Verhaltensauffälligkeiten von Gruppen Jugendlicher in der Mönchengladbacher City • Grüne: „Integration statt Repression“
Dr. Gerd Brenner [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[12.01.2017] In der City von Mönchengladbach wird zurzeit immer wieder gewartet, bis die Probleme mit „Ansammlungen auffälliger Jugendlicher“ heiß gelaufen sind.
Dann wird der Kommunale Ordnungsdienst oder die Polizei gerufen.
Aber die Probleme wirklich lösen kann man mit dieser Strategie nicht.
Im Gegenteil: Der von der ‚Rheinischen Post’ dazu befragte Jugendforscher Prof. Klaus Hurrelmann hat recht, wenn er feststellt, es handele sich hier um ein „jugendspezifisches Austesten, wie weit sie gehen können,“ das durch Polizeieinsätze eher weiter befeuert als befriedet wird.
Die Polizei musste selbst feststellen, dass die Jugendlichen rund um das Minto mit ihr eine Art Katz-und-Maus-Spiel betreiben.
Denn solange sie bei ihrem auffälligen Verhalten nicht die Grenzen der Legalität überschreiten, sondern sich nur hart an dieser Grenze bewegen, kann die Polizei nur wenig unternehmen, muss aber viele Ressourcen einsetzen – zuletzt eine ganze Hundertschaft und Polizeipferde.
Dieter Thomä hat vor kurzem in seiner „Philosophie des Störenfrieds“ (Suhrkamp 2016) darauf hingewiesen, dass Gruppen des „puer robustus“, also des mit einiger Härte auftretenden männlichen Jugendlichen, nach wie vor das Verhältnis von Ordnung und Störung in der Öffentlichkeit austesten.
Sie erleben das als Abenteuer.
Für die Mönchengladbacher Einkaufsmeile ist das natürlich eine Belastung und geradezu geschäftsschädigend.
Auch aus anderen Großstädten mit Shopping-Malls ist das bekannt.
Von ihnen lässt sich lernen, dass es eigentlich nur eine vernünftige politische Strategie gibt, mit den Jugendlichen umzugehen: aufsuchende Jugendarbeit (Streetworking).
Es wäre im wohlverstandenen Interesse aller, die auffälligen Jugendlichen mit Gesprächsangeboten und interessanten Projekten für die Stadtgesellschaft und ihre Regeln des Zusammenlebens zurückzugewinnen.
Solange diese Chance noch besteht, ist Sozialpädagogik definitiv eine bessere Wahl als Repression, die das Problem meist nur in andere Areale verlagert.
Die Polizei ist im Moment mit vielen anderen wichtigen Aufgaben überlastet und kann in Mönchengladbach nicht auch noch permanente Konflikte mit Jugendlichen gebrauchen.
Im Hinblick auf Jugendliche will die gegenwärtige Ratsmehrheit das Motto „Integration statt Repression – Sozialarbeiter statt Ordnungshüter“ leider nicht übernehmen.
Gerade hat diese Mehrheit Vorlagen beschlossen oder auf den Weg gebracht, die das Gegenteil vorsehen: eine deutliche personelle Aufstockung des Kommunalen Ordnungsdienstes und einen personellen Abbau der Straßensozialarbeit.
Dabei ist diese soziale Arbeit auf der Straße – anders als in vergleichbaren anderen Kommunen – in Mönchengladbach völlig unterentwickelt.
Ähnliches gilt für die Offene Jugendarbeit.
Diese folgenreiche politische Fehlsteuerung muss schleunigst korrigiert werden. Sonst hören die Berichte über „störende“ Jugendliche nicht auf und die Gladbacher Einkaufmeile kann sich nicht ruhig weiterentwickeln.
In Mönchengladbach finden Jugendliche im öffentlichen Raum bislang kaum einen integrationsfähigen Ansprechpartner.
Vor diesem Hintergrund ist es sehr verwunderlich, dass ein Sprecher der Stadt zu den jüngsten Vorfällen erklärte, die Jugendlichen, die erwischt worden seien, gehörten „nicht zur Klientel des Jugendamtes“.
Gemeint ist wohl, dass sie in städtischen Sozialraumteams bisher nicht als – sehr kostenträchtige – Fälle verhandelt worden sind.
Das ist eine sonderbare Sichtweise.
Das Jugendamt einer Stadt muss sich für alle Jugendlichen zuständig fühlen, die in der Stadt leben, und es ist verpflichtet, Strukturen zu schaffen, die für das Aufwachsen aller Jugendlichen förderlich sind.“
2.
Stadtfilzer schrieb am 12.01.2017 um 22:33 Uhr:
@ Pluto
Genauso ist es und von Ihnen auf den Punkt gebracht. Aber das ficht die meisten Politiker nicht an.
Die sind mit der wachsenden Stadt und Schicki-Micki-Wohnvorhaben beschäftigt und erklären sich gegenseitig wie TOLL hier alles läuft und glauben das auch längst.
Das gibt bei Bedarf hübsche RP-PR-Artikel und Fotos und macht was her.
Die Reduzierung der Jugendeinrichtungen/Jugendheime und das Abschaffen von Streetworkern hat in dieser Stadt Tradition und Tradition muss man fortsetzen!
Vieles wäre mit Prävention zu erreichen (gewesen), wird aber verhindert, weil angeblich kein Geld vorhanden sei.
Ist wie beim Müll und den verwahrlosten Grünflächen. Plötzlich fällt denselben (meine damit vor allem Parteien, Ratsmitglieder derselben wechseln ja hin und wieder) dann auf, dass unsere Stadt schöner und sauberer werden muss und alles schmutzig und hässlich gepart wurde.
Nicht für die Bürger, die hier sind und die dafür zur Kasse gebeten werden, sondern die, die hierher gelockt werden sollen.
Schließlich soll das Niveau angehoben werden. Also Besserverdiener mit entsprechenden Ansprüchen und Vorstellungen von gepflegtem, sauberem Wohnen und Leben.
Dafür wird auf den vermeintlichen Vorzeigeplätzen- und straßen sogar Staub gesaugt, was eine absolut peinliche, lächerliche Nummer ist, die nichts bringt.
Hinter den saugenden Männern fliegen regelmäßig sofort wieder Kippen, Kaugummi und mehr auf die Straße.
Muss mal wieder ein Mensch (wie seinerzeit der Polizeibeamte in Odenkirchen) zusammen geprügelt werden, dass für einen kleinen, kurzen Moment erkannt wird, dass da was gewaltig schief gelaufen ist und immer noch läuft?
Die Probleme fallen nicht plötzlich vom Himmel, sondern wachsen Jahr für Jahr intensiver heran, je weniger unternommen wird.
Aber selbst damals wurden keine Konsequenzen gezogen. Nur die Aufregung war groß.
Sich dann zu wundern, was gerade geschieht, ist mehr als befremdend.
Der alte Ausspruch stimmt auch hier: Billige Dinge sind teuer!
Wenn ständig an der falschen Stelle gespart wird, darf man sich gerade in einer finanziell und sozial schwachen Stadt wie MG nicht wundern, dass die Probleme größer werden.
Sind aus Kindern erst mal Jugendliche geworden und diese 14 bis 16 Jahre, wird es schwer bis unmöglich die, durch welche Angebote auch immer, Probleme noch wenigstens abzufedern.
Genau das passiert:
„eine deutliche personelle Aufstockung des Kommunalen Ordnungsdienstes und einen personellen Abbau der Straßensozialarbeit.“
Die Herrschaften vom KOS sind dann immer wieder zu besichtigen, wie sie im Rudel durch z.B. die Hauptstraße eilen und hier und da z.B. einen Handwerker meinen erinnern zu müssen, dass dieser (obwohl augenscheinlich arbeitend und ein Waschbecken zum Auto schleppend) hier nicht stehen dürfe und doch hoffentlich eine Berechtigung habe hier überhaupt zu stehen.
AUAAAA!
Streetworker? Je weniger, desto billiger, bevorzugt mit Zeitverträgen und zum Schnäppchenpreis. Das finden Politiker und Verwaltungsspitzenbeamte super!
Dieselben übrigens die mantragleich verkünden, dass gute Leute eben kosten. Keine Ahnung, wen die meinen …
… und während an wichtigem Personal in der Stadtverwaltung (also auch dem Jugendamt) gespart wird, wachsen die städtischen Gesellschaften personalmäßig immer mehr – was leider, leider nicht gleichzusetzen ist mit Qualität!
Ein Makler z.B., der nicht profitabel arbeitet ist pleite. Wie ist das in unserer Stadt?
Na, ganz einfach, dann werden eben Gelder aus dem städtischen Säckel umgeleitet, auf dass aus minus wieder plus oder wenigstens ausgeglichen wird. Super! Die Bürger zahlen’s doch! Soviel zu „privat vor Staat“.
Warum sollte man ausgerechnet in Kinder und Jugendliche investieren!
Da baut man lieber vermeintlich hochwertige Wohnungen und Häuser und hofft, dass dann die dazu fix und fertigen, passenden gutbetuchten Bürger, die man haben will, hierher ziehen.
Klar, das sind Investitionen in die Zukunft. Das ist Stadtentwicklung. Plus, versteht sich, wie MG+.
1.
Pluto schrieb am 12.01.2017 um 16:22 Uhr:
Auch in der BZMG sage ich es, wir sind auf dem besten Weg in amerikanische Verhältnisse.
Geschäftemachen – bei möglichst niedriger Steuerbelastung – geht über alles.
Am Ende werden dann mehr Knäste gebraucht.
Die werden dann von privater Seite gebaut und betrieben und die Welt ist wieder in Ordnung.
Demokratie ade.