Tilgung nur dann, wenn Borussia dazu in der Lage ist… – wie steht der Verein zu unserer Stadt?

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

[27.10.2010] Das Thema „Überschuldung der Stadt“ kennen Mönchengladbachs Bürger zur Genüge. In einer aktuellen Presse- Mitteilung der Stadt heißt es: „Die Finanznot vieler nordrhein-westfälischer Kommunen ist so dramatisch, dass sich der NRW-Landtag in einer Sondersitzung am Freitag, 29. Oktober, mit der Neuordnung des kommunalen Finanzwesens beschäftigen wird.“

Damit entspricht das Landesparlament einer konkreten Forderung des Aktionsbündnisses „Raus aus den Schulden/Für die Würde unserer Städte“, dem sich auch Mönchengladbach angeschlossen hat.

Unter den Zuhörern werden die (Ober-)bürgermeister, Landräte und Kämmerer der 27 Städte und Kreise sein, unter ihnen auch Oberbürgermeister Norbert Bude

Unabhängig von ihrem eigenen Parteibuch wollen sie zur Rettung ihrer Städte mit einer bundesweit beachteten Kampagne Druck auf Bund und Land mit der Forderung nach Hilfe zur Selbsthilfe ausüben.

Soweit so gut…

Fast täglich ist zu lesen:

  • Borussia investiert Millionen
  • Pläne des Klubs u.a. für ein Museum sind mittlerweile sehr konkret
  • Auch ein Hotel soll gebaut werden
  • Weitere riesige Grundstücke wurden aus diesem Grund erworben, kreditfinanziert.

… und aktuell im Gespräch:

Die Fans sind aufgerufen, das Stadion zum heutigen Pokalspiel gegen Leverkusen in ein schwarz-weiß-grünes Fahnenmeer zu verwandeln: „Die ‚ganze Stadt‘ soll Flagge zeigen für Borussia.“

Wenn es nach der Borussia geht, sollen sämtliche Fahnenmasten mit Borussias Farben beflaggt werden, außerdem möglichst viele Autos und Häuser.

280 Unternehmen haben die Fanbeauftragten deswegen angeschrieben.

Und Borussias sonst eher aufs Sparen bedachte Geschäftsführer Stephan Schippers tut auch etwas für die Fans und den Flag-Day: Von Montag bis Mittwoch gibt es bei Borussia die Fahnen und Fähnchen zum halben Preis: Zwischen fünf und 30 Euro kostet das Fan-Utensil.

… und die andere Seite der Borussia-Medaille:

Stadion: Die Eröffnung war am 30. Juli 2004, die Baukosten betrugen 86,9 Millionen Euro.

Finanzierung: Eigenmittel Borussia: 7,65 Mio., Darlehen Stadt Mönchengladbach: 35,8 Mio., Bankdarlehen: 43,45 Mio. von einem Bankenkonsortium, bestehend aus der SEB Bank (Konsortionalführerin), Stadtsparkasse Mönchengladbach und Deutschen Kreditbank Berlin (zu 80 Prozent abgesichert durch eine Bürgschaft des Landes NRW).

Zinsen/Tilgung: Jährlich zahlt die Borussia GmbH eigenen Angaben zufolge fünf Millionen Euro Zinsen/Tilgung fürs Stadion. 2018 seien die Bankkredite abbezahlt, sagt Geschäftsführer Stephan Schippers.

Nicht berücksichtigt hierbei ist das Darlehen mit rund 41 Millionen Euro (inklusive Zinsen), das die Stadt für den Arena-Bau bewilligte.

Diesen Betrag müsste Borussia ab 2012 tilgen.

Wird sie das dann noch können?

Oder besser gefragt, wird sie es überhaupt noch müssen?

Einen höchst interessanten oder auch sehr bedenklichen Hinweis dazu gibt der Vorbericht zum Haushaltsplanentwurf 2010/2011 der Stadt Mönchengladbach.

Unter Punkt 5.3.4 “Sonstige Investitionseinzahlungen“ heißt es zum Thema Rückzahlung:

„Die noch im Haushalt 2009 eingeplante Rückzahlung der Darlehen, welche im Jahr 2002 zum Zwecke des Grundstückskaufs und für den Stadionbau an Borussia Mönchengladbach vergeben wurden und ab dem Jahr 2012 zur Tilgung der eigenen für diesen Zweck aufgenommenen Bankdarlehen eingesetzt werden sollten, werden nunmehr aufgrund des Darlehensvertrages zwischen der Stadt Mönchengladbach und der Borussia Bau- und Besitz-Verwaltungsgesellschaft mbH im Finanzplanungszeitraum nicht mehr dargestellt.

Dieses resultiert aus der getroffenen Vereinbarung, dass vor dem Ende der Festperiode, 10 Jahre gerechnet vom Auszahlungstag, die Stadt Mönchengladbach und Borussia über die Prolongation der Hauptforderung, die Kapitalisierung der aufgelaufenen Zinsen, einem neuen Zins und Tilgungssatz sowie eine neue Festperiode, unter Beachtung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Schuldners, verhandeln sollen.

Ergibt sich aus den wirtschaftlichen Verhältnissen des Schuldners nichts anderes, wird das Darlehen hinsichtlich Laufzeit und Verzinsung zu marktüblichen Konditionen zurückgeführt.

Demzufolge wird bis zu einem endgültigen Verhandlungsergebnis auf die Darstellung möglicher sich aus dem Darlehensvertrag ergebener Finanzströme verzichtet.“ (Zitat Ende)

Noch Fragen?

Mönchengladbach wird also bei nicht vorhandener Leistungsfähigkeit der Borussia weiterhin auf die Rückzahlung verzichten und neue Fristen einräumen … wenn überhaupt.

Was muss noch passieren, ehe in der Stadtspitze erkannt wird, dass sie nicht derart mit dem Geld der Steuerzahler umgehen kann?

Wie lange werden die Bürger dieser Stadt dies noch hinnehmen?

Die Borussia vermehrt ihr Vermögen zu Lasten einer überschuldeten Stadt.

Von „Fair Play“ keine Spur … knallhartes, rücksichtsloses Kalkül.

2 Kommentare zu “
Tilgung nur dann, wenn Borussia dazu in der Lage ist… – wie steht der Verein zu unserer Stadt?”
  1. Flagge zeigen für Borussia? Das tun wir Bürger offensichtlich schon seit 2002 jeden Tag, indem wir für Zinsen aus Darlehen aufkommen, die die Stadt aufgenommen hat, damit sie (die Stadt) Borussia ein Darlehen zu Traumkonditionen geben konnte!

    Die Frage:

    „Was muss noch passieren, ehe in der Stadtspitze erkannt wird, dass sie nicht derart mit dem Geld der Steuerzahler umgehen kann?“,

    ist mehr als berechtigt. Aber das „Goldene Kalb“ Borussia ist unantastbar und als Imageträger angeblich unbezahlbar. Wirklich? Hat dieses angebliche Image irgendwas gebracht?

    Allein von dem Bekanntheitsgrad eines Fußballvereines kann man nicht leben und sich auch nichts kaufen. Bekanntheit hin oder her.

    Da ist eine Unmenge Wunschdenken und Ideologie im Spiel. Selbstverständlich vor allem der Fans, zu denen vermutlich auch die WFMG und so mancher Politiker (aus welchem Grund auch immer!) gezählt werden darf.

    Welches Unternehmen kam ausdrücklich nach Mönchengladbach und schaffte Arbeitsplätze (in erwähneneswerter Zahl, auch wenn jeder einzelne selbstverständlich zählt)?

    Gäbe es da Grund zum Prahlen, hätten wir es schon längst 3 x täglich von Politik und WFMG, MGMG etc. zu hören, lesen und sonst was bekommen. Also, was soll das Gerede?

    Der Borussia muss es prächtig gehen. Wie sonst lassen sich die Investments und weitere „Planungen“ erklären? Oder muss da auch wieder die Stadt (= Bürger) herhalten ? Gibt’s da vielleicht wieder das altbekannte Gemauschel in Hinterzimmern oder VIP-Launch?

    Egal wie und was – alles muss seine Grenzen haben! Vor allem aber Wohltaten einer Stadt, die so was von pleite ist, und sich noch nicht mal mehr die Arbeitszeit von Mitarbeitern der Stadt leisten kann, die Blumenkübel bepflanzen und pflegen. Sogar die Brunnen dürfen nur noch wasserlos rumstehen.

    Und dann so was? Klar, bei Kleinigkeiten (na klar, auch die machen Mist) muss gespart werden. Setzt man diese Kleinigkeiten in Summe gegen das, was da, nicht nur bei Borussia, trotzdem noch „drin“ ist, kann man als Bürger nur noch verärgert sein, ja Wut empfinden!

    Wie immer: die Masse der Kleinigkeiten – da muss gespart werden. Einige wenige denen man es regelrecht nachschmeisst (um es nicht noch drastischer auszudrücken!) – na, so schlimm ist das doch in der Summe nicht!

    Und: irgendwo muss gespart werden. Was theoretisch, aber nur theoretisch, auch stimmt.

    Da kann sich ein durchschnittlich vernunftbegabter Bürger nur noch an den Kopf fassen!

    Hauptsache Borussia und ihren Funktionären mit allerbesten Verbindungen in die Politik geht es gut.

    Da kommt der üble Verdacht auf: pane et circensis (Brot und Spiele). Opium fürs Volk. Dann sind die friedlich.

    Die Hinterzimmer-Mauschler verdienen prächtig und stehen nach aussen als die Helden und Macher da!

    Danke! Flagge zeigen?

    Höchstens: SOS, Land unter, wer rettet uns vor machthungrigen Raffzähnen!

  2. Ech jlööv ett nett! Da hann se os jejriepe. Datt kannste mött de Häng jriipe!
    Dä Kuckels mott wiete: Jäld hann es bääßer wii kriije.

    (Ich glaube es nicht! Da haben die uns gegriffen. Das kann man mit den Händen greifen! Der Kuckels muss wissen: Geld haben ist besser als kriegen. Gemeint ist: warten und hoffen zu müssen, dass man geliehenes Geld endlich wieder bekommt.)

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