Grüne lehnen Biogasanlage in Wanlo ab

Hauptredaktion [ - Uhr]

[PM Grüne] x-CIMG2490Keine Überraschung auf der Mitgliederversammlung von Bündnis 90/Die Grünen in der Wanloer Mehrzweckhalle: Die Grüne Basis gibt ihren Vertretern im Rat der Stadt die Empfehlung, dem Bau einer Biogasanlage am Standort Wanlo die Zustimmung zu verweigern.

Gut gefüllt war die Wanloer Mehrzweckhalle gestern bei der öffentlichen Mitgliederversammlung, zu der die Mönchengladbacher Grünen geladen hatten.

Den Ort hatte man mit Bedacht gewählt: Die betroffenen Bürger sollten wohnortnah die Gelegenheit haben, an der Versammlung teilzunehmen und mit zu diskutieren. Am Ende sollte die Grüne Basis ihr Votum geben für oder gegen den Bau einer Biogasanlage in Wanlo.

Neben den stimmberechtigten Mitgliedern der Partei waren dann auch zahlreiche Bürger aus Wanlo, Beckrath und Hochneukirch in die Halle gekommen, dazu Mitglieder der BI Wanlo, Vertreter der Kreisbauernschaft und an der geplanten Anlage beteiligte Landwirte.

Grünen-Vorstandssprecher Uli Laubach („Kein kommunalpolitisches Thema hat mich in Quantität und Qualität mehr in meinem Leben beschäftigt als die geplante Errichtung einer Biogasanlage am Standort Wanlo“) gab den Mitgliedern der Versammlung zunächst eine Einführung ins Thema.

Es zeigte sich, dass es letztlich Uli Laubach war, der als einer der ersten den Unwillen der Wanloer zum geplanten Vorhaben aufnahm, und der einen Diskussionsprozess mit der NVV AG ins Rollen und Viele zum Nachdenken brachte.

In einer anschließenden persönlichen Erklärung glich der Grünen-Vorstandssprecher das Grüne Programm mit der Energiegewinnung durch eine Anlage ab, die Biogas auf der Grundlage von Mais gewinnt.

Sein Fazit: „Die Grünen sind gut beraten, eine solche Anlage am Standort Wanlo abzulehnen und nicht gegen den erklärten Willen der Bevölkerung durchzusetzen.”

Sein Vorschlag an die NVV und die beteiligten Landwirte: Im Güdderather Gewerbegebiet drei Fotovoltaikanlagen auf den Dächern der Firmen zu installieren oder aber sich an zwei Windkraftanlagen zu beteiligen.

In der anschließenden Diskussion bezogen dann die an der geplanten Anlage beteiligten Landwirte Stellung. Wolfgang Wappenschmidt, Landwirt und Vertreter der Kreisbauernschaft, verwies auf einen Beschluss der Bundesgrünen, wonach es energiepolitisch gewollt sei, bis zum Jahr 2050 eine Energieerzeugung aus 100 Prozent regenerativer Energie zu erlangen. In Wanlo sei eine Kraft-Wärme-Anlage geplant mit einer hervorragenden Ökobilanz. Den Standort Wanlo bezeichnete Wappenschmidt als sozial verträglich.

„Die Biogasanlage stinkt nicht, verursacht keinen Lärm und keinen Staub“, sagte Wappenschmidt. Zudem befinde sich der Standort über 1.000 Meter vom Ortskern entfernt hinter der Autobahn. Einzig die Mais-Transporte seien zu verkraften. Hierdurch sei Wanlo lediglich dreieinhalb Stunden pro Jahr belastet.

Die Bürger wollten diese Aussagen so nicht hinnehmen. So bezeichnete etwa Renate Esser aus Wanlo ihren Ort als „Diaspora, ein Dorf mit verminderter Lebensqualität“.

Warum Bürger wie Renate Esser zu einer solchen Einschätzung gelangen, verdeutlichte Reinhold Giesen, Mitglied der Grünen in der Bezirksvertretung West, mit einer Schilderung der Situation der Menschen vor Ort.

Wanlo sei über die Jahre den Widerstand gewöhnt. Zunächst als Rheinbraun versucht habe, „Wanlo wegzubaggern. Das konnte verhindert werden.“

Danach sei der Ort als Standort für eine Großdeponie und eine Müllverbrennungsanlage geplant worden.

„Auch das ging gut für uns aus, stattdessen haben wir nun eine Kompostieranlage und einen Segelflugplatz“, so Giesen weiter. Dann sei der Windpark hinzugekommen sowie der sechsspurige Ausbau der Autobahn.

Was noch kommen werde, seien die Sümpfungsbrunnen. Was dafür wegfalle, seien die Verkehrswege nach Süden, die in Wanlo zu einer Sackgassensituation führten.

Das Fazit Giesens: „Die Pläne, hier eine Biogasanlage zu bauen, sind sozial unerträglich und ein Schlag ins Gesicht der Wanloer Bürger.“

Vor dem Hintergrund des Gesagten stellte Joe Hüskens, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, fest, dass der Dialog zwischen der NVV AG und den Bürgern vor Ort völlig schief gelaufen sei.

Grünen-Fraktionschef Karl Sasserath äußerte Verständnis für das Anliegen der Landwirte, ihre Existenz absichern zu wollen mit der Beteiligung an einer Biogasanlage.

Auf der anderen Seite gelte es aber auch, die Bedenken der Bürger zu respektieren. Im Hinblick auf die Diskussionsstruktur sagte Sasserath, es sei künftig zu überlegen, was besser gemacht werden könne.

In der anschließenden geheimen Abstimmung stimmten die Mitglieder darüber ab, ihrer Ratsfraktion zu empfehlen, den Bau einer Biogasanlage am Standort Wanlo abzulehnen. Der Antrag wurde mit einer breiten Mehrheit von 81 Prozent der Stimmen angenommen.

„Inzwischen ist bundesweit quer durch alle Parteien die Erkenntnis vorhanden, dass der Anbau von Mais zur Energieerzeugung ökologischer Unsinn ist“, so Grünen-Vorstandssprecherin Gaby Brenner nach dem Votum der Mitglieder.

Trotzdem halte die NVV AG an der Konzeption einer Anlage fest, für die es nach Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2012 voraussichtlich keine Subventionen mehr gibt.

Sie befürchtet: „Die Biogasanlage in Wanlo, die den Namen nicht verdient, weil es sich um Etikettenschwindel handelt, der „Bio“ nur vortäuscht, soll noch in letzter Minute durch die politischen Gremien gepeitscht werden.“

6 Kommentare zu “Grüne lehnen Biogasanlage in Wanlo ab”
  1. Basisdemokratie ist, wenn ein Bürgermedium eine solche Meldung bringt. Das Organ der CDU schweigt hier. Vielen Dank an die Redaktion.

  2. @Bruno

    JA, das, genau das ist Basisdemokratie.

    Wenn eine Partei, die Mitglied im Rat und Mitglied in den Ausschüssen ist, eine Mitgliederversammlung einberuft, um ihren Vertretern in den Gremien eine Entscheidungshilfe in die Hand zu geben, ist das Basisdemokratie.

    So viel als Nachhilfe in diesem Punkt.

    Da sie ja ein interessierter Leser der Rheinischen Post zu sein scheinen, nehme ich ihnen den von ihnen verfassten Beitrag nur bedingt übel.

    Wir wissen ja, wie CDU- und NVV-treu diese Zeitung ist. Und wenn dann noch jemand dieses Medium als bare Münze nimmt, kann man ihm ja nicht vorwerfen wenn er ein fehlerhaftes Bild von Ereignissen und auch von der Demokratie bekommt.

    Man sollte aber lesen UND nachdenken.

    Viele wird es geben, die sich beschweren werden, wenn Energie immer teurer wird. Wozu, so frage ich sie, wurde denn der Öko-Beitrag geschaffen?

    Nur dafür, solche Subventionsgräber wie die geplante Methangasanlage in Wanlo subventionieren zu können.

    Ich rate ihnen dringend, sich auch kundig zu machen, in wie weit eine solche Anlage ökologisch, biologisch und auch ethisch vertretbar ist.

    Alle diese Argumente der NVV und der Stadtoberen, allen voran unser Herr Bude und Herr Beine, halten keiner Überprüfung stand.

    Selbst die NVV hat mittlerweile zugegeben, dass die Anlage, kommt sie nicht bis Ende 2011 ans Netz, unwirtschaftlich ist.

    Wieder ein Denkanstoß: „Warum wohl?“

    Hier die Antwort, falls sie nicht von selber darauf kommen: Die Subventionen sind dann weg und allein durch die Einspeisung ist diese Anlage unwirtschaftlich. Sie ist ein Zuschussgeschäft weil der Wirkungsgrad viel zu gering ist.

    Warum gibt es schon Landwirte, auch aus den Reihen der Methangasgesellschaft, die über den Betrieb von 2 (!) Windkraftanlagen nachdenken?

    Deren Betrieb ist wirtschaftlicher, allerdings auch subventionsfrei.

    So, ich hoffe dass ich ihnen für den Sonntag genügend Denkanregungen gegeben habe und wünsche ihnen ein schönes Wochenende. Auch in der Hoffnung, dass ihr Nachdenken in eine positive Richtung verläuft.

    Die Hoffnung stirbt bekanntlich ja zuletzt.

  3. @ Bruno

    Was wollen Sie? Ist es richtiger, dass in dieser Stadt eigentlich nur eine Anzahl von Leuten, die man an einer Hand (!) abzählen kann, durchdrücken/durchpeitschen wollen, dass 79 Landwirte (50 davon nicht aus Mönchengladbach) und vor allem RWE/NVV zu Lasten aller Steuerzahler Deutschlands (nicht nur der Gladbacher wohlgemerkt!) eine Subventionsanlage wollen?

    Bei dieser geplanten Anlage geht es nicht um Ökologie. Schon gar nicht um Energieversorgung. Die Versorgungssicherheit interessiert dabei einen Dreck! Hier geht es nur um eins: GELD. Das, wenn auch zum wiederholten Male, in aller Deutlichkeit!

    Werden NVV plus der am Hungertuch nagenden Landwirte diese Anlage auch bauen wollen, wenn es keine Subventionen mehr gibt??

    Das ist die einzige Frage, die hier zu stellen ist.

    Methangas-Großanlagen auf NawaRo-Basis sind derselbe Unsinn wie seinerzeit Müllverbrennungsanlagen, die wie Pilze aus dem Boden schossen und unsere Müllgebühren in schwindelerregende Höhen trieben.

    Diese Höhen bleiben uns noch solange erhalten, wie diese Anlagen betrieben werden müssen, bis die Kapitalanleger ihr Schäfchen im Trockenen haben.

    Auch in Wanlo war ein solcher Unsinn geplant. Erst eine Mülldeponie, dann sollte es eine Müllverbrennungsanlage sein! Hätten sich nicht diese paar Wanloer mit Unterstützung von Wickrathern und Wickrathbergern gewehrt – wir, alle Bürger dieser unserer Stadt, würden noch heute für dieses „Geschäfsmodell“ kräftig zur Kasse gebeten!

    Der Dezernent, der seinerzeit den Standort Wanlo für diese MVA plötzlich aus der Versenkung holte, ist heute in einer Partei und im Rat und selbstverständlich auch heute wieder FÜR den grassierenden Methangasunsinn, möchte sich aber im Rückblick damit brüsten, die MVA in Wanlo verhindert zu haben! Das war/ist die Politik in unserer Stadt!

    Von wegen 22 „Grüne“ würden hier den armen, armen Landwirten, von denen einige mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach auch schon gutes, leicht verdientes Geld machen (was ihnen gegönnt sei, machen zig Tausende andere schließlich auch, weil’s der Steuerberater empfohlen hat, nicht weil sie an die Umwelt und nachfolgende Generationen denken!) und vor allem der notleidenden NVV/RWE ein Räppelchen in Form einer Methangasanlage nehmen.

    Wenn diese Subventionsanlage so toll für diesen Planeten und vor allem die so was von leere Haushaltskasse unserer Stadt ist, wo bleiben die konkreten Zahlen, die uns eines besseren belehren?

    Bruno, vielleicht haben Sie Verbindungen zu denen, die uns diese endlich einmal liefern. Die Zeit dafür ist mehr als reif dafür. Aktuell ist nur eines glasklar: Es geht um das Abschöpfen von Subventionen! Nicht mehr und nicht weniger. Das Ganze ist ein Riesenschwindel und eine grün angestrichene Mega-Mogelpackung.

    Die paar Wanloer und 22 Grüne ersparen dem deutschen Steuerzahler, hoffentlich, Millionen im zweistelligen Bereich, die woanders sinnvoll eingesetzt werden könnten, statt die Taschen eines Konzerns und einiger kurzsichtig denkender Landwirte, die unbedingt Energiewirt werden wollen, zu füllen.

    Normal dimensionierte Methangasanlagen sind nur etwas zur sinnvollen Verarbeitung von Gülle und landwirtschaftlichen Abfällen auf dem Bauernhof. Das erspart dem Landwirt Energiekosten. So und nicht anders war und ist es gedacht. Alles andere fällt nur unter die Rubrik „Lizenz zum Gelddrucken“.

    Sollten Sie es noch nicht mitbekommen haben. Auch in der „großen“ Politik ist „schon“ angekommen, dass da etwas massiv aus dem Ruder gelaufen ist. Können Sie bei Interesse hier unter der Themenreihe „Methangasanlage“ alles nachlesen.

    Ganz frisch auf dem Markt ist die Äusserung von Frau Aigner, die sich dem Methangas-Subventions-Unsinn auch endlich zuwendet:

    http://www.stern.de/wirtschaft/news/aigner-will-biogasfoerderung-einschraenken-1648077.html

    Und noch einmal: Die Antihaltung zu dieser geplanten Subventionsanlage ist ALTERNATIVLOS.

    Es sei denn:

    Sie erklären uns, dass der Bürger, trotz der zu zahlenden Millionen-Subventionen etwas von dieser Anlage „hat“.

    Ökologisch, mit entsprechender CO2-Bilanz

    und

    finanziell, unterlegt mit verbindlichen Zahlen, welche Steuereinnahmen auf diese Stadt allgemein und welche Erleichterungen bei den Energiepreisen auf die Bürger/NVV-Kunden dieser Stadt im besonderen zukommen,

    und

    vor allem mit einem Standort, der nicht schon wieder den kleinsten und am meisten belasteten Stadtteil trifft. Seien Sie versichert davon gibt es mehrere. Nur, haben will so eine Anlage auch keiner.

    Das sind die einzigen Argumente, die Kritiker vielleicht noch überzeugen könnten.

    Bruno, wir zählen auf Sie!

    Im voraus vielen Dank!

  4. Wer ist Bruno? 😉

  5. mir scheint, lieber bruno, da verwechseln sie was.

    es sind nicht die 22 grünen, die hier irgendjemanden am „nasenring durch wanlo“ ziehen, sondern es sind die 26 mönchengladbacher landwirte (+ 2 mann nvv + 1 x beine + 1 x bude) und weitere 53 bauern, die nix mit mönchengladbach mit 270.000 einwohnern „am hut“ haben und die versuchen, auf dem rücken von wanloer bürgern kohle zu machen.

    wenn sie, leiber bruno, sich mit vielen ihrer freunde, nachbarn, bekannten usw. in einer kleinen partei (muss ja nicht grün sein) engagieren, dann können sie auch mit entscheiden.

    wenn sie die entwicklung zur biogasanlage aufmerksam verfolgt haben, dann werden sie auch wissen, dass sich durch diese mögliche subventionsruine unsere stadt nicht einen deut weiter entwickelt.

    ziehen sie nach wanlo, werden sie dort „eingeborener“ … dann wären sie auch froh, wenn es 22 leute gibt, die sich für sie einsetzen können und das auch tun, weil sie sich politisch engagieren.

    vielleicht beantwortet ja das ein bißchen ihre frage.

    ps: lieber bruno, diesen kommentar hätte ich singemäss auch unter diesen artikel setzen können: http://www.bz-mg.de/politik-verwaltung-parteien/fdp/fdp-parteitag-am-12-02-2011-mit-diskussion-uber-methangas-anlage.html

  6. Das ist Basisdemokratie.

    Eine Stadt wie Mönchengladbach, mit 270.000 Einwohnern, lässt sich von einer Mitgliederversammlung der Grünen (27 anwesende Stimmberechtigte) wovon 22 gegen die Biogasanlage votierten, am Nasenring durch Wanlo ziehen.

    Ich bin bestimmt kein Freund von Biogasanlagen, aber ob das Abstimmungsverhältnis von 22 Grünen über eine wirtschaftliche Weiterentwicklung unserer Stadt bestimmen können, mag hier in Frage gestellt werden.

    Wo kommen wir hin, wenn bei wichtigen großen Projekten Mitgliederversammlungen (wie hier in Familiengröße) alles blockieren können.

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