CDU: Hubert Hüppe (CDU) mit bemerkenswertem Vortrag zum Thema Inklusion
Red. Gesundheit & Soziales [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Hubert Hüppe, Behindertenbeauftragter der Bundesregierung, war am 24.05.2013 der Einladung von Dr. Günter Krings und der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) der Mönchengladbacher CDU gefolgt und zog die Zuhörer sofort von Beginn seines Vortrages an in seinen Bann.
Erfrischend „respektlos“ und ohne jegliche Berührungsängste, ging er nach der Begrüßung durch Petra Heinen-Dauber (KPV) und Krings mit der Thematik Inklusion um; authentisch und kompetent.
Das Thema Inklusion ist für viele Menschen etwas mit dem sie sich nicht gerne auseinander setzen. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von Gedanken an Bürokratie bis hin zu der vielzitierten Barriere im Kopf.
Inklusion führt in Bereiche, mit denen sich die meisten „normalen“ Menschen erst beschäftigen, wenn sie selbst, Angehörige oder Freunde betroffen sind.
Dabei kommt Barrierefreiheit nicht nur behinderten Menschen, sondern auch Rollatornutzern, Kinderwagenfahrern und auch jenen, die nur vorübergehend mobilitätseingeschränkt sind (z.B. mit Gehilfen nach Gelenkoperationen) zugute.
Letzteres sind die Situationen in denen gerade sonst nicht Behinderte erleben, wie viele Hindernisse sich im täglichen Leben ergeben können und zu bewältigen sind, die unter „normalen“ Bedingungen nicht einmal erahnt werden.
- Inklusion findet nicht nur in der Schule statt, auch wenn gerade dieser Bereich momentan besonders im Fokus steht.
- Inklusion ist mehr als nur der Faktor Kosten für Kommunen.
- Barrierefreiheit hat mehr Facetten als abgesenkte Gehsteige und rollitaugliche Gebäude.
Hüppe machte gleich zu Beginn klar: „Inklusion und die Diskussionen und Gespräche darüber dürfen nicht ÜBER sondern müssen MIT den Betroffenen, den Menschen mit verschiedensten Behinderungen, stattfinden. Sie sind Fachleute, die wertvolle Beiträge leisten können; sehen und wahrnehmen, was Nichtbehinderte oft gar nicht für problematisch erachten.“
Ihm gehe es weniger um Kontrolle, sein Ziel sei Teilhabe. Nicht mehr oder weniger Rechte.
Im Bundestag habe er erlebt, dass die Meinung herrschte, dass auf Grund der UN-Behindertenrechtskonvention nichts mehr zu tun sei. Hüppe dazu: „Von wegen!“
Bei den Kommunen vernehme er vor allem eines: ‚Oh, oh, oh, das wird aber teuer!’
Es geht nicht nur um Geld. Nicht Gnade und Fürsorge seien das Thema, sondern vor allem eines: Teilhabe!
Hüppe: „Das Problem bei Inklusion sind die schwerst mehrfach Normalen!“ Damit hatte er einerseits die Lacher auf seiner Seite, traf aber andererseits den Kern der Sache.
Dem Ende seines interessanten und breit gefächerten Vortrags folgte eine angeregte Diskussion, während der ein Teilnehmer Hüppe nach seiner Meinung zu den Aktivitäten der NRW-Landesregierung fragte.
Hüppe dazu: „Ich bin kein Ideologe, ich möchte eine vernünftige Inklusion. Das, was die Landesregierung macht, ist Stückwerk.…“
Die Strukturen müssten aufgebrochen werden und nannte als Beispiel, dass ein Kind eine in einem benachbarten Kreis befindliche Förderschule nicht besuchen dürfe, weil es Probleme mit der Kostenübernahme gebe.
VdK-Kreisvorsitzender Bernhard Wilms bemängelte, dass in den Beratungsvorlagen für Ausschüsse und Rat in Analogie zu „Familien und Kinderfreundlichkeit“ ein Passus für die Belange von Behinderten immer noch fehle. Keine der Ratsfraktionen habe sich erkennbar mit dieser Thematik auseinandergesetzt und auf entsprechende Schreiben des VdK angemessen reagiert.
Eine klare Absage erteilte Wilms Gedanken, einen Behindertenbeirat einrichten zu wollen. Ein solcher Beirat, der nur auf Grundlage der Gemeindeordnung möglich sei, würde von keiner der in Mönchengladbach ehrenamtlich tätigen Behindertenorganisationen befürwortet.
Auch Hüppe hält nichts von politisch besetzten Behindertenbeiräten, da die Gefahr bestehe, dass hier in erster Linie politische Interessen nach vorne gebracht würden, statt die Interessen der Menschen mit den verschiedensten Formen von Behinderungen in den Mittelpunkt zu stellen.
Für Krings war dies, wie er sagte, eine „ganz wertvolle Veranstaltung“ und er sei ein stückweit überzeugter von der Vision und den Zielen der Inklusion. Man müsse den Weg zügig weiter gehen.
Krings bemängelte, dass alle in der Politik sehr viel früher hätten aufklären sollen. Das Thema sei möglicherweise zwar formal nach vorne gestellt, aber nicht hinreichend „gepuscht“ worden.
Am Ende der Diskussion sorgte die Anmerkung einer CDU-Politikerin für reichlich Irritationen. Sie meinte erklären zu müssen, dass Mönchengladbach eine sehr behindertenfreundliche Stadt sei, weil sie sehr viele Behinderteneinrichtungen habe … Hat hier wohl jemand zum Thema Inklusion noch erheblichen Lernbedarf?
Wie dem auch sei. Selbst dieser Wehrmutstropfen tat der stimmigen Veranstaltung keinen Abbruch.