Masterplan Mönchengladbach – Teil XI: Masterplan Köln = Blaupause für Mönchengladbach! • Eine dringende Auffrischung der Frage: „Cui bono?“

Bernhard Wilms [ - Uhr]

Je länger ein Thema andauert, umso größer ist die Gefahr, dass der Beginn, die Beweggründe von Akteuren, die Positionen von „Mitspielern“ und wirkliche Hintergründe in Vergessenheit geraten.

Aus diesem Grund sind Auffrischungen notwendig, wie durch die BZMG-Masterplan-Themenreihe, deren erste 10 Artikel hier als PDF zum Download zur Verfügung stehen.

Danach kommt folgerichtig der Volksmund ins Spiel, der sagt: „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“.

Zu den großen Geschenken sagt der Volksmund leider nichts.

Wie dem auch sei:

Geschenke – wer mag sie nicht? Klein, groß, meist überraschend oder als Dank für etwas. Geschenke können Freude oder das Gefühl einer Verpflichtung dem Schenkenden gegenüber erzeugen.

Die einen, vor allem Kinder, lieben Geschenke und vor allem das Auspacken in aufgeregter Erwartung. Andere nehmen es eher lässig bis lästig. Weil sie schon alles haben oder sich durch Geschenke dem Schenkenden gegenüber verpflichtet fühlen.

Vor allem sollten Geschenke eines sein: uneigennützig, an keine Bedingungen geknüpft. Sonst wird die Freude über ein Geschenk erheblich getrübt.

Schenken bedeutet die freiwillige Übertragung von Eigentum ohne Gegenleistung.

Und dann gibt es Geschenke, deren Annahme zur Vorsicht raten, da sie nicht unbedingt nur Gutes erwarten lassen. Ein solches war das berühmte Holzpferd, das die Danaer den Trojanern schenkten.

Selbst wer diese Geschichte nicht kennt, stutzt heutzutage spätestens bei dem Wort „Trojaner“ und denkt sofort mit Grauen an die Folgen und Kosten, die ein solcher auf dem eigenen Rechner verursachen kann.

Das Danaer-Geschenk, das Holzpferd, entpuppte sich seinerzeit als innen hohl und die Mannen, die aus seinem Bauch heraus kletterten und die Stadt überrannten, wie heute Schad-Software den infizierten Rechner entert, waren für Troja keinesfalls von Vorteil und die erhoffte Wohltat.

Hinzu kommt, dass ein passendes Geschenk zu finden, das den zu Beschenkenden auch mit Sicherheit erfreut und nicht nutzlos in irgendeiner Schublade landet, oft langer Überlegung und Planung bedarf.

Letzteres, nämlich Überlegungen und ein gewisses Maß an Planung, haben mit Sicherheit auch die Mitglieder des Vereines MG 3.0 benötigt.

Dabei war das „Kölner“ Masterplan-Modell von Bauunternehmer und Kölner IHK-Präsident Bauwens-Adenauer hilfreich, das dieser einem „illustren Kreis“ von infrage kommenden Unternehmern in der Industrie- und Handelskammer Mönchengladbach auf Einladung des Hauptgeschäftsführers der IHK, Dr. Dieter Porschen, vorstellte.

Am 18.03.2010 berichtet die RP:

„Dass sich hochkarätige Unternehmer für den Masterplan einspannen lassen, dürfte auch mit einem Besuch von Paul Bauwens-Adenauer in Mönchengladbach zusammenhängen. Der Adenauer-Enkel überzeugte in kleinem Kreis offenbar mit seinem leidenschaftlichen Plädoyer. …“

Am 10.06.2010 war dann in der RP zu lesen:

„In Köln hat der Adenauer-Enkel und dortige IHK-Präsident Paul Bauwens-Adenauer eine Million für einen Masterplan eingesammelt. Und auch in Mönchengladbach, wo Bauwens-Adenauer den Kölner Masterplan vorgestellt hat, ist es mit Heinz Schmidt der IHK-Präsident, der sich an die Spitze der Bewegung gestellt hat. …“

Und weiter:

„… Schon bald wird der Arbeitskreis die Federführung abgeben. Ein erfahrenes Büro soll dann die Abstimmung des weiteren Prozesses übernehmen und die konkrete Arbeit koordinieren.“ (Ende der Zitate)

 

Was die Verbindlichkeit eines Masterplanes anbelangt, ist das so eine Sache, denn ein Masterplan ist lediglich ein informelles Planungsinstrument und keinesfalls rechtsverbindlich.

Was also lag in Köln näher, als das, was nun auch in Mönchengladbach geschah:

Die Initiatoren machten mit der Schenkung zur Auflage, dass der Kölner Stadtrat die Annahme des fertigen Planwerks beschließen sollte: http://www.as-p.de/files/medien/091231_medien_koeln.pdf

 

Auch in Mönchengladbach wird der Gedanke „gepflegt“: Wertvolles Geschenk – Und jetzt müssen die Bürger nun aber auch dankbar sein!

Schließlich hat der Mönchengladbacher Masterplan € 600.000 gekostet!

Wollen die Bürger diesen Masterplan aber überhaupt als Geschenk?

Oder anders ausgedrückt, wollen sie überhaupt, dass dieses Geschenk, wie es der Verein MG 3.0 sich vorstellt (vom Rat der Stadt „verabschiedet“) damit zur „Richtschnur“ für künftige städtebauliche Planungen wird?

Wollen die Bürger, dass ein „Verein“ von wenigen Sponsoren, im Verhältnis zur Einwohnerzahl Mönchengladbachs, künftig überwiegend oder sogar anstelle der Verwaltung, planerisch die Entwicklung unserer Stadt bestimmt?

Kopfschütteln verursachen da Äußerungen der Sprecher im Planungs- und Bauausschuss und Ratsherren Hans Wilhelm Reiners (CDU) und Thomas Fegers (SPD), dass der Verein MG 3.0 „nicht aus der Verantwortung entlassen werden soll“.

Wie passt das zu einem Geschenk?

Ist soetwas nicht dazu da, nach Übergang (des Eigentums daran) an den Beschenkten, nach dessen Vorstellungen verwendet zu werden?

Wieso hat der Schenkende noch Verpflichtungen? Welche sollten das sein und vor allem wofür?

Geschenke können immer Risiken in sich bergen.

Für den Schenkenden, dass der Geschmack oder Möglichkeiten der Verwendung falsch eingeschätzt wurden.

Für den Beschenkten beinhaltet es die Krux nicht unhöflich sein zu wollen oder dürfen und, falls es ihm nicht zusagt, den Spagat zwischen höflicher Annahme und tatsächlicher Verwendungsmöglichkeit zu schaffen.

Besonders heikel wir dies bei einem erkennbar teuren Geschenk.

Muss nicht ein (Zwangs-)Beschenkter aufhorchen, wenn er vernimmt, dass der freundliche Geschenkgeber schon wieder tätig ist, um Geld für die Folgen aus dem  Geschenk einzusammeln.

Stellt sich die berechtigte Frage nach der dahinterstehenden Strategie.

Tatsache ist, es droht ein weiteres „Geschenk“, das mit Hilfe eines Masterplan-Beirates im Sinne der Sponsoren des Masterplan-Geschenkes, zur gezielten Verwendung, Zitat Otten: „möglichst unverfälscht in der weiteren städtebaulichen Entwicklung Berücksichtigung finden…“ soll.

Und in aller „Bescheidenheit“ aber nicht minder deutlich fügt Otten hinzu: „Deren Einhaltung (Anm. d. Red.: der Leitlinie) werden wir gegenüber den Ratsmitgliedern nachdrücklich einfordern.“

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, große können bei dem Beschenkten Unmut erzeugen, falls er merkt, dass es – wie einst bei den Danaern – nicht wirklich dazu dient dem Beschenkten Freude zu bereiten.

Pikant wird die Angelegenheit „Masterplan“ dadurch, dass Reiners (der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit 2014 Oberbürgermeister-Kandidat der CDU werden wird) sich nicht wirklich vom amtierenden Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) unterscheidet.

Bude ist ebenfalls glühender Masterplan-„Anhänger“ und spricht dabei auch noch von einem herausragenden „bürgerschaftlichem Engagement“ des Masterplan-Vereins.

Ein großes Geschenk  – für wen wohl? 

Ein Kommentar zu “Masterplan Mönchengladbach – Teil XI: Masterplan Köln = Blaupause für Mönchengladbach! • Eine dringende Auffrischung der Frage: „Cui bono?“”
  1. Bude und Reiners. Richtige Analyse.

    Wahlkampfhilfe a la Präsidentschaftswahlen in den USA, d.h. man ist seinen Sponsoren verpflichtet und wird entsprechende Leistungen, Ver- und Begünstigungen „liefern“ müssen.

    Das geschieht selbstverständlich geräuschlos und i.d.R. clever, auf dass das (dumme oder für dumm gehaltene?) Wahlvolk nichts mitbekommt.

    Egal wer „dran“ kommen, also OB wird, der Filz geht weiter, weil Bude bisher NICHTS dagegen unternommen hat, geschweige es überhaupt versucht hätte.

    Dazu bedarf es mehr als Brauchtumspflege.

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