Demographiebericht 2010: Verwaltung macht Hausaufgaben – Politiker müssen Nachsitzen
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[pmg/bzmg] Es überrascht eigentlich keinen: Bei der Verwaltung zeichnet sich ein deutlicher Fachkräftemangel ab – 36 Prozent der Beamten und Beschäftigten scheiden in den kommenden Jahren altersbedingt aus.
Wie wirkt sich der demografische Wandel der Gesellschaft auf die Personalsituation in der Stadtverwaltung aus? Und wie auf politische Entscheidungen?
Zumindest der Fachbereich Personal machte seine Hausaufgaben und beleuchtet in einem ersten Demografiebericht die personelle Entwicklung im Zeitraum bis zum Jahr 2025 und die Anforderungen an die Verwaltung.
Prognosen gehen für Deutschland davon aus, dass die Bevölkerung im Erwerbsalter in den nächsten 40 Jahren um 25 bis 30 Prozent schrumpft. Die Zahl der über 80jährigen wird sich im gleichen Zeitraum von derzeit vier auf zehn Millionen erhöhen, während die Geburtenrate um voraussichtlich 30 Prozent sinkt.
Der allgemeine demografische Wandel stellt insbesondere Kommunen vor neue Aufgaben: Schule, Verkehr, Gesundheit, Altenhilfe, technische Infrastruktur, kommunale Finanzen – kein Bereich wird von den – ob positiven oder negativen – Folgen einer älter werdenden Gesellschaft ausgenommen.
In Anbetracht städtischer „wie-immer-Erschließungs-Meldungen“ von Neubaugebieten (aktuell: Dahlener Heide) ist allerdings fragwürdig, ob Politiker, städtische Grundstücksvermakler (EWMG) oder Wirtschaftsförderer (WFMG) in ihren städtebaulichen Ambitionen wirklich begriffen haben, worauf es bei der weiteren Stadtentwicklung jetzt ankommt.
Vielleicht waren sie beim damaligen Demographie-Training des OB nicht dabei? Dann besteht Nachschulungsbedarf.
Oder eben Politiker in Aufsichtsräten, die klare Anforderungen an die Geschäftsführung stellen und wirklich das machen, wofür sie gewählt wurden: Politik MACHEN.
Politiker sind schließlich in erster Linie Volksvertreter mit dem Auftrag, die Gesellschaft, in der wir leben, aktiv zu gestalten, Rahmenbedingungen setzen, sie rechtzeitig auf Veränderungen einzustellen.
Ansonsten verkommt Politik zum mehr oder weniger funktionierenden Kontrollinstrument und die Stadtentwicklung wird den Wirtschaftsförderern überlassen.
Mönchengladbach liegt in der Bevölkerungsentwicklung im bundesweiten Trend: Für Mönchengladbach zeichnet sich in den kommenden 15 Jahren ein kontinuierlicher Bevölkerungsrückgang von 3,15 Prozent ab. Zum Vergleich: Für Krefeld wird ein Rückgang von 4,01 Prozent und für Oberhausen von 4,14 Prozent prognostiziert.
Zuwächse werden für die Landeshauptstadt Düsseldorf (+8,38 Prozent) sowie für die Universitätsstädte Münster (+ 4,58 Prozent) und Aachen (+ 2,56 Prozent) erwartet.
Die Kommunen stehen im Konkurrenzkampf : mehr junge Familien, mehr Gewerbe zu Niedrigst-Konditionen. Produziert dieser Konkurrenzkampf mit Tunnelblick nicht letztlich nur Verlierer?
Generationenübergreifende Lebensqualität, nur dieser scheinbare Spagat mache eine Kommune auf Dauer für alle Bürger, von 1 bis 99, attraktiv. Eine gesunde Mischung für alle und keine einseitige Ausrichtung auf „jung oder alt“. Beispiel Barrierefreiheit: nicht nur Rollatornutzer, auch Kinderwagennutzer danken für Rampen.
Wohngebiete und Stadtteile sollten Lebensqualität für jung und alt bieten – wo heute junge Familien leben, leben morgen Eheleute mittleren Alters und Jugendliche und übermorgen Senioren, zu denen der Pflegedienst kommt. Warum nicht von Beginn bei Baumaßnahmen altersgemischt denken und planen?
Die Verwaltung befasst sich zumindest innerorganisatorisch mit dem demographischen Wandel: Wie auf eine alternde Belegschaft vor dem Hintergrund der sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren?
Die Altersstruktur der Stadtverwaltung:
- Rund 36 % der Beschäftigten sind älter als 50 Jahre, scheiden in den kommenden 15 bis 17 Jahren aus dem Dienst.
- Rund 55 % gehören der Altersgruppe der 30 bis 50jährigen an.
- Nur rund 9 % der Stadtmitarbeiter sind jünger als 30 Jahre.
Weitere Beobachtung: In den letzten Jahren wurden mehr junge Frauen als Männer eingestellt, insgesamt wird die Belegschaft derzeit weiblicher. Brauchen wir einen Frauenförderplan?
Das Durchschnittsalter der Kernverwaltung liegt derzeit bei 45,59 Jahren. Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Mönchengladbach liegt bei 42,7 Jahren.
In den kommenden 15 Jahren werden laut Prognose rund 36 % der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden. Insgesamt werden in der Verwaltung 1037 Vollzeitstellen frei. Die Entwicklung läuft dabei nicht kontinuierlich:
- So werden zwischen den Jahren 2011 – 2013 lediglich 101 Vollzeitstellen (4 Prozent) frei,
- zwischen 2023 – 2025 allerdings bereits 315 Vollzeitstellen (11 Prozent).
Im Bereich der allgemeinen Verwaltung scheiden mehr als die Hälfte aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im höheren Dienst aus. Für die betroffenen Fachbereiche bedeutet dies in der Regel den Verlust der jeweiligen Führungsriege.
Insbesondere der Austritt einer Vielzahl von Beschäftigten mit speziellen beruflichen Qualifikationen wie etwa im medizinischen und sozialen Dienst (Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen) und in der technischen Verwaltung (Architekten, Raumplaner, Statiker etc.) stellen die Verwaltung vor Probleme.
Um dem demografischen Wandel aktiv zu begegnen müssen im kommunalen Personalmanagement die Arbeitsprozesse wie auch das Gesundheitsverhalten aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Erhaltung und Stärkung der Arbeitsfähigkeit optimiert werden. Dabei kommt dem Führungsverhalten eine herausragende Bedeutung zu.
Ob sich diese Erkenntnis auch bei der Stellenbesetzung durch Wahlbeamte durchsetzt? Da entscheiden ja bekanntlich Parteien und meist auch das Parteibuch des Bewerbers.