Mit Fußball kann man nie früh genug beginnen (?)
Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[PM Stadt MG/bzmg] Einen viertägigen Kindertrainerlehrgang, initiiert vom Fachbereich Schule und Sport und finanziert durch Landesmittel, hatte der Fußballverband Niederrhein in der ersten Osterferienwoche angeboten.
Sport ist gut für die Entwicklung eines Kindes, also kann man mit dem Vereinssport – und der Breitensport Fußball genießt hier ein besonderes, offenbar auch politisch-motiviertes förderungswürdiges Ansehen – nicht früh genug beginnen. Stimmt das?
25 junge Frauen und Mädchen besuchten den Lehrgang auf der Bezirkssportanlage Neuwerk.
Willi Möhl, Lehrbeauftragter des Fußballverbandes, bereitete die Teilnehmerinnen auf das Training mit Kindern und Jugendlichen vor. „Das Training mit Kindern ist anders als üblich. Wir arbeiten mit kleinen Zaubertricks“, sagt Möhl.
Im Vordergrund soll nicht die fußballerische Leistung, sondern der Spaß der Kinder und Jugendlichen stehen.
So sollte es sein, doch in der Wirklichkeit dominieren nicht selten ehrgeizige Eltern das Spielrandgeschehen.
Haben dann auch noch Kinder- und Jugendtrainer die Tabellenplätze ab Bambini-Alter, spätestens jedoch mit der E-Jugend (9 und 10-jährige Kinder) fest im Blick, dann läuft manches Kind Gefahr einen ungesunden Ehrgeiz zu entwickeln oder aber gnadenlos über den Weg der Ersatzbank „aussortiert“ zu werden.
„Das Kind hat eben kein Talent“, heißt es dann häufig gegenüber unzufriedenen Eltern, die ihre Sprößlinge regelmässiger spielen sehen möchten oder meinen, Benachteiligungen zu erkennen.
Ob Elternkritik berechtigt ist oder nicht, erschließt sich nicht, dazu müßten Sportwissenschaftler Jugendtrainer über eine längere Zeit beobachten.
Zu einfach machen es sich auch Kindertrainer und Jugendbetreuer inVereinen, die auf eine Sportart spezialisiert sind, mit ihrer Einstellung zur „Talentfrage“ – ob offen oder verdeckt. Die Frage ist jedoch, ob Defizite in Bewegungsabläufen aufgearbeitet werden können oder nicht.
Fakt ist, dass es seitens der Sportwissenschaftler z. B. auch Studien zur Entwicklung des Lauf- und Gangbildes von Kindern gibt. Das Lauf- und Gangbild entwickelt sich demnach bis zum 11. Lebensjahr.
Talent wird den wenigstens Kindern in die Wiege gelegt, meist sind es z.B. fußballbegeisterte Väter und Mütter, die schon von klein auf mit dem Nachwuchs spielerisch üben. Und Übung macht bekanntlich den Meister.
Die Kinder, deren Gang- und Laufbild sich noch im altersgemäßen Entwicklungsstadium befinden oder gar schlecht entwickelt sind, haben es im Vergleich zum früh-geförderten Mannschaftskameraden schwer, zumal wenn der Ehrgeiz der Erwachsenen mit Blick auf die Tabellenplätze die Entwicklung einer Kindermannschaft dominiert.
Natürlich muss mit Kindern anders, spielerischer trainiert werden, als mit Jugendlichen und Erwachsenen. Sie würden sonst zu früh die Lust verlieren. Die Ausbildung der Jugendtrainer berücksichtigt dies im praktischen Teil.
Beim Lehrgang in Neuwerk zeigte Nina Middelkamp, Nachwuchstrainerin beim Fußballstützpunkt in Duisburg, den Teilnehmerinnen, wie ein Training mit Kindern aussehen sollte.
„Hier werden nicht stupide Runden zum Aufbau der Kondition gedreht“, erklärt sie.
„Wir lernen hier den Kindern auf spielerische Weise etwas zu vermitteln und Kondition aufzubauen“, bestätigt Teilnehmerin Gina Janssen.
Die Sechzehnjährige spielt selbst seit zehn Jahren Fußball und ist mit Feuereifer wie die anderen Teilnehmerinnen dabei.
Beatrix Aslanaj, Mutter von fünf Kindern und mit 42 Jahren die älteste Teilnehmerin: „Durch meine Kinder bin ich zum Fußball gekommen. Ich trainiere schon eine Kindermannschaft und wollte bei dem Kurs lernen, wie ich die Kinder mit viel Spaß an den Fußballsport heranführen kann“.
Ergänzend hierzu fällt dem theoretischen Unterricht ein besonderes Gewicht zu, der selbstverständlich auch zum Rüstzeug der Jugendtrainer gehört.
Grundsätzlich hat jedes gesunde Kind von klein auf Freude an Bewegung. Die Frage ist also nicht, wie Kinder mit Spaß an eine spezialisierte Sportart, wie z.B. Fußball, heranzuführen sind. Die Kernfrage ist: Wie den Spaß halten? Wie die natürlich Entwicklung des Kindes unterstützen, wie gar mit Defiziten umgehen?
Die spielerische Entwicklung der Motorik und des Körpergefühls, generell grundsätzlich für jedes Spezialsportart wichtig, fand noch vor 20, 30 Jahren „auf der Straße“ bei Seilchen springen, Hinkelspielen, Fangen, Verstecken und Gummitwist statt. Und neben diesen Freizeitaktionen mit Freunden fanden auch für viele Kinder Trainings in Fußballvereinen statt.
Das ist heute anders. Heute organisiert sich bei vielen Kindern die sportliche Freizeit fast ausschließlich in Vereinen. Und dies nicht selten von früh auf in spezialisierten Sportarten, wie eben auch im Breitensport Fußball.
Berücksichtigen Fußballvereine von klein auf Entwicklungsmöglichkeiten und Reifestand, halten Bewegungsübungen breit aufgestellt, erhalten auch die Sportfreude von „untalentierten“ Kindern, dann ist dies eine gute Grundlage für lebenslange Freude an sportlichen Aktivitäten.
Viele Kinder finden und halten Freude an Sportarten, an denen sie von klein auf herangeführt wurden.
Andere finden ihren Weg zum Sport in einer Grundausbildung nach dem Motto: Spielen mit und ohne Ball, Laufen, Springen, Turnen – Hauptsache bewegen, das Körpergefühl entwickeln und verbessern.
Auch im Alter von 12 Jahren oder später können Jugendliche und Erwachsene noch „ihre Sportart“ finden und betreiben. Nur mit dem Fußballprofi wird es dann wohl nichts mehr werden.