Gleichstellungsstelle unter der Lupe genommen – Teil I: Der Frauenkalender und Frauen-Info-Broschüre
Red. Gesundheit & Soziales [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Die Gleichstellungsstelle der Stadt bringt einen 16 seitigen Frauenkalender und eine Info-Broschüre für Frauen heraus. Diese Drucke sollen Frauen ansprechen, auf Veranstaltungen und Unterstützungsangebote hinweisen.
Aktuell liegt in städtischen Ämtern, aber auch in manchen Apotheken, Kirchen und Frauenarztpraxen der Frauenkalender der Gleichstellungsstelle für die Monate Mai bis August zur kostenlosen Mitnahme aus.
Bunt, attraktiv, übersichtlich präsentiert die städtische Gleichstellungsbeauftragte in einer Auflage von 8.000 Stück neben Veranstaltungsterminen auch ein Schwerpunktthema.
Die bevorstehende Frauenfußball-WM, die bereits stattgefundene Criminale und Ensemblia sind bzw. waren Highlights für Gladbach’s Frauen.
Für Gladbach’s Männer nicht? Wieso eigentlich benötigen Gladbach’s Frauen noch zusätzlich einen gesonderten Hinweis, eine gesonderte Aufforderung?
Denn: sportbegeisterte Frauen, Frauen, die sich neben Beruf und Familie für kulturelle Angebote interessieren, finden auch ohne speziellen Frauenkalender das für sie passende Angebot in Zeitungsartikeln, in Anzeigen und gesonderten Werbeflyer – und das wesentlich aktueller und umfassender.
Auch die städtische Pressestelle leistet an dieser Stelle tagtäglich bereits ganze Arbeit.
Interessant sind die Angebote speziell für Frauen, die Probleme mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie haben, unterbezahlt sind, neue Orientierung und Hilfsangebote suchen.
Die in dem Faltblatt vorgestellten Rubriken Beruf und Praxis, Vorträge und Workshops, Frau und Gesellschaft sowie Kultur und Freizeit enthalten entsprechende Veranstaltungshinweise.
Beruf und Praxis
Die Agentur für Arbeit bietet hierzu spezielle Angebote für Wiedereinsteigerinnen ins Berufsleben.
Sollte man von Frauen, die nach Familienphase wieder ins Berufsleben zurückfinden wollen, nicht eigentlich erwarten, dass diese von sich aus den Gang zum Arbeitsamt finden und sich informieren?
Läge doch eigentlich in der Natur der Sache, oder?
Daneben wird auf Veranstaltungen der BFBM.aktiv speziell für Frauen, die freiberuflich tätig sind, hingewiesen.
Zur Teilnahme an deren Veranstaltungen benötigt Frau allerdings Geld.
Geld, das viele arbeitslose Frauen und Hausfrauen, die mit dem Gedanken an eine Selbständigkeit spielen, um aus einer möglichen Misere zu kommen, nicht haben dürften.
Auch in den Terminen des Profinetzwerkes sind Unternehmerinnen, Freiberuflerinnen und Frauen in Führungspositionen Zieladressen, doch immerhin sind die von der Gleichstellungsstelle veröffentlichen Veranstaltungshinweise kostenlos von jeder Frau nutzbar, die sich informieren möchte.
Warum allerdings in der Folge VHS-Angebote aufgeführt werden, warum ein Excel-Kurs am Vormittag nur für Frauen interessant ist, warum überhaupt angesichts eines ebenfalls an vielfacher Stelle in Ämtern ausliegender VHS-Halbjahres-Katalog speziell noch einmal in einem Frauenkalender VHS-Angebote aufgeführt werden, ist eigentlich nicht schlüssig. Obgleich der Kurs „Stressfreies Reden für Frauen“ natürlich ein spezieller Hinweis wert sein könnte.
Die speziell für Frauen zugeschnittenen Angebote der FBS sind erwähnenswert, doch auch die FBS wirbt noch in Ämtern etc. mit eigens hergestellten Drucken.
Das Bildungswerk des Landessportbundes NRW bietet ebenfalls spezielle Frauenangebote, wie sie allerdings viele Sportvereine mittlerweile anbieten.
Umsonst – besser: kostenlos – sind solche Angebote nirgends zu haben. Auch hier erschließt sich nicht die offenbar als notwendig erachtete „Sonderwerbung“ durch die Stadt.
Das „Bildungswerk der Generationen“ bietet ein individuelles Bewerbungstraining für Frauen – kostenlos. Ein guter Hinweis.
Der deutsche evangelische Frauenbund bietet einen Lesekreis und macht einen Ausflug zum Flachsmuseum.
Frau und Gesellschaft
Politischer Terminkalender der Stadt, Netzwerkarbeit der Gleichstellungsstelle und das Netzwerk W, ein Netzwerk für Wiedereinsteiger/-innen (ACHTUNG! kein Tippfehler!
Auch Wiedereinsteiger, also Männer, werden an dieser Stelle angesprochen!) fallen unter die Rubrik „Frau und Gesellschaft“.
Der Titel „Frauenkalender“ täuscht weiter, denn ebenfalls unter dieser Rubrik aufgeführte Angebote wie „Alleinerziehendentreff“ und „Schuldnerberatung“ im Mehrgenerationenhaus dürfte auch für Männer geeignet sein.
Dies gilt wohl auch für den Veranstaltungshinweis auf den Tag der Behinderten.
Die Sendehinweise des WDR 5 auf die Themenreihe „Starke Frauen“ werden übrigens vom WDR selbst ebenfalls beworben.
Kultur und Freizeit
Der Hinweis auf die Ausstellung zum 175-jährigen Jubiläum des Bürgerschützenfestes dürfte am ehesten bruderschaftsbegeisterte Paare interessieren.
Da ist der Hinweis auf den kostenlosen Vortrag zu Gladbachs Frauenstraßennamen eher für historisch-kulturell-interessierte Frauen interessant.
Auch die von Frauen initiierten „Salontreffs“ verdienen gesondertes „Bewerben“ durch die Gleichstellungsstelle.
Wenngleich sich auch hier die Frage stellt, ob die „Salongespräche“ tatsächlich nur für Frauen sind, oder ob auch Männer zu den Gesprächen zugelassen werden.
Auf eine Veranstaltung in einem Landgasthof mit Getränk und Buffet zum Preis von 24,90 EURO hinzuweisen, erscheint allerdings in recht kommerziellem Licht.
Hier erscheint der Frauenkalender als eine durchaus fragwürdige Marketing-Unterstützung durch die Stadt.
Als Kultur-Angebote speziell für Frauen wird die Ladies Crime-Night, FammFatall (über diese Kabarettgruppe lachte auch schon mancher Mann), zwei Kinofilme und die Konzertshow einer Pianistin von der Stadt beworben.
Warum nun wieder die offene Gartenpforte 2011 als frauentypisches Event gilt, bleibt unergründlich und erschließt sich wohl nur den Redakteurinnen. Sterben männliche Hobbygärtner eigentlich aus?
Auch die aufgeführten MGMG-Angebote sind geschlechtsneutral. Oder müssen Frauen gesondert animiert werden, auch an Stadtführungen oder Konzerten teilzunehmen? Wäre kein gutes Ohmen!
Was an den Veranstaltungshinweisen im „Roten Krokodil“ speziell für Frauen von Interesse ist, erschließt sich gleichfalls nicht. Auch nicht der Hinweis auf das Theaterstück „Ich bin nicht Rappaport“ oder ist dies ein Hinweis für Frau, sich stärker mit den Problemen alter Männer auseinander zu setzen?
Auch die Bewerbung im Frauenkalender für weitere Theater- und Kinoangebote ist nicht nachvollziehbar.
Die Frage ist also:
- Wen oder was will die Gleichstellungsstelle eigentlich erreichen?
- Für welche Frauen macht sich die Gleichstellungsbeauftragte stark?
- Welche Frauen benötigen wirklich gezielte Hinweise?
- Und erreiche ich letztere auch mit dem Frauenkalender?
Die Druckkosten mögen bei einer Auflage von 8.000 Stück dreimal jährlich für die Stadt erschwinglich sein, ob dies allerdings an vielfacher Stelle eine Doppelbewerbung von Veranstaltungen rechtfertigt, ist nachdenkenswert.
Nachdenkenswert ist auch die Frage, wie viele personelle Ressourcen die Zusammenstellung von Veranstaltungen bindet.
Und das angesichts der chronischen Unterbesetzung der Mönchengladbacher Verwaltung. Nun ist natürlich nicht „Kopf“ gleich „Kopf“ – ob fraulich oder männlich.
Aber ein Blick in das Impressum zeigt durchaus Überraschendes:
- Der Oberbürgermeister: Dass der Oberbürgermeister als „Instituion“ dort genannt ist, dürfte keine Ressourcen gebunden haben, es sei denn, er hat „Korrektur“ gelesen (oder lesen lassen); aber schließlich ist er der „Herausgeber“ und damit verantwortlich.
- Die Gleichstellungsstelle: Wer trägt die Informationen zusammen, bastelt an weiteren Inhalten, entscheidet, was wichtig ist und was nicht und vor allem was „fraulich“ ist oder nicht?
- Der Fachbereich Georinformations- und Grundstücksmanagement: Diese Mitarbeiter werden als „Layouter“ genannt. Dass ihnen das gelungen ist, darf man ihnen gerne bestätigen, aber ist das die Grafikabteilung der Stadt? Würden diese Mitarbeiter nicht besser mit wirklich fachlichen Aufgaben effektiver eingesetzt?
Wozu haben wir eine MGMG, die mit sechstelligem Aufwand die Frauen(!)-Fußball-WM vorbereitet und sich bei Präsentationen ihrer Give-Aways, Fahren, Taschen und aller möglichen großen und kleinen Geschenke versucht, als städtische Marketing- und Werbeabteilung darzustellen? - Fachbereich Verwaltungsentwicklung und -service: Dahinter könnte sich die ehemalige „Hausdruckerei“ verbergen, die diese Vier-Farb-Broschüren gedruckt hat. Auch sie haben – so sie denn selbst gedruckt hat – einen guten Job gemacht. Aber: Hätte es nicht zumindest für die Innenseiten – so der Kalender überhaupt Sinn macht – auch eine Schwerz-Weiss-Druck getan?
Fragen, über die sich der/die Verantwortliche(n) einmal Gedanken machen sollte, bevor sie/er den nächsten Frauenkalender unters (Frauen-)Volk schleudert.
Angesichts der Diskussionen über Straßenschäden, die nicht behoben werden können, Grünpflege die eingeschränkt werden muss, Brunnen, die nicht mehr sprudeln dürfen, usw. usw. muss man(n) sich fragen, ob da etwa eine HSK-Maßnahme „vergessen“ wurde – von Frau Politiker oder Herrn Politiker.
Oder ist das gleich (= egal)?