Arbeitslosenzentrum im Rahmenplan Abteiberg schon „ausradiert“ • Konkrete Auswirkungen von Masterplan MG 3.0? • Christdemokrat Reiners ohne Idee für neuen zentralen Standort?

Herbert Baumann [ - Uhr]

Geht es nach dem Willen von OB Hans-Wilhelm Reiners (CDU) und „seiner“ mehrheitlichen, aus CDU/SPD bestehenden „GroKo“, dann sind die Monate des Arbeitslosenzentrums (ALZ) an der Lüpertzender Straße 69 gezählt.

Derzeit wird das zentral gelegene Areal bereits vermessen, und glaubt man Aussagen aus der Stadtverwaltung, dann liegen schon Neubaupläne eines stadtbekannten Architekten aus Waldhausen für einen Neubau am alten ALZ-Standort bereit.

Provokant erscheint da, dass sich Reiners bislang weigert, mögliche alternative neue Adressen für das Zentrum der Beratung und Begegnung zu nennen.

Mehr noch: Zieht die GroKo ihren rigiden Stil durch, würden 30 Jahre ALZ platt gemacht.

Hunderte erwerbslose Menschen verlören eine Stätte der kurzen Wege, eine vertrauensvolle wie individuelle Beratung und einen preiswerten Mittagstisch.

Der boomt angesichts der nach wie vor bestehenden hohen Langzeitarbeitslosigkeit.

Nicht nur in Mönchengladbach.

Auch aus materieller Sicht wäre die Beseitigung der Lüpertzender Straße 69 ein herber Verlust.

Das ALZ hat ausgerechnet, dass allein von 2002 bis Anfang 2015 fast 120 000 Euro in das gefragte Haus investiert wurden.

Für den Umbau – ob im Keller oder im Dachgeschoss – wurden allein rund 50.000 Euro ausgegeben. Für das Inventar rund 69.000 Euro. Dabei ging es nicht nur um zwei gebrauchte Herde für die Küche, sondern auch um die Beibehaltung der hygienischen Voraussetzungen, um ein qualitativ gutes Essen servieren zu können.

Jährlich immerhin mehr als 10.000 Komplett-Gerichte. Soeben hat das Küchenteam einen behördlichen Qualitätstest bestanden.

Nach wie vor ist der Kreis der Förderer des Arbeitslosenzentrums überschaubar.

„Was nicht heißt, dass wir für deren finanzielle Unterstützung nicht sehr dankbar wären. Im Gegenteil“, sagt Karl Sasserath. Er leitet das Zentrum und die Beratungsstelle für Arbeitslose. Zu den Geldgebern gehören u.a. die EU, die katholische Kirche, die Diergardt- und Wilberz-Stiftung und die Stadtsparkasse.

Neben vielen kleinen (und größeren) Spenden insbesondere aus dem privaten Bereich.

Private wie öffentliche Geldgeber sind es, die den überfälligen, behindertengerechten Umbau des Hauses Lüpertzender Straße 69 möglich machen.

Die extrem finanzgeplagte Stadt als Eigentümer der Alt-Immobilie müsste auch hier so gut wie nichts zahlen.

Dazu wäre sie angesichts der Milliarden-Schuldenlast auch gar nicht in der Lage.

Die Pläne für den Umbau liegen der Stadt und damit auch Reiners längst vor.

Aber offenbar interessieren die nicht mehr.

Mehrfach hat Christdemokrat Reiners, der oft seine „soziale Kompetenz“ unterstreicht, betont, dass er das ALZ nicht mehr am zentralen Stadtmitte-Standort sieht.

Und wo sieht er das ALZ?

Eine Antwort würde für Klarheit sorgen.

Dass das jetzige Zentrum einem lukrativen Neubau weichen muss, wird immer wahrscheinlicher, sollen doch gegenüber auf dem alten Zentralbad-Gelände Eigentumswohnungen „gehobenen Standards“ hochgezogen werden.

Dass hier ein der Korruption angeklagter, zwielichtiger niederländischer Investor bzw. seine Strohmänner zum Zuge kommen, wird nicht nur von Besuchern des ALZ als Skandal bewertet.

Warum eigentlich muss das Zentrum weg, fragt sich selbst Regionaldekan Ulrich Clancett. In einer gerade von der CDU viel zitierten „Stadt des Miteinanders“ gehörten die Arbeitslosen nicht weggedrängt. Mittendrin und nicht nebenan.

Während in dem in der Sitzung des Planungs- und Bauausschusses am 02.06.2015 vorgestellten „Rahmenplan Abteiberg“ alle Bestandgebäude (in grau) noch eingezeichnet sind, ist das ALZ schon „ausradiert“.

Visueller Ausdruck von „Neues Denken – Neues Handeln“?

2 Kommentare zu “
Arbeitslosenzentrum im Rahmenplan Abteiberg schon „ausradiert“ • Konkrete Auswirkungen von Masterplan MG 3.0? • Christdemokrat Reiners ohne Idee für neuen zentralen Standort?”
  1. @ Mario Bocks

    Herrlich: Yuppie Briketts! Eine treffende Bezeichnung für diese geplante Scheußlichkeit. Zum Lachen, wäre es nicht so traurig.

    Aber ich bitte doch alle Entrüsteten zu bedenken, wenn dort dann tatsächlich eine „noble“ Adresse entstehen sollte, wäre es wirklich eine Zumutung und Beleidigung der dort wohnenden oder arbeitenden, hin und wieder vielleicht einen womöglich auch noch Langzeitarbeitslosen, ins ALZ gehen oder herauskommen sehen zu müssen! Dafür legt man nicht viel Geld für eine Nobelimmobilie hin!

    In dem Zusammenhang erinnere ich mich noch, dass nach dem Brand im Wellenbad viel gemunkelt wurde, ob das nicht „warm saniert“ (man könnte auch sagen mit Absicht abgefackelt) wurde. Damals wurde auch schon laut darüber nachgedacht bzw. sich gefragt, wer das Grundstück wohl brauchen könnte. Ist sicher nur eine Verschwörungstheorie gewesen.

    Andererseits gibt es sicher schon lange einen aus dem Kreis des üblichen Klüngels, der das Objekt bzw. Grundstück des ALZ im Blick hat. Das kann dann zum Schnäppchenpreis den Besitzer wechseln, weil derjenige sich erbarmt das Haus abzureißen. Was ja schließlich auch kostet! Da spart unsere Pleite- Stadt doch bestimmt wieder richtig viel Geld! So etwa sicher die Argumente wie sie immer und immer wieder gerne genommen werden und die Bürger, deren Tafelsilber verhökert und verramscht wird, für blöd verkauft werden sollen.

    Wen bitte stört dieses ALZ? Bzw. WER will das Grundstück? Warum kann alt und neu in dieser Stadt nicht nebeneinander stehen? Nein, in dieser Stadt regiert von jeher vor allem einfallslos und interessengesteuert die Abrissbirne, um dann eine neue, viel schlimmere Scheußlichkeit entstehen zu lassen.

    Eine echte Enttäuschung ist auch OB Reiners der Lächelnde. Leider lassen sich die wirklichen Probleme dieser Stadt nicht weglächeln.

    Auch Reiners agiert wie vor ihm schon Bude. Auch er läst den Klüngel machen. Bude glaubte, dass er der Macher sei. Glaubt das Reiners auch schon?

    Problem der Oberbürgermeister dank Parteibuch-Qualifikation ist, dass die allermeisten null Erfahrung und nur vages Verwaltungswissen mitbringen. Weder geeignete eigene berufliche Erfahrungen, noch Verwaltung und Mitarbeiterführung.

    Theoretisch könnte so etwas funktionieren, wenn sich jemand richtig reinkniet. Praktisch sieht es leider vollkommen anders aus.

  2. Bereits vor 17 Monaten hatte ich in einer Pressemitteilung die Frage nach der Gefährdung des ALZ durch die „Yuppie-Briketts“ Roermonder Höfe öffentlich gestellt.

    Die Reaktionen waren von „Quatsch“ bis „Nichtbeachtung der Sorgen der Besucher*Innen des ALZ“ unteschiedlich gefächert.

    Ein klares ‚Ja‘ auf meine Frage hat aber damals NIEMAND geäußert.

    Umso verblüffender, hier jetzt davon zu lesen, dass man das ALZ aus dem stark kritisierten „Rahmenplan Abteiberg“ anscheinend schon einfach „ausradiert“ hat.

    Auch finde ich es beachtlich, wie man vorallem in der CDU bzgl. des gewünschten ‚Aus‘ des ALZ rumeiert.

    Anstatt klar zu formulieren, dass man hier den potentiellen Mietern der hochwertigen und hochqualitativen neuen Wohnungen in den Höfen den Anblick arbeitssuchender und arbeitsloser Menschen im ALZ gegenüber nicht zumuten möchte, wird bei den Christlichen (!) irgendwas von „Standort ist nicht gut“ gemümmelt (ist denen wahrscheinlich in einer Spontanreaktion nach mehreren Jahrzenten aufgefallen) und ein gewünschter lukrativer Neubau angedacht.

    Hier findet Ihr meine PM vom Januar 2014:

    http://www.linksfraktion-mg.de/aktuelles/pressemitteilungen/393-gefaehrden-die-roermonder-hoefe-das-arbeitslosenzentrum-alz

    Zurecht heißt es in dem Artikel:

    „Warum eigentlich muss das Zentrum weg, fragt sich selbst Regionaldekan Ulrich Clancett. In einer gerade von der CDU viel zitierten “Stadt des Miteinanders” gehörten die Arbeitslosen nicht weggedrängt. Mittendrin und nicht nebenan.“

    Herr Dekan Clancett, wenn Sie eine Antwort auf ihre Frage erhalten, setzen Sie uns bitte davon in Kenntnis. Danke!

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