Mönchengladbach & seine Gewerbegebiete: Wer Jobs will, muss investieren

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

ausschnitt-landschaftsplanDas Areal der Trabrennbahn soll zu einer kommunalen Gewerbe­fläche entwickelt werden. Hierfür will die Gestaltungsmehrheit noch in diesem Jahr 460.000 € für eine Konzepterstellung ausgeben.

Sollte das Planungsergebnis positiv sein, so sollen weitere 1.000.000 € in 2012 für die Vorbereitung dieser städtischen Liegenschaft zur Verfügung stehen.

Transparent soll es dabei zugehen. Bevor die Bauleitplanung in Gang gesetzt wird, entscheidet der Rat über das von der EWMG vorgelegte Entwicklungskonzept. Offen soll die Diskussion über dieses Gebiet im Rat geführt werden, offen soll die Entscheidung über die Zukunft dieses Areals getroffen werden.

Nicht nur EWMG und WFMG werden über die Verwendung dieses städtischen Gewerbegebietes entscheiden.

Nicht nur die in den Aufsichtsräten dieser Stadttöchter sitzenden Politiker erhalten Kenntnisse über einen Gebietsentwicklungsplan, sondern der Stadtrat wird öffentlich Einblick in die Planungsunterlagen nehmen können – nach Aussage der Ampel der große Unterschied zur bisher üblichen Praxis.

Und die Entscheidung wird mit Sicherheit nicht einfach.

Für Karl Sasserath (Bündnis90/Die Grünen) ist klar, dass alle in dem Entwicklungskonzept aufgeführten Umweltaspekte Punkt für Punkt abgearbeitet werden.

Auch Lothar Beine (SPD) sieht und kennt die „Wasser-Problematik“ dieses Gebietes, jedoch sieht er auch, wie Dr. Anno Jansen-Winkeln (FDP), die geographisch-ideale Lage dieses Gebietes: Ein autobahnnaher Standort auf der „richtigen“ Seite von Mönchengladbach, nahe an Neuss, Düsseldorf und Krefeld.

„Es gibt keinen besseren, adäquaten Standort in Mönchengladbach“, sind sich Anno Jansen-Winkeln und Lothar Beine einig. Und auch Karl Sasserath will und kann sich einer Prüfung nicht verschließen.

Wurde mit dem Rennverein der Trabrennbahn Mönchengladbach über Alternativstandorte geredet?

Diese Frage beantwortete Dr. Jansen-Winkeln erst einmal mit einer Gegenfrage: „Wie wollen Sie die alte Infrastruktur finanzieren?“ und führt aus, dass der Rennverein augenblicklich nur ein geduldeter Verein sei. Denn: Der Trabrennverein zahlt nur Nebenkosten, aber keine Pacht.

Außerdem führt Jansen-Winkeln weiter aus, dass die vom Rennverein genutzten Gebäude „dem Ende zugehen“, Rieseninvestitionen seien erforderlich. Nach Auffassung des FDP-Fraktionschefs ist der Trabrennsport nur mit Millionen-Investitionen weiter fortführbar.

Wer soll das bezahlen? Weder Stadt noch Rennverein haben hierfür die finanziellen Mittel.

Zumindest Dr. Anno Jansen-Winkeln sieht zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund, mit dem Vorstand des Rennvereins zu reden. Denn wichtig sei es zu wissen, ob dieses Gebiet als Gewerbegebiet überhaupt geeignet sei.

„Natürlich kann der Trabrennverein im Augenblick leben, er zahlt auch keine Pacht“, meint Dr. Jansen-Winkeln und erklärt auch, dass der Trabrennverein auch seine Vorstellungen zur Wirtschaftlichkeit bringen soll. Denn „ob Borussia oder irgendein anderer Sportverein – jeder Verein muss sich dem Thema Wirtschaftlichkeit stellen – so einfach ist das. Da muss man auch mit dem gleichen Maß messen“, meint Dr. Jansen-Winkeln.

Was könnte dort entstehen? Was bringt das der Stadt ein? Was könnte an Arbeitsplätzen entstehen? Das sei das Thema der FDP, denn das Wahlversprechen sei „Jobs, Jobs, Jobs“, dieses Versprechen könne man hier einlösen, meint Jansen-Winkeln.

SDP-Fraktionschef Lothar Beine unterstützt diesen Ansatz, sieht den Bedarf an Gewerbeflächen an diesem Standort und verweist darauf, dass die Fläche zu 100%  städtisches Eigentum ist. Sicher ist, dass dieses Gebiet aufgrund seiner günstigen Lage bestens zur Vermarktung geeignet scheint.

Jedoch bleibt zu klären, ob der hohe Grundwassserspiegel in diesem Gebiet zu höheren Erschließungskosten, also letztlich gewinnschmälernd für die Stadt, für eventuelle Unternehmer zu höheren Bebauungskosten, und damit zu einer geringeren Attraktivität und zu sinkenden Grunderwerbspreisen, führt.

Und natürlich, welche Auswirkung generell die Versiegelung dieses 120.000 qm großen Areals für die zumindest in unmittelbarer Nähe wohnenden Neuwerker zu bedeuten hat.

Diese Antworten wird das Entwicklungskonzept geben, für dessen Beauftragung nun 460.000 € in den Haushalt eingestellt werden.

Dr. Jansen-Winkeln hofft, dass eine Entscheidungsgrundlage in wenigen Monaten vorliegt, die Planung soll mit Hochdruck laufen.

Die Erschließung dieses Gebietes wurde für den FDP-Fraktionschef eigentlich erst durch die Unentschlossenheit der Düsseldorfer Flughafengesellschaft interessant. Bis vor zwei Jahren war das Thema Trabrennbahn tabu, weil man Teile der Fläche für eine 2400m-Landebahn gebraucht hätte. Wenn überhaupt besteht jetzt nur noch der Bedarf für eine 1800-Meter-Start- und Landebahn.

Der Airport Mönchengladbach ist nicht mehr, als eine Nutzungsoption für den Düsseldorfer Flughafen. Derzeit sehen die Düsseldorfer kein Anlass, Landungen von kleineren Flugzeugen an Mönchengladbach abzutreten.

Und für ein Logistik-Unternehmen wäre natürlich auch die Flughafennähe ein Thema, obwohl Jansen-Winkeln solche Unternehmen nicht dort haben möchte.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob es  überhaupt Politiker gibt, die einen Überblick über Qualität (Nutzbarkeit, Größe) und Umfang der vorhandenen Mönchengladbacher Gewerbegebiete haben?

Ja, die gibt es. Aufsichtsratsmitglider von EWMG/WFMG sollen jährlich Einblick darin erhalten – aber bislang eben nur die. Auf BZMG-Nachfrage war sich Dr. Jansen-Winkeln sicher, dass Dr. Schückhaus Informationen zu den kommunalen Gewerbeflächen gerne zur Verfügung stellt.

Ebenfalls sicher ist sich Jansen-Winkeln, dass die Gewerbeflächen im Nordpark quasi vollständig „verkauft“  sind. Allein auf dem gemeinsamen interkommunalen Gewerbegebiet gebe es noch Restflächen.

4 Kommentare zu “Mönchengladbach & seine Gewerbegebiete: Wer Jobs will, muss investieren”
  1. Wer Jobs will muss investieren.

    Gut und richtig erkannt – und so pfeilschnell!

    Der Niedergang der Textilindustrie in MG ist nun schon Jahrzehnte her. Während genügend Wasser den Gladbach und die Niers hinunterlief, wuchs bei unseren Politikern leider nicht das Bewusstsein, dass es auch ihr Job war/ist, sich qualifiziert um Jobs zu kümmern, statt Grundstücke zu verhökern, die Stadt zu verbauen und überall Straßen neu oder auszubauen.

    MG die autofreundliche Stadt. Dass das schon lange nicht mehr das Credo ist, wurde nicht erkannt, sondern schön brav, da lukrativ, weitergesungen.

    Nun soll es also das ach so ideale Trabrennbahngelände richten. Welche und wieviele Jobs könnten/sollen es denn sein?

    Wenn die das Ziel sind, muss doch mindestens in dieser Hinsicht schon Klarheit bestehen, was dort entstehen soll! Mindestens aber eine Vorstellung, Ahnung?

    Warum rückt damit keiner mal als erstes raus? Vielleicht Gesundheitswirtschaft, die auch so „schwer in“ ist? Wohl kaum!

    EURO 460.000,00 sind eine Menge Holz für eine klamme Stadt!

    Wenn die verpulvert werden, um dann festzustellen, dass dort „gar nichts geht“ von wegen „zu viel Wasser“, könnte das für unsere Herrschaften Politiker eine üble Sache werden.

    Also erst mal sagen, was es denn überhaupt werden soll!

    Dann mal Leute dran lassen, die für nicht zu viel Geld klären, inwiefern man dort überhaupt bauen kann, ohne dass schon Fundamente, dank erforderlicher Wannen, ein Vermögen verschlingen.

    Braucht man für diese Prüfung direkt EURO 460.000,00?

    Wie sieht es mit dem demografischen Faktor (wenn auch weniger problematisch als in anderen Städten) und den restlichen Gewerbegebieten in MG aus?

    Oder hat da jemand ganz spezielle Begehrlichkeiten?

    @ Herbert

    Und unser werter Dr. Jansen-Winkeln? Gut, dass er nicht in seinem Ur-Job als Archäologe tätig ist! Er würde Gefahr laufen ständig an der falschen Stelle zu buddeln. Wäre auch nicht gerade produktiv oder (wohl mehr in seinem Sinne) lukrativ!

    Vielleicht wäre eine „rund“ laufende Start- und Landebahn mal was ganz Besonderes? Mönchengladbach hat bisher doch sowieso kein Alleinstellungsmerkmal!

    Was steckt wirklich hinter diesen Plänen von Trick & Track (s. Artikel über Gelbkopfenten)?

    In MG scheinen es Politiker zu lieben, sich in Projekte zu verbeissen, die sie toll finden, koste es was es wolle!

  2. da hat herr dr. jansen-winkeln wohl etwas die orientierung verloren, wenn er meint, dass man teile der trabrennbahnfläche für eine 2.400-meter-landebahn gebraucht hätte.

    es war doch wohl so, dass die start- und landebahn in richtung korschenbroich hätte verlängert werden müssen, um großflugzeuge nach gladbach zu holen?

    ist es nicht so, dass die verlängerungsoption um jetzt 1.800 meter ebenfalls für diese richtung gilt?

    vielleicht sollte herr dr. jansen-winkeln sich einfach mal nen plan ansehen und daraus lernen, dass die trabrennbahnfläche nun gar nichts mit der start- und landebahn zu tun hat.

    aber vielleicht denkt er ja daran, das landebahnende im bogen zur trabrennbahn zu führen, damit er wieder recht hat.

  3. Unser Dr. Anno Jansen-Winkeln will zur Zeit nicht mit den Menschen des Trabrennvereins sprechen.

    Das ist momentan noch seine eigene Entscheidung.

    Mit der gleichzeitig in die Waagschale geworfene Ankündigung der Offenheit nach allen Seiten hat das nichts zu tun.

    Es zeigt die Unsicherheit des ganzen Gebildes Gewerbegebiet Trabrennbahn.

    Mit allen denkbaren Beteiligten sollen alle Involvierten Gespräche führen, erarbeiten, ein Konzept erstellen etc..

    Nicht jedoch mit den derzeitigen Nutzern.

    So gehen Immobilien-Haie mit Mietern um, die sie Loswerden wollen um neue Exklusivitäten zu bauen.

    Schamlos.

  4. Das sind vollkommen neue Töne aus der Politik.

    Fakt ist doch, über 30 Millionen Euro erhielt Borussia zinslos von der Stadt Mönchengladbach, als Borussia ein neues Stadion bauen wollte.

    Zurückgezahlt hat Borussia bisher keinen Cent, trotz hoher Gewinne.

    An dieser Stelle erkenne ich keinen gleichen Maßstab.

    Borussia ist eben das Goldene Kalb. Diesem wird kritiklos gehuldigt.

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