Innenstadtkonzept Rheydt: SPD-Veranstaltung zur falschen Zeit am falschen Ort
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Der Ortsverein der SPD Rheydt–Mitte hatte zum 04.11.2010 in den Ratskeller Rheydt eingeladen; ca. 40 Personen kamen. Thema (wieder einmal): „Das Innenstadtkonzept Rheydt – SPD Rheydt-Mitte fragt Bürger“.
Neben mehreren SPD-Mitgliedern und einigen Vertretern von Interessengemeinschaften waren ca. 25 interessierte Rheydterinnen und Rheydter erschienen.
Nach Begrüßung durch die Ortsvereinsvorsitzende Barbara Gersmann gab Herr Beyerling-Hermonet, zuständiger Projektleiter der Stadtverwaltung, einen Überblick über die gesamte Entwicklung bis hin zum aktuellen Sachstand; vom Projektstart über die Bearbeitung durch das Büro Professor Wachten, begleitet von einer umfassenden, über mehr als 2 Jahre andauernden Bürgerbeteiligungsphase, bis hin zum Gestaltungswettbewerb für den Marktplatz und die Ergebnisse.
Eigentlich alles Informationen, die bei jedem, der sich in den letzten Jahren für die Rheydter Innenstadt interessiert hat, als bekannt vorausgesetzt werden konnten.
Für Einen schien das alles Neuland zu sein und so polterte er lauthals in die laufenden Ausführungen: „Was soll das Ganze. Sagen Sie doch mal was sie wollen?“ Vereinzeltes Klopfen auf der einen, irritiertes Kopfschütteln auf der anderen Seite.
Auch Beyerling-Hermonets klare Ausführungen zum aktuellen Projektstand blieben nicht frei von aufgeregten Zwischenbemerkungen.
Herr Bongartz (WFMG) erläuterte anschließend das Projekt Ju 52. Er schlug den Bogen von der Person des Rheydter Bürgers Hugo Junkers, über seinen Erfindungsreichtum, die Bedeutung, die seine wegweisenden Produkte auch heute noch in unserem Leben spielen, bis hin zur „Tante Ju“.
Ergänzend fügte er den konkreten Projekthintergrund an; angefangen bei der Idee, die „Vereinigung der Freunde historischer Luftfahrzeuge“ bei ihrem Ansinnen zu unterstützen, das Flugzeug für den Standort Rheydt zu „sichern“.
Auch ging er auf die vielfältigen weitergehenden Entwicklungsperspektiven ein, beschrieb Fördertatbestände und erläuterte potentielle Standorte für ein solches Objekts im Rheydter Stadtgebiet.
Als er als einen der möglichen Standorte den Rheydter Marktplatz erwähnte, „ging die Post ab“. Des lautstarken Palavers finale Meinungsmehrheit war: Auf keinen Fall zwischen Hauptkirche und Rathaus!
Auch die betont sachlichen Ergänzungen von Herrn Bongartz, dass die Standortfrage noch völlig offen sei und die Feststellung, dass es zunächst darum gehen müsse, den Förderzuschlag zu erhalten (die Entscheidung wird in den nächsten Wochen erwartet), konnte nicht verhindern, dass mehrere Wortmeldungen mit teilweise abenteuerlichen Vorstellungen die weitere Diskussion dominierten.
Leider war in dieser Phase die Versammlungsleitung sichtlich überfordert. Dank Herrn Kellermann, dem ehemaligen Vorsitzenden des City-Managements, der ordnend eingriff und so die Basis für eine halbwegs sachliche Diskussion wieder herstellte, konnten sich weitere Bürgerinnen und Bürgern mit Fragen und Hinweisen wieder beteiligen.
Es entstand der Eindruck, die Referenten würden viele Antworten schuldig bleiben.
Das hatte gute Gründe – und darin lag ein weiteres Problem der Veranstaltung: Es gab nichts Neues; schon gar nicht seit der Veranstaltung zum selben Thema am selben Ort – nur mit einer anderen „Zielgruppe“, nämlich Geschäftsleuten, Marktbeschickern usw. am 08.10.2010 und die meisten anwesenden schon dabei waren.
Bereits in ihren Vorträgen hatten die beiden Referenten darauf hingewiesen, dass man aktuell darauf warte, wie die Entscheidungen zur Förderung der Projekte ausfallen. Ergebnisse würden in den nächsten Wochen erwartet.
Auch die Anmerkung von Herrn Beyerling-Hermonet, dass derzeit der Gewinner des Wettbewerbs zum Rheydter Markt (PLANORAMA aus Berlin) dabei sei, sein Konzept zu detaillieren, konnte die Anwesenden nicht beruhigen.
Sie wollten mehr, Genaueres sehen und hören.
Folglich schossen diverse Spekulationen ins Kraut: Man wolle auf dem Platz buckeliges Kopfsteinpflaster verlegen, um die Kirche solle alles zubetoniert werden…und das Wichtigste: Es müsse mal überall richtig sauber gemacht werden!
Der Vogel schoss einer ab, der in den Raum stellte, das er gestern noch „aus zuverlässiger Quelle“ erfahren habe, das schon „alles klar gemacht“ sei und eine stadtbekannte Baufirma den Auftrag für den Bau des „Glaspalastes“ für die Ju 52 am Markt erhalten habe.
Unglücklicherweise nutzten in dieser Phase auch die eine bzw. der andere der Anwesenden die Gelegenheit, persönliche Animositäten aus der Vergangenheit wieder aufzuwärmen und – mit „abenteuerlichen“ und irreführenden Behauptungen die Vortragenden zu kritisieren und die Anwesenden zu irritieren.
Schließlich war es auch Helmut Wallbaum, der die Forderung nach „seinem Olympiabrunnen“ erneut ausgiebig „zum Besten“ gab“. Beyerling-Hermonet wies darauf hin, dass er (Wallbaum) über in der 2-jährigen Phase der Bürgerbeteiligung die Möglichkeit hatte, seine grundsätzlichen Vorstellungen umfassend darzulegen. Davon habe er (Wallbaum) auch „sehr intensiven“ Gebrauch gemacht.
Dass diese Ansätze letztendlich nicht berücksichtigt wurden, sei darauf zurückzuführen, dass weder bei den Fachleuten der Verwaltung, noch bei den anerkannten Planern des Wettbewerbs, noch bei der Politik, noch bei dem deutlich überwiegenden Teil der Bevölkerung dafür ein positives Votum zu finden gewesen sei.
Da die angekündigte Ratsfrau Klump wegen anderer Sitzungstermine nicht anwesend sein konnte, sah sich Ratsherr Bohlen veranlasst, wiederholt mit „Allgemeinplätzchen“ stimmungsdämpfend einzuwirken.
Wohltuend waren abschließend noch die Ausführungen von Herrn Felten (Vorsitzender des Rheydter Citymanagements), der mit seinen Hinweisen auf die klaren und gestalterischen Ansprüche der laufenden Planungen die richtigen Worte fand, um für die Veranstaltung noch ein halbwegs verträgliches Ende vorzubereiten.
Will man ein Fazit ziehen, dann dieses:
Man sollte nicht einerseits vollmundig die Rheydter Bürgerschaft einladen, ihr andererseits dann aber nur einen kleinen Raum anbieten, in dem nur ein Teil der relativ wenigen Besucher einen Sitzplatz finden; ganz abgesehen von der Tatsache, dass mobilitätseingeschränkte Bürgerinnen und Bürger den Ratskeller und damit den Veranstaltungsort überhaupt nicht erreichen konnten.
Dies stünde gerade der SPD gut zu Gesicht, hatte sich die Mönchengladbacher SPD doch im Landtagswahlkampf mit ihrem Thema „Schrankenlos. Barrierefrei denken – ohne Schranken leben“ ein Ziel gesetzt, an dem andere SPD-Mitglieder durchaus intensiv arbeiten.
Man sollte schon genügend Wandfläche zur Verfügung stellen, wenn man Pläne zur Erläuterung nutzen will. Drei Blätter vor durchscheinende Fenster zu hängen ist wahrlich keine professionelle Lösung.
Gerade in Stresssituationen sollte eine Versammlungsleitung in der Lage sein, eine Versammlung im Sinne des Wortes leiten zu können.
Schlussendlich: Wenn man einlädt, sollte man auch etwas Neues zu präsentieren haben. „Dat Alde opjewärmt“ kann nicht wirklich begeistern.