Verwaltung will „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreundlichkeit“ auf den Prüfstand stellen

Bernhard Wilms [ - Uhr]

Das ist ein Ergebnis der gestrigen Sitzung des Hauptaus­schusses (19.09.2013). Diesen Vorschlag präsentierte Sozial­dezernent Dr. Michael Schmitz (CDU) und wurde dabei in vorderster Linie von Lothar Beine (SPD) unterstützt.

Zum Hintergrund:

In allen Beratungsvorlagen, die in Bezirksvertretungen, Ausschüssen und im Rat behandelt werden, müssen Aussagen zur „Finanzwirksamkeit“ und „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreundlichkeit“ gemacht werden.

Damit sind alle Verwaltungsstellen und Antragsteller verpflichtet, zu diesen beiden Themenkomplexen Aussagen zu treffen; somit sind diese Aspekte bei Entscheidungen zu berücksichtigen.

So ist sichergestellt, dass mindestens alle Verwaltungsstellen sich bezogen auf das jeweilige Thema damit auch wirklich auseinandersetzen.

Während die Prüfung hinsichtlich der „Finanzwirksamkeit“ unstrittig ist, ist der Aspekt „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreundlichkeit“ ganz offensichtlich der Verwaltung seit jeher ein Dorn im Auge, weil ihr damit aufgegeben ist, diesen Aspekt nachprüfbar zu berücksichtigen.

Dr. Schmitz schlug vor, eine „Evaluierung“ des Nutzens von „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreundlichkeit“ durchzuführen. Darüber, wie eine derartige Untersuchung methodisch durchgeführt und über welchen Zeitraum dies geschehen soll, ließ er offen.

Dazu, wer diese Untersuchung durchführen solle, hatte er jedoch schon eine Idee, nämlich Studenten.

Inhaltlich völlig unreflektierend und sichtlich erleichtert schien Fraktionssprecher Lothar Beine (SPD) den Ball aufzugreifen und erklärte für seine Fraktion, dass man dem Vorschlag von Schmitz folgen würde. Gleichzeitig erhob er diesen Vorschlag zum Antrag, dem dann auch die FDP zustimmte.

Die CDU-Fraktion hatte sich an der vorangegangenen Diskussion nicht beteiligt. Fraktionssprecher Dr. Schlegelmilch äußerte am Ende lediglich, dass man ebenfalls dem Vorschlag des Parteifreundes Schmitz folgen werde und stimmte deshalb für den SPD-Antrag.

Anstoß für die „Evaluierung“ von „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreundlich­keit“ und Beines Antrag war ein Antrag der FWG um Aufnahme eines weiteren Abschnittes in alle Beratungsvorlagen, nämlich „Auswirkungen auf Menschen mit Behinderungen und Inklusion“.

Damit wollen die FWG und ihr Fraktionsvorsitzender Bernd Püllen sicherstellen, dass alle zur Beratung anstehenden Maßnahmen nachprüfbar auch die Themenkomplexe „Behinderte“ und „Inklusion“ berücksichtigen.

Im September 2010 hatte OB Norbert Bude (SPD) erklärt: „Ein entsprechender Absatz in den Beratungsvorlagen wird seitens der Verwaltung … als nicht notwendig angesehen. Der vorhandene Absatz „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreund­lichkeit“ wurde auf Antrag einer Ratsfraktion eingefügt“.

B90/Die Grünen und DIE LINKE unterstützten in der gestrigen Sitzung des Hauptausschusses den FWG-Antrag.

Keine Unterstützung kam von der SPD, der FDP und der CDU, die offensichtlich dankbar für den Vorschlag von Dr. Schmitz waren, der inhaltlich mit dem FWG-Antrag in keinem Zusammenhang steht.

So (und durch den SPD-Antrag) vermied man es sich zu positionieren und sich gegen den FWG-Antrag aussprechen zu müssen.

Vorher hatte SPD-Fraktionschef Beine den Fraktionsvorsitzenden der FWG, Bernd Püllen, aufgefordert, den Antrag zurückzuziehen.

Allein dies ließ erkennen, dass man vom FWG-Vorstoß offensichtlich überrascht worden war und in Wirklichkeit nicht zu folgen bereit war. Da half auch die Beteuerung von Beine wenig, „wir haben nichts gegen Inklusion“.

Dem Antrag auf „Evaluierung“ des Abschnittes „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreundlichkeit“ stimmten die beiden Grünen-Vertreter im Hauptausschuss, Karl Sasserath und Ulla Brombeis, als einzige nicht zu, die FWG enthielt sich.

Karl Sasserath gegenüber unserer Zeitung dazu: „Für uns ist klar erkennbar, dass die Verwaltung den FWG-Antrag, der für uns unumgänglich ist, dazu missbrauchen will, sich des ungeliebten Abschnittes „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreundlichkeit“ zu entledigen.
Dass sich gerade die SPD so verhalten hat, ist für uns vollkommen unverständlich und überhaupt nicht nachzuvollziehen“.

3 Kommentare zu “Verwaltung will „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreundlichkeit“ auf den Prüfstand stellen”
  1. …„wir haben nichts gegen Inklusion“…

    …. aber wir müssen sie auch nicht freiwillig fördern. Wer weiss, was das kostet…

    Kosten: Ein Memo (kein Denkzettel) für die Verwaltung – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Den persönlichen Denkzettel bekommt man, wenn man selbst am Rollator läuft, sehbehindert ist oder schlecht hören kann. Aber dann haben andere das Sagen.

  2. @ Brummbär

    Passt doch oder? Sehen Sie mal hier:

    SPD: Kinderrechte ins Grundgesetz!

    Zitat: „Kinder haben Rechte!

    Bildung gehört dazu, der Schutz vor Gewalt, das Recht auf gesundes Aufwachsen.

    Deutschland hat die UN-Kinderrechtskonvention nach 20 Jahren noch immer nicht vollständig umgesetzt. Um Kindern ihre Rechte zu garantieren, wollen wir das ändern: im Grundgesetz!“

    http://www.spd.de/themen/76328/kinder_und_familie.html

    Da ist wohl was an der SPD vorbei gegangen.

    Was zur CDU gefällig? Nur ein Link, es findet sich noch reichlich dazu im Netz, denn Familie und Kinder sind der CDU seeehr wichtig … !

    Der Ideenwettbewerb der CDU zum Thema „Familie“ ist bei der Gladbacher CDU noch nicht angekommen.

    „Das Thema Eltern und Kinder wird zum Wahlkampfschwerpunkt der CDU“:

    http://www.fr-online.de/politik/familienpolitik-die-cdu-entdeckt-die-familie,1472596,22719654.html

    Was sie reklamieren ist sicher die Gladbacher Variante, also wie sie die „CDU-Kinder-und Familienfreundlichkeit“ interpretieren.

    Trifft auf die „soziale“ SPD genauso zu.

    Ganz schön peinlich, was die Herrschaften da so veranstalten.

  3. Sorry, Evaluierung des Nutzens von „Auswirkungen auf Kinder- und Familienfreundlichkeit“?

    Was ist da in Rathaus (CDU-SOZIALdezernent Dr. Schmitz und Chef SPD-OB Bude) und Politik (CDU-, FDP- und SPD-Ratsmitglieder) los? Sind das Überlastungserscheinungen oder was?

    Alle geben die Kinder- und Familienfreundlichen. Kaum schaut keiner mehr genauer hin, wird möglichst all dieses störende Zeugs, so schnell wie möglich beseitigt.

    Klar, wo kommen wir hin, wenn obendrauf jetzt auch noch „Behinderte“ und „Inklusion“ berücksichtigt werden müssten! Also ehrlich!

    Diese Stadt muss sparen und das will sie an genau den richtigen Stellen, nämlich denen, die ohnehin nicht viel zu verlieren haben. Die vermissen dann auch weniger bis gar nix.

    Diesen Leuten ist das Interview mit Herrn Onkelbach DRINGENDST zu empfehlen. Der Mann ist Lehrer und Sozialpädagoge, der gibt bestimmt gerne mal ein paar Stunden Nachhilfe, damit auch all diese Experten auf den neuesten Stand gebracht werden.

    http://www.bz-mg.de/stadtbezirk-sued/odenkirchen-gudderath-sasserath/hauptschule-kirschhecke-will-inlusive-gesamtschule-werden-interview-mit-schulleiter-jack-onkelbach-mit-o-ton-und-als-pdf.html

    Mann oh Mann ist das erbärmlich!!!!

    Schämen sich die SOZIALdemokratische Partei und die CHRISTLICH Demokratische Union gar nicht?

    Na ja, warum sollten Parteien mit dem „C“ für christlich und die andere mit dem „S“ für sozial im Namen auch danach handeln? Namen sind bekanntlich auch nur Schall und Rauch.

    Von der FDP kann man nicht enttäuscht sein, weil bei der opportunistischen Beliebigkeitspartei sowieso nichts zu erwarten ist. Ginge es um Hoteliers, Ärzte oder wenigstens Rechtsanwälte hätten die sich bestimmt überwinden können.

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