Tante Ju-Standort auf dem Rheydter Marktplatz sehr fraglich
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Das war nach der Veranstaltung im Rheydter Ratskeller klar, zu der die Vorsitzende der SPD Rheydt-Mitte Barbara Gersmann eingeladen hatte und die sie leitete.
Etwa 35 Teilnehmer waren erschienen.
Zunächst erläuterte Stadtplaner Beierling-Hermonet den Beschlussstand zur Umsetzung des Innenstadtkonzepts und zur Gestaltung des Rheydter Marktplatzes.
WFMG-Prokurist David Bongartz beschrieb das Projekt Ju 52 am Markt, Henning Haupts (SPD-Vertreter im Planungs- und Bauausschuss) wies auf die Entscheidungen im Bauausschuss hin und Hans-Willi Körfges (MdL) interpretierte die Finanzierungsproblematiken insbesondere zu den aktuellen Kürzungen des Bundes zum Gemeindefinanzierungsgesetz.
Beierling-Hermonet hpräzisierte noch einmal das Innenstadtkonzept mit Schwerpunkt Marktplatz Rheydt und wies auf die Zielsetzung und die Tatsache hin, dass der „offene“ Entwicklungsprozess schon seit 2007 unter intensiver Beteiligung der Bürgerschaft läuft.
Anhand von Plänen des Wettbewerbssiegers PLANORAMA beschrieb er kurz den Beschluss zur Umsetzung dieser Planungen. In zwei bis drei Monaten solle der Ausführungsentwurf der Öffentlichkeit und der Politik vorgestellt werden.
In der 2. Hälfte 2011 will man mit dem Abbruch der Pavillons beginnen. Dies geschehe „Hand in Hand“ mit dem Parkhausbetreiber Q-Park.
Beierling-Hermonet erwartet im November auf Landesebene einen grundsätzlichen Beschluss zur Förderung des gesamten Innenstadtkonzeptes (einschließlich Pahlkebad und Hugo-Junkers-Park).
Später am Abend ging Beierling-Hermonet noch einmal auf die Aufgabe des Marktplatzes ein. Dabei machte er deutlich, dass der Wert eines Marktplatzes steige, je besser der „von den Rändern her bespielt“ werde.
Deshalb gehöre Musik- und Volkshochschule, die bislang unattraktiv an der Mühlenstraße platziert seien, an den Markt. Nur so bestünde die Chance über den gesamten Tag Lebendigkeit zu erreichen.
Beierling-Hermonet mochte nicht von „großen Alleinstellungsmerkmalen“ sprechen, sondern möchte den Rheydter wieder zum Marktplatz bringen, nicht den Kölner, Düsseldorfer oder andere Fremde. Ziel müsse sein, dass der Bürger „seinen Marktplatz“ mit Leben erfülle.
Man müsse erreichen, dass der Rheydter sich auch „im Alltag“, also außerhalb auch von Wochenmärkten, Kirmes und sonstigen Veranstaltungen auf dem Marktplatz aufhält. In der Konsequenz müsse „Freizeitcharakter“ mit „Einkaufen“ verbunden werden.
Eine Bebauung zwischen Hauptkirche und Rathaus sei nicht unbedingt attraktiv, womit er auf die Darstellungen einer optionalen Bebauung im Rahmen des Wettbewerbs einging.
Ohne dass Beierling-Hermonet explizit auf die Überlegungen zur „Stationierung“ der Ju 52 zwischen Kirche und Rathaus einging, konnte man daraus schließen, dass ein solcher Bau nicht den beschlossenen Zielsetzungen für den Rheydter Marktplatz entsprechen und er wohl nicht zu dessen Befürworter zu zählen sein würde.
Bongartz erläuterte, warum die Ju 52 außer Dienst gestellt werden soll und die Entstehung der Idee, die Ju 52 nach Rheydt zu holen. Die Förderung einer solchen Maßnahme wäre ggf. über ein EU-Förderprogamm möglich und hierzu sei zwischenzeitlich auch eine Ideenskizze eingereicht worden.
Ein in diesem Zusammenhang vorgesehener Ideenwettbewerb „Tourismus“ biete entsprechende Möglichkeiten.
Über die eingereichten Ideen entscheide eine externe Jury. Bislang war jeder 4. Antrag erfolgreich. Unterstützt würde der Antrag der WFMG von 25 Mönchengladbacher “Partnern“ durch Unterstützungsschreiben, so genannte „Letter of Intent“, die auch mit finanziellen Leistungen verbunden seien. Eine dieser Partner sei auch das Rheydter Citymanagement.
Beispielhaft hätte man zwei Standorte in Rheydt benannt, einer sei der Platz vor dem Cityparkhaus an der Mühlenstraße und ein anderer wäre der Rheydter Marktplatz.
Man dürfe kein Museum bauen, weil ansonsten das Wettbewerbsthema „Tourismus“ verfehlt würde; es müsse eine „Eventlocation“ mit etwas 200 Betriebstagen pro Jahr sein.
Eine derartige Einrichtung müsse kostendeckend betrieben werden. Die Fördermittel beziehen sich jedoch nur auf die Investitionskosten. Ob anschließend eine Vermarktung durch die MGMG stattfinden wird, sei noch zu eruieren. Die WFMG jedenfalls glaubt, dass das JU 52-Projekt Tourismus, Übernachtungen und Einzelhandel beleben kann.
Henning Haupts bestätigte als Mitglied des Planungsausschusses noch einmal den Beschlussstatus zum Innenstadtkonzept und zum Rheydter Marktplatz. Der politische Wille sei, dass der Rheydter Marktplatz als Magnet attraktiver werden müsse.
Mit einem Prüfauftrag müsse auf eine Bebauung zwischen Hauptkirche und Rathaus mit einem kulturellen und kirchlichen Hintergrund hingearbeitet werden, um so einen „Frequenzbringer“ für die Rheydter Innenstadt zu erhalten.
Da ssein „JU 52-Tourismus-Standort“ am Rheydter Marktplatz weder kirchliche noch kulturelle Nutzungen beinhaltet, machte Haupts mit der Beschreibung des „Prüfauftrages“ deutlich – ohne dies besonders hervorzuheben – woraus geschlossen werden kann, dass unter diesen Bedingungen ein Ju 52-Standort auf dem Marktplatz kaum Aussicht auf Erfolg haben könnte.
Hans-Willi Körfges beschrieb die komplexen Finanzierungsmodalitäten zur Städtebauförderung und weiteren Förderprogrammen, deren Wiedergabe hier den Rahmen sprengen würden; wir werden darauf an anderen Stelle noch einmal gesondert eingehen.
Pastor Olaf Möller mahnte Demut im Umgang mit dem auch für die Rheydter Bürgerschaft äußerst sensiblen Ensemble an.
Er wies darauf hin, dass er im März 2010 ausführlich zum Thema Bebauung zwischen Rathaus und Kirche Position bezogen habe. Er habe schon seinerzeit eine sehr große Resonanz darauf asu der Bevölkerung gehabt. Dies sei ein sehr sensibler Punkt und er warnt davor „Stuttgarter Verhältnisse“ zu bekommen, weil die Rheydter dann „wach“ würden.
Möller betonte, dass er sich nicht grundsätzlich gegen eine Bebbauung gewandt habe, plädiere jedoch für eine „transparente, zierliche“ Bebbauung. Der Architekt müsse sich hinsichtlich der Abmessungen „in Demut“ den historischen Gebäuden unterwerfen. Er ergänzt, dass die Ju 52 nach Rheydt kommen sollte und zwar an einem sinnvollen Standort.
Der Vorsitzende des Rheydter Citymanagements Felten votierte im Namen des Vorstandes nachdrücklich für einen Standort der JU 52 zwischen Hauptkirche und Rathaus. Ein neu gestalteter Marktplatz sei vergleichbar mit vielen anderen Städten. Es müsse eine Attraktion geschaffen werden, die ein Alleinstellungsmerkmal wäre, um Einzelhandelskunden nach Rheydt zu locken.
Felten meinte, es sei „fast nicht mehr diskussionsfähig“, dass die Ju auf den Rheydter Marktplatz kommen müsse.
Marktbeschicker Ehren legte in einem eindrucksvollen Statement besonderen Wert darauf, dass während der Umbauphase des Marktplatzes kontinuierlicher Wochenmarkt sichergestellt sein müsse. Zur Frage des Standortes Ju52 äußerte sich Ehren nicht.
Planer Beierling-Hemonet bestätigte, dass auch während der Umbauphase, die etwa ein Jahr lang dauern wird, der Wochenmarkt an zentraler Stelle erreichbar sein wird. Dabei denkt man nicht an die Gracht, sondern an Harmoniestraße, Harmonieplatz usw. Dies sei der wohl beste Kompromiss, der angestrebt werden sollte.
Gegen Ende der Veranstaltung überraschte Ex-SPD-BV-Sprecher (Rheydt-Mitte) Bernd Adelt die Anwesenden mit dem Vorschlag, das ungenutzte Gebäude des Bahnhofs Rheydt als „letzten Landeplatz“ für die Tante Ju in weitere Überlegungen einzubeziehen.
Adelt erläuterte ausführlich seine Gedanken und gab seinen Eindruck aus der bisher geführten Diskussion wieder, dass sich bei einer Plazierung der Ju 52 am Markt die beiden Zielsetzungen „Soziale Stadt“ und „Standort Ju 52“ eher gegenseitig behindern als ergänzen könnten.
Der Bahnhof hingegen biete alle architektonischen und städtebaulichen Voraussetzungen für eine attraktive Positionierung der Ju 52.
Nach diesen interessanten Ausführungen, die nach der Veranstaltung auch das Interesse u.a. von Bongartz (WFMG) fanden, meinte Ratsherr Ulrich Elsen spöttisch bis zynisch, statt solcher Planungen solle erst einmal eine Toilette im Bahnhof geschaffen werden; irritiertes Gelächter einiger „Genossen“ folgte… ein platter Gag zur falschen Zeit, der weder dem Thema noch dem Adelt’schen Konzeptansatz angemessen gerecht wurde.
Da fragt man sich: Konnte, wollte oder durfte er (Elsen) nicht in/an Alternativen denken?
Abschließend ging Bongartz noch einmal auf den Vorschlag von Bernd Adelt ein. Er halte es für sehr wichtig, die Standortfrage für die Ju 52 ganz offen anzugehen. Man müsse zunächst einmal die Vorarbeiten erledigen.
3.
rackerrainer schrieb am 18.10.2010 um 01:02 Uhr:
Ich möchte mich bei der SPD-Rheydt Mitte für die Durchführung dieser Veranstaltung bedanken.
Es ist bemerkenswert, dass die SPD, trotz, wie man hören konnte, starker Anfeindungen anderer politischer Gruppierungen, diese demokratische Herangehensweise zu den neuerlichen Plänen im Bezug Neugestaltung Rheydter Marktplatz gewählt hat.
In der Veranstaltung machte H. Adelt einen Vorschlag, der zwar z. T. mit Ironie herabgewürdigt wurde, den man nicht unter den Tisch fallen lassen sollte.
Ich wünsche der SPD Rheydt Mitte, habt weiterhin den Mut auf diese Art Demokratie zu praktizíeren. Ich hoffe das weitere Ortsvereine und demokratische Parteien ebenfalls den Mut besitzen in Mönchengladbach diese Art der Demokratie zu praktizieren und frühzeitig mit den Bürgern über Planungen zu sprechen.
2.
Gandalf schrieb am 17.10.2010 um 22:36 Uhr:
Gegenfrage: Gibt es am Marktplatz Rheydt noch eine öffentliche Toilette? Die, die es gab mochte man jedenfalls nicht mehr benutzen.
Das Toilettenproblem am Rheydter Bahnhof ist hinlänglich bekannt. Vor allem durch den Shuttle-Service zum Borussenstadion ist dieses Problem alles andere als zum Lachen. Statt dummer Witze, hätte sich Herr Elsen mal eine Lösung einfallen lassen können. Wenn er die nicht hat, möge er besser schweigen.
Herrn Elsens „Gag“ beruht vermutlich darauf, dass er sich immer noch wie ein Pennäler benimmt. Diesen Eindruck vermittelt er jenen, die das zweifelhafte Vergnügen hatten/haben, ihn in Sitzungen zu erleben, wo er die Zeit oft schwatzend und offensichtlich unkonzentriert verbringt. In der Schule würde man ihn deswegen mit Sicherheit wegen Störens hinaus komplimentieren. Er ist zwar leider nicht der Einzige, der sich durch anderes ablenken lässt, gehört aber zweifelsohne in dieser Disziplin zu den Allerbesten.
Davon abgesehen, sollte dieser, übrigens hervorragende, Vorschlag umgesetzt werden, wird sich vielleicht so ganz nebenbei auch dieses Problem lösen.
Besser wäre also die Aussage gewesen: Prima, dann bekommen wir vielleicht dank Umbau und evtl. Auflagen endlich das leidige Toiletten-Problem gelöst. Denn das wäre denkbar.
Herrn Adelt und seiner Idee kann man nur viel Erfolg wünschen! Rheydt hätte, dank einer solchen ungewöhnlichen aber einfach genialen Lösung, mit Sicherheit eine Schmuddelecke weniger und würde enorm an Attraktivität gewinnen.
1.
Jose schrieb am 16.10.2010 um 22:13 Uhr:
Endlich einmal klare Worte und auch noch etwas Konstruktives obendrein!
Dank an die Herren Beierling-Hermonet, Haupts (für deren sehr gut nachvollziehbare, erklärende Ausführungen) und Adelt (für eine wirklich ausgezeichnete Idee), die offensichtlich ihr Handwerk verstehen. Bin gespannt, was insgesamt daraus wird.