girardet-Verlag und Rheinische Post, die schon lange durch Überkreuzbeteiligungen „verbunden“ sind (Michael Girardet, Verleger der „Westdeutschen Zeitung“, ist auch Mitglied des Aufsichtsrates der RP Mediengruppe), den gleichen Weg, wie schon im Kreis Mettmann (BZMG berichtete).
Ende März 2014 war dort bekannt geworden, dass die Lokalausgabe für den Kreis Mettmann, die in Wuppertal erstellt wurde, zukünftig von der Rheinischen Post kommen wird.
So wird es nun auch in Mönchengladbach sein. Wohl mit der Folge, dass bei der WZ alle verbliebenen Redakteure ihren Arbeitsplatz verlieren und vormals kritische Berichterstattungen dieses traditionellen Printmediums, im Sinne alternativer journalistischer Sichtweisen zu kommunalen Vorgängen in Mönchengladbach, nicht mehr in diesem Umfang zu erwarten sind.
Ausschlaggebend für diesen Schritt des Girardet-Verlages dürfte der Rückgang der Auflage sein, was wiederum Auswirkungen auf Anzeigenschaltungen und damit auf die Kostendeckung hat. Denn mit Abos und Zeitungsverkauf an Kiosken u.ä. lässt sich der redaktionelle Teil einer Zeitung nicht mehr finanzieren.
Hinzu kommt, dass der Anzeigenmarkt von den so genannten Anzeigenblättern dominiert wird, die in Mönchengladbach in der Mitte der Woche und am Wochenende kostenfrei die Haushalte erreichen, sowie die massive Verteilung von Prospekt-„Paketen“, mit der die Deutsche Post am Wochenende die Haushalte „beglückt“.
Immer stärker macht sich am Anzeigenmarkt außerdem die Online-Konkurrenz bemerkbar.
Der Girardet-Verlag ist seit Anfang 2006 an „kalaydo.de“ beteiligt, einem regionalen Online-Anzeigenportal, dem die Westdeutsche Zeitung auch ihr Online-Anzeigengeschäft übertragen hat.
Die WZ verlor in Mönchengladbach zwischen dem 2. Quartal 2012 und dem 2. Quartal 2014 etwas mehr als 260 (= 9,5%) ihrer Abonnenten und musste die Druckauflage von 2.811 Exemplaren pro Tag um 650 (= 23%) reduzieren.
Im selben Zeitraum verlor die Rheinische Post in Mönchengladbach fast 3.100 Abonnenten (= 6,5%) und reduzierte ihre Druckauflage von 47.537 um per Saldo über 4.500 (= 9,5%) auf 43.029 Exemplare.
(Quelle: Verbreitungsanalyse Tageszeitungen der IVW „Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V.“)
Während in Mönchengladbach – neben den Beteiligungen der RP-Verlagsgesellschaft an CityVision, Radio 90.1, Stadtspiegel und Extra-Tipp – die Rheinische Post die Medienlandschaft dominiert, stellt sich die Situation in Krefeld anders dar.
Hier hat – wenn auch in anderen Relationen – die Westdeutsche Zeitung die Nase vorn.
Nicht so extrem wie in Mönchengladbach gehen auch in Krefeld Druckauflagen und Abonnements kontinuierlich zurück.
Ob und in welchem Umfang es durch die Einstellung der redaktionellen Tätigkeit der Westdeutschen Zeitung in Mönchengladbach und die Übernahme von Berichterstattungen der RP-Lokalredaktion zu Auflagen-Einbußen und weiterem Rückgang der Abonnentenzahlen für die WZ führen, werden die nächsten IVW-Auswertungen zeigen.
2.
Ypsilon schrieb am 24.08.2014 um 15:21 Uhr:
… und für sowas sterben Bäume.
Was hat das noch mit Information zu tun? Das ist ganz klar die „veröffentlichte Meinung“, sonst gar nichts. Kritik unerwünscht bzw. nur gezielt und einseitig.
Warum geben Reuters und dpa nicht direkt deutschlandweite Zeitungen heraus?
Die allermeisten überregionalen Meldungen stammen doch sowieso von dort. Wer mal im Netz recherchiert, wundert sich schon lange nicht mehr über Artikel desselben Inhalts bei verschiedenen Zeitungen, die auch online verfügbar sind.
1.
medienanalystin schrieb am 23.08.2014 um 23:31 Uhr:
Die WZ ist nun eine „legitime“ Mogelpackung – eine Art Trojaner. Man kauft die WZ und bekommt die ungeliebte RP.
„Das ist nicht mehr als eine Filiale der RP“, fasst ein Branchenexperte die Lage der WZ zusammen:
http://www.journalist.de/aktuelles/meldungen/westdeutsche-zeitung-verliert-die-wz-ihren-eigenen-mantelteil.html
Im März 2014 berichtete „Medienmoral NRW“, dass der WZ-Mantelteil (Mantel ist der überregionale Teil einer Zeitung) zugekauft werden soll und, Zitat:
„Unerwartet kommen dagegen die Umstrukturierungen im Lokalen: In den Kreisen Viersen, Rhein-Kreis Neuss und Mettmann liefert die Rheinische Post künftig die lokalen Inhalte.
Hier folgt die WZ dem schlechten Beispiel der journalistischen Mogelpackung, wie man sie von der Funke-Mediengruppe kennt.“ Zitat Ende.
http://www.medienmoral-nrw.de/2014/03/wz-rund-jede-zweite-redakteursstelle-fallt-weg/
Wikipedia zu „Mantel“ bei Zeitungen:
„Regional – oder Lokalzeitungen lassen sich die Mantelseiten häufig zuliefern. Gerade kleine Lokalblätter sind häufig finanziell und personell nicht in der Lage, eine so genannte Volkszeitung zu produzieren.
Da der Schwerpunkt dieser Blätter auf ihrem Lokalteil liegt, beziehen sie den überregionalen Teil von einer anderen, meist größeren und überregional erscheinenden Zeitung oder betreiben zusammen mit anderen Zeitungen eine gemeinsame Mantelredaktion.
Ebenso ist es üblich, dass verschiedene kleinere Blätter aus demselben Verlagshaus mit den gleichen Mantelseiten erscheinen. Durch die Praxis, solche Mantelseiten einzukaufen, kommt es vor, dass selbst konkurrierende Lokalzeitungen zu einem Großteil inhaltlich identisch sind. Ein Gutteil des Mantels besteht meist aus Meldungen der großen Nachrichtenagenturen oder Korrespondentenberichten.
Der Einkauf eines Mantels geht nicht selten mit einer Anzeigenkooperation zwischen einer Lokalzeitung und einer überregionalen Zeitung einher und ist damit auch ein Mittel, die Reichweite und Marktmacht zu steigern.
Das ist oft mit einem Verlust an Meinungsvielfalt verbunden.“ Zitat Ende.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mantel_(Zeitung)
Das war’s dann auch bei der WZ mit der Meinungsvielfalt.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) befürchtet sehr zu Recht einen Verlust an Meinungsvielfalt und sprach von einem „Schritt in Richtung publizistische Sackgasse“.
Da die WZ kein Einzelfall ist, wird bei näherem Hinschauen deutlich, dass wir ganz schön ver … für dumm verkauft werden.
Das Handelsblatt ermöglichte sogar, dass sich „Persönlichkeiten“ ein „Porträt“ kaufen konnten, also Eigenwerbung machten, die aber als solche nicht erkennbar war, bei einem Interview des Deutschlandfunks (fast 4 Minuten über den „Kahlschlag im Blätterwelt“) geht es auch um die WZ und die Übernahme durch die RP:
http://www.deutschlandfunk.de/zeitungsmarkt-in-nrw-von-vielfalt-kann-keine-rede-mehr-sein.761.de.html?dram:article_id=281547
Nur noch Einheitsbrei. Ist selbstverständlich praktisch. Dann gibt‘s auch weniger kritische Berichte.
Noch im März diesen Jahres dementierte der Verlag Girardet, dass mit der Rheinischen Post wegen der Ausgliedrung der technischen Produktion verhandelt würde. Dass Kündigungen unvermeidlich seien, wurde aber schon damals erklärt:
http://www.haz.de/Nachrichten/Medien/Uebersicht/Westdeutsche-Zeitung-halbiert-Redaktion
Newsroom.de berichtet über den Expansionsdrang der RP Mediengruppe, Zitat:
Eigentümerin der Aachener Nachrichten Verlagsgesellschaft (zu der auch die Aachener Zeitung gehört) ist die Rheinische Post Mediengruppe, die so offiziell 24,5 Prozent am Zeitungsverlag Aachen hält. Die restlichen Anteile liegen offiziell bei den Herausgeberfamilien Ernst, Hofmann, Mass und Schmitz, die den Zeitungsverlag Aachen über ihre Aachener Verlagsgesellschaft zu 75,5 Prozent kontrollieren.
Noch Ende 2009 hatte das Bundeskartellamt verhindert, dass die RP Mediengruppe eine deutliche Mehrheit am Zeitungsverlag Aachen übernimmt.“ Zitat Ende.
http://www.newsroom.de/news/detail/$IWCOCMKSIOFJ/
Was man glaubt als Zeitung zu kaufen, ist also längst nicht das, was man will. Mogelpackungen wohin man sieht.