Sparkassenportal: Roeske verteidigt erfolglos nicht nachvollziehbaren CDU-Antrag in der BV Süd
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Dass Politiker nicht immer alle Details im Blick haben (können), muss und kann man bis zu einem gewissen Maß akzeptieren. Wenn es jedoch um Angelegenheiten geht, die lang und breit diskutiert und in mehreren Gremien beschlossen wurden, und um Fördermittel in Millionenhöhe, sollte die Sache allerdings anders aussehen.
Man dürfte erwarten, dass Politiker, die glauben in anderen Fällen jeder Kleinigkeit „hinterherhecheln“ zu müssen, möglichst alle Facetten einer herausragenden Maßnahme in Erinnerung behalten, zumal, wenn sie an den Entscheidungen nicht nur mitgewirkt, sondern sie auch mitgetragen haben.
Am Ende eines intensiven Prozesses wurde die Umgestaltung des Rheydter Marktplatzes einstimmig beschlossen und damit schlussendlich Fördermittel in zweistelliger Millionenhöhe akquiriert.
Erst jetzt, als es „ernst“ wird und Anfang 2013 der am 06.06.2012 auch in der BV Süd beschlossene Abbau des Portals mit anschließender Einlagerung näher rückt, kommen CDU-Politiker plötzlich auf die Idee, man müsse das Portal unbedingt erhalten und das möglichst auch noch an dieser Stelle.
Und das trotz dieser eindeutigen Faktenlage:
- Als Kern des mit einer relativ breiten Bürgerbeteiligung entwickelten und einstimmig in der BV Rheydt-Mitte, im Planungs- und Bauausschuss und im Rat beschlossenen Innenstadtkonzeptes wurde die Grundlage für die Umgestaltung des Rheydter Marktplatzes gelegt. (vom Erhalt des Portals keine Rede).
- Bei der Bürgeranhörung im September 2009, bei der sich die am ausgelobten Wettbewerb beteiligenden Büros vorstellten, wurde der Erhalt des Portals nicht thematisiert, weder von Politikern, noch von Bürgern.
- Keiner der sechs, der Jury vorgestellten Wettbewerbsentwürfe berücksichtigte demnach den Erhalt des Portals. Niemand aus der Riege der in der Jury beteiligten Politiker und Fachleute thematisierten den Erhalt. Auch nicht in nachfolgenden Gremiensitzungen.
- Auf der Grundlage der in den Greminen beschlossenen Beauftragung des Preissiegers PLANORAMA wurden Fördermittel beantragt, die das Entfernen und Einlagern des Portals beinhalten. Kosten für eine Versetzung bzw. einen späteren Aufbau an anderer Stelle sind darin nicht enthalten.
- Mehrfach wurde die Gestaltung des Rheydter Marktplatzes u.a. in ausführlichen Berichten der Verwaltung, in relevanten Gremien und in Parteiveranstaltungen vorgestellt. Weder von Politikern noch von Bürgern wurde der Erhalt des Portals am aktuellen Standort angesprochen, oder gar gefordert.
- Jeder Plan unterliegt dem Urheberrecht. Wenn er vom Urheber einem „Dritten“, in diesem Fall der Stadt Mönchengladbach, zur Nutzung überlassen wird, darf dieser ohne Zustimmung des Rechteinhabers keine Änderungen vornehmen. Das nachträgliche „Hinzufügen“ des Protals könnte das Urheberrecht tangieren.
- Vor der politischen Sommerpause, am 06.06.2012, hatte es in der BV-Süd-Sitzung die einstimmige Zustimmung zum Bebauungsplan 722/S gegeben, dem der Zusatz angefügt wurde: „Die Bezirksvertretung Süd bittet die Verwaltung, das historische Portal der ehemaligen Stadtkasse (Eingang G) zu sichern.“ Vorangegangen war in der Sitzung vom 06.06.2012 eine längere Diskussion, in der alle BV-Mitglieder forderten, dass das historische Portal der ehemaligen Stadtkasse (Eingang G, Rathaus Rheydt) fachkundig abgebaut und gesichert wird, damit es zu einem späteren Zeitpunkt an einem anderen Standort im Bezirk Süd aufgestellt werden könne.
Alle diese vom Baudezernenten Andreas Wurff in der BV-Sitzung am letzten Mittwoch ausführlich dargelegten Fakten und noch weitere, die Finanzierung des Projektes „Soziale Stadt“ (zu der auch die Umgestaltung des Rheydter Marktplatzes gehört) betreffend, konnten die CDU in der BV Süd nicht veranlassen, ihren Antrag zurückzunehmen bzw. zurückzustellen.
Bis zuletzt bestand CDU-Sprecher Joachim Röske in der BV-Sitzung am 22.08.2012 darauf, den Antrag aufrecht zu erhalten, obwohl Bezirksvorsteher Karl Sasserath (Grüne) ihm empfahl diesen zurückzunehmen bzw. zurückzustellen und erklärte, dass noch offene,vornehmlich rechtliche Fragen, von der Verwaltung zu klären seien.
In der Begründung zu ihrem Antrag hatte die CDU-Fraktion in der BV Süd erklärt, dass „in der Diskussion über die Neugestaltung des Rheydter Marktplatzes und bei den entsprechenden Beschlüssen sei „… der Abriss des historischen Portals der früheren Stadtkasse Rheydt nie thematisiert worden“.
Das ist richtig. Richtig ist jedoch auch, dass – wie gesagt – am Ende des langen Prozesses die Umgestaltung des Rheydter Marktplatzes einstimmig (also auch mit den Stimmen der CDU) so beschlossen und damit auch Fördermittel in zweistelliger Millionenhöhe akquiriert wurden, somit die Umsetzung auch dementsprechend aktuell erfolgt, ja erfolgen muss.
Mit den Stimmen der Ampel und der Vertreter von FWG und DIE LINKE wurde der CDU-Antrag dann auch abgelehnt.
Nur dem (nicht nur politischen) Grundverständnis Sasseraths als Bezirksvorsteher ist es zu verdanken, dass er (wie schon immer zu Zeiten der BV Rheydt-Mitte) die Bezirksvertretung als „Kollegialgremium“ versteht und Bezirksthemen auch zur Abstimmung stellt, wenn ein Antrag des politischen Gegners abgelehnt wird bzw. die Wahrscheinlichkeit einer Ablehnung sehr hoch ist.
Nach Fakten-/Beschlusslage hätte dieser als Kompromiss gestellte Prüfauftrag der Ampel an die Verwaltung erst gar nicht gestellt werden müssen.
Ob es „nur“ die Reaktion auf einen von einem Herrn Hoeveler angestoßenen Pressebericht in einem Mönchengladbacher Printmeldium, Hoevelers „Postkartenaktion“ oder die Erkenntnis der Süd-CDU war, dass es „populär“ sein könnte, mit einem durchaus emotional besetzten Thema in der Öffentlichkeit „zu punkten“, sei dahin gestellt.
Dabei ist die Angabe auf der Postkarte irreführend. Die Stadtkasse und damit das Portal wurde nicht 1905, sondern 1914 bis 1915 erbaut.
Tatsache ist jedenfalls, dass dieser CDU-Antrag zu einer durchaus vermeidbaren langen und langatmigen Diskussion in der BV Süd führte, die mit einem Beschluss (bei Enthaltung der sechs CDU-BV-Mitglieder) endete, der die planende Bauverwaltung beauftragt, vier Punkte zu klären, was objektiv betrachtet aufgrund der Faktenlage einen vermeidbaren Aufwand nach sich zieht.
Somit entpuppte sich (auch) dieser CDU-Antrag als „Zeitdieb“ in der BV-Sitzung und in der Verwaltung.
Dabei dürfte das Objekt „Portal“, über das debattiert wurde, faktisch weder historischen oder gar von denkmalschutzrelevantem Wert sein, sondern allenfalls eine „nostalgische“ Bedeutung mit vermeintlichem Identifikationspotenzial.
Denn mindestens vier wesentliche Elementbereiche des ursprünglichen Sparkassenportals (später dann Eingang der Hauptkasse) wurden im Zuge der Umsetzung an den aktuellen Standort verändert bzw. ausgetauscht.
Bleibt zu hoffen, dass der neuerliche Auftrag an die bauplanende Verwaltung zu Ergebnissen führt, die diesem CDU-Possenspiel ein Ende bereiten. So oder so!
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Wir danken der Leitung und den Mitarbeitern des Stadtarchives Mönchengladbach, die uns die historischen Bilddokumente zur Verfügung stellten:
1914 | 1927 | 1935 | 1945 | 1973 |
2.
Ypsilon schrieb am 20.02.2013 um 17:57 Uhr:
Mönchengladbach und seine Vergangenheit – in Bezug auf seine alten oder gar historischen Gebäude eine sehr unrühmliche.
Es wird platt gemacht, was nur platt gemacht werden kann. Sonst bestünde noch die Gefahr, dass diese Stadt dank einiger alter oder gar historischer Gebäude an Urbanität gewinnen könnte!
Da bauen wir doch lieber Straßen, für deren Erhalt kaum noch das Geld vorhanden ist. Es könnte mal ein Wettbewerb in Schlagloch-Hopping ausgeschrieben werden.
Für das Stadtkassen-Portal, das eigentlich ein Stadtsparkasse-Portal ist, eine schöne Lösung, wenn sich die Stadtsparkasse seiner annimmt. Sozusagen ein Happy End.
Für den Rest der Stadt und seine „Altertümchen“, auch wenn teils „nur“ nostalgisch, die Hingucker waren und der tristen Stadt mehr Charme verliehen hätten, gilt das leider nicht.
Ein Blick auf das, was hinter dem Haus-Westland geschehen ist, kann nur mit Grauen erfüllen. Dort wurden schöne, alte Häuser abgerissen, damit es jetzt aussieht als habe eine Bombe eingeschlagen.
Man darf gespannt sein, was aus dieser Brache werden wird. Die einschlägigen Bauunternehmer werden sicher schon Ideen dafür in der Schublade haben. Da kann man dann wieder Grundstücke in bester Lage billig kaufen.
Als nächstes darf man auf das Schicksal der sehr schön gelegenen Zentralbibliothek gespannt sein. Die wird jetzt auch mit aller Macht schlecht geredet, statt mal zu überlegen, ob die nicht, und sei es nur als ein Stück Stadtgeschichte, erhaltenswerter ist als ein um-jeden-Preis-Billig-Neubau am Alten Markt.
Lösungen würden sich mit Sicherheit finden lassen, wenn der Wille (vor allem der politische) dazu vorhanden wäre. Beim Pahlke-Bad hat das doch auch funktioniert!
Manchmal wundert es mich, dass die Kaiser-Friedrich-Halle so unbeschadet herumstehen darf und trotz mehrerer Brände wieder aufgebaut wurde – worüber es damals auch schon kontroverse Diskussionen gegeben hat.
Diese Stadt ist ein Kuriosum und seine Politiker, sowohl die in den vergangenen Jahrzehnten, als auch Neuzeit? Kulturbanausen? Ignoranten? Zu sehr im Klüngel verhaftet?
Auf jeden Fall für den normalen Bürger ein Mirakel. Aber, die haben sich diese Leute gewählt … !
1.
Norbert Freyer schrieb am 19.02.2013 um 18:12 Uhr:
WOHIN MIT DEM TRIUMPHBOGEN?
Der Eingang der ehemaligen Stadtkasse Rheydt hatte ein ansehnliches, prägendes Eingangsportal, das zum Symbol der Stadtfinanzen der Stadt Rheydt wurde.
Beim Neubau des Einkaufs- und Verwaltungsgebäudes in den Jahren 1974/1975, erkannten die damaligen Architekten und Städtebauer die Schönheit des Portals und integrierten es als Eingang zum Bauamt in das neue Gebäude.
Jetzt soll aus städtebaulicher Notwendigkeit eine großzügige Sichtachse vom Marktplatz in die Marktstraße geschaffen werden.
Da stört der Baukörper hinter dem Eingangsportal und da Tradition in Mönchengladbach nicht zählt soll das Portal gleich mit verschwinden.
Wohin damit, wird jetzt breit angelegt diskutiert, denn einfach entsorgen?
NEIN!
Die Lösung; wir schenken es der Stadtsparkasse, die dann auch die Koste übernehmen muss. Doch ist das wirklich eine Lösung?
Es muss doch nicht so viel planerischer Mut aufgebracht werden, damit das Portal in die gewünschte Sichtachse als „Triumphbogen“ städtebaulich eingearbeitet und optimal zur Geltung kommt.
Mehr Mut zur Historie wäre nicht schlecht. Wir wollen nicht in der Vergangenheit leben; aber gerne mit der Vergangenheit.
Für heute viele Grüße
Alfred Scholzen und Norbert Freyer