Kleine Tonnen passé? • Teil XXII: mags/GEM „produzieren“ bei Haushalten „Luft-Volumen“ • Höheres Restmüll-Volumen = Konzeptbestandteil • Ist Restmüll-Anstieg statt Restmüll-Reduzierung geplant?

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]


[31.01.2018] Seit Jahrzehnten trennen fast alle Mönchengladbacher Haushalte ihren Abfall fein säuberlich in Verpackungsabfälle, Papier und Bio. Das Übrige kommt in die Restmülltonnen. Momentan noch in so genannte „Ringtonnen“, ab Januar 2019 dann möglicherweise in Rolltonnen mit 60-, 120- oder 240 Liter Fassungsvermögen.

Das Trennen könnte in manchen Haushalten bald nicht mehr oben anstehen, wenn mags/GEM und GroKo sich nicht doch eines Besseren besinnen und das „Konzept“ noch einmal überarbeiten und dabei den tatsächlichen Bedarf der Haushalte in den Mittelpunkt stellen.

Folgen für die einzelnen Haushalte

Viele Haushalte haben nämlich schon längst erkannt, was für sie das Mindest-Volumen von 20 Liter pro Person und Woche und die Mindest-Tonnengröße von 60 Liter pro Haushalt für Folgen haben wird.

„20 Liter Restmüll schaffen wir nicht. Ich glaube, ich werde dann nicht mehr trennen. Durch das Trennen von Müll kommen wir mit 2 Personen auf Max 8 Liter Restmüll/Woche. Ausbeutung vom Bürger. Ohne jeden Verstand !!!!! beschlossen worden.“ (Zitat aus facebook-Seite „BZMG“)

„Wenn ich die große Tonne habe, warum soll ich dann gelbe Säcke im Keller lagern? Ich bekomme meine 35 l Tonne in 2 Wochen nicht voll. Also gut, alles in eine Tonne, Biomüll, Plastik Papier etc. Dann bekomme ich die 60 l Tonne in 2 Wochen evtl. voll!“ (Zitat aus facebook-Seite „Du bist Mönchengladbacher, wenn …“)

Das sind nur zwei von Dutzenden und Aber-Duzenden Äußerungen, die in Leserbriefen, facebook-Einträgen und im Rahmen der BZMG-Umfrage von Anfang des Jahres reflektieren, dass die Bürger durch die Entscheidungen des mags-Verwaltungsrates vom 21.12.2017 zu etwas „gezwungen“ werden sollen, was viele als „Unsinn“ und mit noch deutlicheren Worten einstufen.

Während bislang ein Haushalt wählen konnte, welches Gefäß für ihn das richtige sei, wurden Beschlüsse gefasst, wodurch ab 2019 diese „Wahl“ nicht mehr möglich ist.

Das Mindest-Behältervolumen, gepaart mit Mindest-Tonnengröße (60 Liter) führt bei Haushalten zu „Überkapazitäten“, die letztlich zum Schluss führen können, dass sie geradezu „aufgefordert sind“, keine Mülltrennung mehr vorzunehmen.

Dieser Eindruck findet sich in hohem Maße auch in den über 585 Meinungsäußerungen im Rahmen der BZMG-Umfrage zwischen dem 01.01.2018 und dem 15.01.2018 seinen Niederschlag.

Die Äußerungen betroffener Haushalte stehen in diesen Umfrage-Ergebnissen zum Lesen am Bildschirm oder zum Download zur Verfügung.

Die Umfrage zeigt aber auch, wie groß die „Luft-Volumen“ (Überkapazitäten) bei den jeweiligen Haushaltsgrößen entstehen, welche Folgen das Zwangs-Volumen von 20 Liter pro Person und Woche und das Tonnen-„Angebot“ für die jeweilige Haushaltsgruppe haben wird.

Erkennbar ist daraus auch, dass bei Haushalten, die eine Bio-Tonne nutzen, rein rechnerisch ein geringeres „Luft-Volumen“ entstehen kann.

Diese Berechnungen berücksichtigen noch nicht die in den jeweiligen Haushalten tatsächlich anfallenden Restmüll-Mengen, die durchaus zu noch höheren „Luft-Volumen“ pro Haushalt führen können.

Insgesamt entstehen durch die Volumenvorgaben in der INFA-Konzept-Variante 3 bei 1.049 „Umfrage-Haushalten“, die aktuell 25-, 35-, oder 50-Liter Ringtonnen benutzen, Überkapazitäten („Luft-Volumen“) in Höhe von annähernd 980.000 Litern pro Jahr.

Sollten am 01.01.2019 alle 1.049 Haushalte jeweils eine Bio-Tonne nutzen, würde sich die Überkapazität auf 450.000 Liter belaufen.

Daraus ist zu schließen, dass allein schon die Vorgabe des Mindest-Volumens (20 Liter pro Person und Woche) und das eingeschränkte Tonnen-„Angebot“ Überkapazitäten erzeugt.

Nach weiteren Betrachtungen  dürften auch die meisten Haushalte nicht in den Genuss der von mags/GEM und GroKo angekündigten Gebührensenkungen kommen; eher ist gegenüber der aktuellen Situation mit Gebührenerhöhungen zu rechnen.

(Näheres dazu in einem weiteren Teil dieser Themenreihe).

Folgen für das Gesamt-System „Müllentsorgung in Mönchengladbach“

Es ist keineswegs ein Zufall (oder gar „hat sich eben so ergeben“), dass mags/GEM und GroKo mithilfe des INFA-Konzeptes mehr „Luft-Volumen“ erzeugen.

Es ist vielmehr „der Plan“, wie dieser Auszug aus dem Konzept zeigt:

Während beim aktuellen Ringtonnen-System etwa 193 Millionen Liter Restmüllvolumen anfallen (Variante 1), steigt dieses Volumen durch die Variante 3 um 45 Millionen Liter (ca. 23%) auf 238 Millionen Liter.

mags/GEM und INFA legen bei ihren Berechnungen zugrunde, dass ca. 50% der Haushalte eine Bio-Tonne nutzen.

Seit dem 01.01.2018 dürfen auch Essensreste „nach dem Kochtopf“ in Bio-Tonnen entsorgt werden. Dadurch sinkt  das Restmüllaufkommen und wird nicht steigen.

Es wäre also nicht mehr Volumen erforderlich.

Trotzdem kalkulieren die Befürworter der Variante 3 die „Luft-Volumen“ bewusst mit ein.

Das geschieht für die Gebührenzahler nicht zum „Null-Tarif“.

Sie bezahlen diesen „Volumen-Trick“ mit einer Umsatzsteigerung bei der GEM um ca. 12%, worauf in einem weiteren Teil dieser Themenreihe noch eingegangen wird.

Dass diese Umsatzsteigerung auch gleichzeitig eine Steigerung der Gesamtkosten und damit der Steigerung der Gesamtgebühren nach sich zieht, ist zwangsläufig.

 

Exkurs: Datenbasis ZENSUS 2011

Während das INFA-Konzept in Berechnungen mit einer Einwohnerzahl von 274.481 operiert, ist es angezeigt, in einer Vergleichsrechnung auch die Daten aus der Volkszählung im Jahr 2011 anzuwenden. Wohlwissend, dass Kommunen – aus Gründen der Verteilung z.B. von Zuwendungen des Landes – andere Sichtweisen vertreten.

Auch auf dieser Basis bestätigt sich die Steigerung der Behältervolumina um mehr als 20% „Luft“, die nicht auf eine Steigerung des Restmüllaufkommens zurückzuführen ist.

Bestätigt hat sich dabei auch die Tendenz der Verteilung dieser Überkapazitäten („Luft-Volumen“) aus der BZMG-Umfrage, wobei eine gewisse Unschärfe nicht zu vermeiden ist, weil beispielsweise viele Haushalte mit 1 Person sich nicht an der Umfrage beteiligt haben.

Diese einfachen Darstellungen, die keine hochmathematischen Kenntnisse erfordern, machen deutlich, dass die Entscheidungen von GroKo, mags-Verwaltungsrat, GEM-Aufsichtsrat usw. ohne jegliche sachliche Prüfungen getroffen wurden.

Sie waren offensichtlich allein von der Vision getragen, der GEM-Geschäftsführung die Möglichkeit zu eröffnen, das dort ungeliebte Ringtonnen-System durch Rolltonnen zu ersetzen, koste es, was es wolle.

Vollkommen unreflektiert nahmen die politischen Entscheider in Kauf,

  • dass die Vorgabe des „Zwangsvolumens“ von 20 Liter pro Person und Woche  zu Behältervolumina führt, die am Bedarf der Haushalte vorbei gehen,
  • dass die starre Festlegung auf 60-, 120- und 240-Liter-Volumen ein erhebliches „Luft-Volumen“ mit der Konsequenz erzeugt, wodurch Mülltrennung nicht mehr in dem Maße betrieben wird, wie es die gesetzlichen Regeln erfordern,
  • dass durchaus mögliche Entlastungen der Haushalte nicht genutzt werden, weil beispielsweise am Markt befindliche Tonnen mit kleinerem Volumen ausgeschlossen wurden und ein Mindestvolumen vorgeschrieben wird, das einschlägige Erfahrungen aus anderen Kommunen und aus Gerichtsurteilen unberücksichtigt lässt.

In der Betrachtung der Kostenkalkulationen und der INFA-Beispielrechnung werden sich nicht nur diese Fehler wiederfinden, sondern auch Behauptungen widerlegt werden, die Abfallentsorgungsgebühren in Mönchengladbach würden sinken.

 

2 Kommentare zu “
Kleine Tonnen passé? • Teil XXII: mags/GEM „produzieren“ bei Haushalten „Luft-Volumen“ • Höheres Restmüll-Volumen = Konzeptbestandteil • Ist Restmüll-Anstieg statt Restmüll-Reduzierung geplant?”
  1. Wir sind 5 Personen, allerdings 3 Kinder.

    35 l sind für uns mehr als groß genug. Die brauchen wir nicht mal.

    Werden uns ab 2019 dann 160 l aufgezwungen? Mit Biotonne dann 120 l oder mehr?

    Wenn wir auch noch eine Biotonne nehmen müssen, um eine kleinere Restmülltonne zu bekommen – WAS soll dann noch in die Riesen-Restmülltonne!!!

    Ganz ehrlich, dann stopfe ich alles in die Restmülltonne, was Platz drin hat.

    WARUM sollte ich/wir dann noch Müll trennen! Nur damit noch mehr überwiegend leere Mülltonnen rumstehen. Im Treppenhaus, versteht sich! Platz für diese Riesetonnen haben wir nämlich nicht 🙁

    Das wird echt asi aussehen.

    Auf diesen ausgemachten Schwachsinn, für den wir dann auch noch mehr zahlen müssen, plus Gestank (von wegen, das stinkt nicht!!!) freuen wir alle uns schon riesig!

    Die Tonnen werden stinken wie die ganze miese Müllnummer der GroKo.

    Denen geht es nur drum abzukassieren. Überteuert natürlich!

    Wofür wird das Geld verwendet? Gibt’s wieder Gehaltserhöhungen für die Vorstandsetage? Diese „Leistung“ muss sicher belohnt werden!

    Wir zahlen mal wieder drauf! Mönchengladbach ist schließlich immer und bei allem führend, wenn es ums Zahlen geht.

    Warum können andere Städte das besser???

  2. Mindest-Tonnengröße von 60 Liter pro Haushalt! Geht’s noch!

    Dieser ganzen Müll-Schwachsinn der GroKo führt vor allem zu einem: Überkapazität bei der Abzocke. Aber Teufel, Schnaß und 19 Aufsichtsratsmiglieder müssen schließlich finanziert werden. Was wird noch hintenrum zweckentfremdet?

    Einsicht in die Berechnungsgrundlagen erhalten wir Bürger ja nicht. Da kommen die dann mit dem bescheuerten Betriebsgeheimnis.

    Man wird gezwungen für etwas zu zahlen, das man nicht will und braucht!

    Dazu dann noch diese Monstertonnen, für die NIRGENDS Platz ist und nicht so einfach zu handhaben sind. Schon gar nicht bei engen, steilen Treppen. Bleiben die demnächst auf der Straße stehen oder sollen die Eingangsbereiche der Mehrfamilienhäuser damit dekoriert und gefüllt werden?

    Ich bin sowas von sauer! Abzocke pur!

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