HDZ: Bürgerinformationsveranstaltung – Teil II: Durchweg kritische Wertungen der verkehrlichen Auswirkungen
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[12.06.2011] Bei der Vorstellung der Verkehrsuntersuchungen im Zusammenhang mit den Mönchengladbach Arcaden durch Michael Vieten von der Ingenieurgesellschaft Stolz – IGS – am 21.05.2011 waren von den in die KFH gekommenen Bürgern überwiegend kritische Äußerungen zu vernehmen.
Dies mag zum einen daran gelegen haben, dass die Annahmen angezweifelt wird, dass die „nur etwa 5.000 zusätzlichen Bewegungen“ durch das neue Handels- und Dienstleistungszentrum zu erwarten seien.
Zum anderen waren vielen noch die Diskussionen um die verkehrlichen Änderungen im Gedächtnis, die das seinerzeitige ECE-Konzept (incl. Tunnel) gebracht hätten. Darauf hatte ein Bürger erneut hingewiesen, indem er meinte, dieses Verkehrskonzept sei „durch Herrn Hormes, Herrn Scheel und Herrn Clages bis zum Rat ‚durchgepeitscht‘ “ worden.
Sehr oft wurden von den Bürgern auch die generellen Verkehrsprobleme in Mönchengladbach angesprochen und kritisiert.
Insgesamt entwickelten sich diese Themenschwerpunkt:
- Schließung von Stepgesstraße/Viersener Straße
- Linksabbieger Kaldenkirchener Straße und Nord-Spange
- Radverkehr
- Busverkehr
- Breitenbachstraße/City-Ost
Ein Bürger zeigte sich vom Verkehrskonzept grundsätzlich nicht überzeugt, er sei sogar „entsetzt“.
Zu viele Fragen seien offen und er forderte die gesamten Planungsunterlagen einschl. Zahlen ein, die dann zu analysieren seien. Es sei nicht zu erkennen, dass das Konzept
- „die zusätzliche Belastung schutzbedürftiger Einrichtungen (Schulen, Altenheime, Kindergärten usw.)
- ob schon heute gesundheitsgefährdende Grenzwerte (Lärm usw.) überschritten werden
- schon vorhandene Feinstaubbelastungen oder gar Überschreitungen“
berücksichtige.
Vieten erklärte, dass es Aufgabe war, herauszufinden, wohin sich Verkehre verlagern werden, wenn die Arcaden gebaut und die Stepgesstraße gesperrt würden. Als „Instrument“ hätte man das Verkehrsmodell angewandt. Verkehr müsse durch Maßnahmen so gelenkt werden, dass er nur „gewollte“ Wege benutze.
Hinsichtlich der Lärm-/Schadstoffbelastungen sagte Scheel, das Verkehrsgutachten sei das erste Gutachten. Auf dieser Basis würden die Gutachten für Luftschadstoffe / Lärm vergeben. „Alles wird ‚bis in die kleinste Haarspitze’ untersucht (wenn es denn relevant ist), also wenn Grenzwerte überschritten werden.“ Diese Untersuchungen seien „notgedrungen“ Bestandteil des Verkehrskonzeptes. Danach würden die Fragen in jedem Fall beantwortet werden.
Schließung von Stepgesstraße/Viersener Straße
“Warum muss die Stepgesstraße überhaupt geschlossen werden“, fragte eine Bürgerin. Die Strecke Stepgesstraße/Viersener Straße sei die beste Nord-Süd-Verbindung; die Schließung sei ein „Schildbürgerstreich“.
Martin Scheel, städtischer Verkehrsplaner, argumentierte, dass der hohe Fußgängerstrom auf der Hindenburgstraße alle 20 Sekunden durch ein „Riesen“-Fahrzeugaufkommen unterbrochen werde. Die Stepgesstraße bleibe für Fußgänger und Radfahrer nutzbar.
Konkreter wurde es, als ein Teilnehmer der Veranstaltung im der Konzeptvorstellung eine Differenz von 7.400 Pkw/Tag zwischen den prognostizierten 15.600 Kfz pro Tag und einer aktuellen Zählung durch die IGS von 23.000 Kfz pro Tag für die Viersener Straße und Lindenstraße festgestellt hatte.
Die Frage, welche Wege diese offensichtlich fehlenden Fahrzeuge nehmen würden (Windberg usw.), konnte Vieten nicht beantworten und wird wohl eine erneute Berechnung erfordern.
Außerdem blieb offen, durch welche Gebiete (Wohn-, Gewerbe-, Mischgebiet) der Verkehr verlaufen werde, wenn Stepgesstraße gesperrt würde.
Auch die Frage warum in früheren Gutachten die Belastung der Stepgestraße mit 20.000 KFZ angegeben wurde und nun im neuen Gutachten nur noch 15.000 KFZ beträgt konnte nicht beantwortet werden. „Das ist ja wie bei David Copperfield“, war hierauf die Aussage des Bürgers.
Linksabbieger Kaldenkirchener Straße/Nord-Spange (Giebelsbusch)
Um den über Bismarck-/Kaldenkirchener Straße stadtauswärts abfließenden Verkehr zu beschleunigen sieht das Verkehrskonzept vor, das Linksabbiegen von der Kaldenkirchener Straße in die Hohenzollernstraße auszuschließen.
Obwohl nur eine geringe Zahl von Linksabbiegern festgestellt worden sein soll, sehen einige Bürger die Gefahr, dass nun über die Bergstraße als „Lkw-Route“ fixiert würde. Die Führung des linksabbiegenden Verkehrs über die Gneisenaustraße sei für Lkw nicht zugelassen, weil dort nur Fahrzeuge mit weniger als 2,8 t Gesamtgewicht fahren dürften.
Nur eine großräumige Lösung durch den Bau der seit den 60er Jahren geplanten und den Bürgern mehrfach versprochenen „Nordspange“ (auch als Giebelsbusch bekannt) sei akzeptabel. Auf die Frage, nach dem Stand dieser Angelegenheit, bestätigte Verkehrsplaner Scheel, dass dies eine wichtige Straße auch für die Entlastung von Schürenweg, Bergstraße und Bettrath einschließlich der direkten Autobahnanbindung sei.
Der Förderantrag an das Land sei gestellt, die Maßnahme stehe zwar in der entsprechenden Liste, es gebe jedoch keinen positiven Bescheid. Im Übrigen werde der Rat im Rahmen des VEP die anstehenden Maßnahmen in eine Reihenfolge stellen müssen.
Giebelsbusch-Spange wird mit ca. 20.000 Fahrzeugen pro Tag als wichtig eingeschätzt.
Zuvor jedoch stünden noch die Breitenbachstraße, die Korschenbroicher Straße sowie die „Spange auf der Westseite der Stadt“ an.
Wurff ergänzte, dass die Kappung des Linksabbiegerverkehrs an der Kaldenkirchener Straße zunächst zurück gestellt sei, um die Lenkung des Schwerlastverkehrs durch Wohngebiete zu vermeiden
Radverkehr
Einen breiten Raum nahm die Frage ein, wie die Nutzung anderer Verkehrsmittel als das Auto berücksichtigt worden sei. Hinsichtlich der Nutzung des Fahrrades herrsche in Mönchengladbach eine „miserable“ Situation.
Das Fahrrad werde nicht benutzt weil es sehr gefährlich sei, in Mönchengladbach Fahrrad zu fahren. Eine Verbesserung dieser Situation sei anzustreben, da jeder Fahrradfahrende auch keinen Pkw-Parkplatz benötige. Im übrigen auch ein Fahrzeug weniger bedeute, was wiederum den Verkehr entlaste.
Dass die Bismarckstraße für den Radverkehr vollkommen ungeeignet sei, bestätigte auch Martin Scheel. Nur Parallelstraßen seien durch Radverkehr nutzbar. Man habe sich auch Gedanken über den Radverkehr gemacht, im „Gründerzeitviertel West“ habe man die Einbahnstraßen soweit wie möglich für den Radverkehr freigegeben, im „Gründerzeitviertel Ost“ würden 30er-Zonen mit Radverkehr in beiden Richtungen eingerichtet.
Auf der Hindenburgstraße werde Radverkehr zugelassen, wenn es keine Kreuzung mehr mit der Stepgesstraße gibt. Durch Sperrung der Stepgesstraße gäbe es auch dort eine hohe Qualität für den Radverkehr, meinte Scheel.
Rückblickend erklärte Ex-Ratsherr Reiner Brandts (CDU), der sich als einziger Kommunalpolitiker zu Wort meldete, dass Scheel seinerzeit gesagt habe, Radfahren sei auf der Hindenburgstraße zu gefährlich, weil zu hohe Geschwindigkeiten erreicht würden und daher Radfahren nur ab Friedrichstraße möglich sei. Brandts bezeichnete Scheel als „jetzt unglaubwürdig“.
Eine Teilnehmerin erklärte, dass schon jetzt der Einsatz von sogenannten „E-Bikes“ notwendig sein. Sie schlug vor, dass die Stadt diese sowohl am Hauptbahnhof als auch am Alten Markt anbieten solle. Aber auch an Parkhäusern sollten solche Räder ausleihbar sein.
Busverkehr
Auf kritische Hinweise bezüglich der Busverkehrs in der Fußgängerzone Hindenburgstraße erklärte Scheel, dass man die Bushaltestelle „Theater“ beibehalten und am neuen Zugang zu den Arcaden auf der Steinmetzstraße eine neue Haltestelle eingerichtet werde.
Zu der Problematik Busse auf der Hindenburgstraße erklärte Baudezernent Wurff, dass der Zustand hinsichtlich des Busverkehrs geändert werden müsse, wobei er beispielsweise so genannte „CableCars“ als alternatives Verkehrsmittel für die Hindenburgstraße eher als „Wunschtraum“ ansieht.
Demgegenüber könne eine realistische Variante sein, Busse um die Hindenburgstraße herum zu führen, und verwies auf die Zeit, als die Hindenburgstraße umgebaut wurde, als es hierbei wohl auch kaum Schwierigkeiten gegeben habe.
Man müsse zu alternativen Lösungen besonders unter dem Gesichtspunkt von Länge und Steigung der Hindenburgstraße kommen.
Zur Vermeidung von Pkw-Verkehr in der Innenstadt schlugen Teilnehmer die Einrichtung von Bus-Shuttles beispielsweise aus Richtung Westen vom Nordpark aus, an Autobahnabfahrten und an der Korschenbroicher Straße vor.
Breitenbachstraße/City-Ost
Der aktuelle Verkehrsweg Steinmetzstraße/Ost-West-Straße/Breitebachstraße sei in den Verkehrsuntersuchungen im momentanen Zustand berücksichtigt worden, erklärte Vieten (IGS) auf Nachfrage von Brandts.
Dieser hatte besonders auf die „Engstelle“ Eisenbahnbrücke Breitenbachstraße hingewiesen und angezweifelt, dass hier eine „wirkliche Entlastung“ entstehen werde.
Zum Verkehrsaufkommen aus dem durch einen Investor in der Entwicklung befindlichen Areal des ehemaligen Güterbahnhofes erklärte Scheel, dass sich dieses Projekt mittlerweile erheblich reduziert habe und dadurch auch das dortige Verkehrsaufkommen geringer würde.
Im Übrigen bestünde ein Planungsauftrag, den man momentan abarbeite und dass das Ergebnis in der nächsten oder übernächsten Sitzung der Bezirksvertretung (Ost) vorgestellt werde.
Zur Frage von Planungen hinsichtlich der Eisenbahnbrücke erklärte Andreas Wurff ergänzend, dass es dazu seitens der Stadt keine Planungen gebe, weil die Stadt entsprechend des Verursacherprinzips sämtliche Kosten zu tragen habe. Sowohl diese als auch die übrigen angesprochenen Straßenbaumaßnahmen (wie Giebelsbusch/Nord-Spange) seien nicht finanziert.
Resümee
Zusammenfassend darf erwartet werden, dass viele Bürger gerade zu den verkehrlichen Auswirkungen der Arcaden eine Vielzahl von Stellungnahmen, Einwendungen und Vorschlägen abgeben werden.
Hochwahrscheinlich ist, dass auf diesem Wege grundsätzliche Themen der Mönchengladbacher Verkehrsentwicklungsplanung in die Diskussion gelangen.
Möglicherweise wird sich in diesem Zusammenhang die Anhörungskommission im Rahmen des Bauleitplanverfahrens mit Themenkomplexen zu befassen haben, die weit über die unmittelbaren verkehrlichen Auswirkungen des HDZ hinaus gehen.
So scheint es kaum sinnvoll – wie von manchem Ampel-Politiker vehement gefordert – den Verkehrsentwicklungsplan (VEP) unter allen Umständen schnellstmöglich zu beschließen.