Welttierversuchstag: Mindestens 1.311 Tiere sterben pro Stunde in europäischen Versuchslaboren

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Anlässlich des Welttierversuchstages wiesen Bündnis 90/Die Grünen und Menschen für Tierrechte, neben verschiedenen weiteren Organisationen, auf das Leid der Versuchstiere weltweit hin.

Allein in Deutschland sterben in Laboren pro Jahr über drei Millionen Tiere einen unnötigen, größtenteils sehr grausamen Tod.

In der EU waren es mehr als 11 Millionen. Deutschland ist führend beim sogenannten „Tierverbrauch“ in den Versuchslaboren.

Dies, obwohl das BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) seit mehr als drei Jahrzehnten den Tierschutzforschungspreis zur Förderung methodischer Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen vergibt.

Dieser Forschungspreis wir in diesem Jahr zum 33. Mal ausgeschrieben.

Die Unsinnigkeit von Tierversuchen verdeutlicht ein kurzer, animierter Aufklärungsfilm der Ärzte gegen Tierversuche.

Anlässlich des Internationalen Tages für die Abschaffung von Tierversuchen am 24.04.2014 erklärt Nicole Maisch, Sprecherin Verbraucher- und Tierschutzpolitik Bündnis 90/Die Grünen:

Die Bundesregierung versagt bei Umsetzung der EU-Tierversuchsrichtlinie. In-vitro-Forschung muss zum Standard in deutschen Laboren werden.

Die Anzahl der in Deutschland für Tierversuche „verbrauchten“ Tiere ist nach wie vor viel zu hoch. Zwischen 2010 und 2012 ist sie von 2.860.000 auf 3.080.000 gestiegen.

Die jüngste Novelle des Tierschutzgesetzes zur Umsetzung der EU-Tierversuchsrichtlinie wird daran leider nichts ändern. Im Gegenteil: Die wenigen Verbesserungen, die durch die EU-Tierversuchsrichtlinie möglich wären, hat die ehemalige schwarz-gelbe Bundesregierung nicht genutzt. Stattdessen wurden Anforderungen zum Teil sogar verwässert.

So sollen die zuständigen Behörden in Zukunft keine Möglichkeit mehr haben, die Unerlässlichkeit und ethische Vertretbarkeit von Tierversuchen unabhängig zu prüfen.

Das ist inakzeptabel und widerspricht sowohl dem im Grundgesetz verankerten Staatsziel Tierschutz als auch der Intention der EU-Kommission. Der Deutsche Tierschutzbund und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht haben daher zu Recht Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt.

Schwarz-Gelb war im Tierschutz ein Totalausfall.

Der neue Landwirtschaftsminister Schmidt darf das Versagen seiner Vorgängerin Aigner nicht fortsetzen.

Er muss sich jetzt schnell für eine richtlinienkonforme Umsetzung der EU-Vorgaben und ein Ende unnötiger und tierquälerischer Versuche einsetzen.

Bisher sind allerdings keine Anstrengungen in diese Richtung zu erkennen. Seine Antwort auf eine entsprechende Anfrage von mir ist ernüchternd und macht wenig Hoffnung, in ihm einen Fürstreiter für mehr Tierschutz zu haben.

Wir werden daher den Druck auf Schmidt weiter erhöhen, um unnötiges Tierleid zu verhindern.

Tierversuche müssen, wo immer möglich, durch moderne, wissenschaftlich anerkannte Alternativverfahren ersetzt werden. Dafür muss auch die Erforschung von Alternativmethoden verstärkt, die Anerkennung beschleunigt und die Anwendung zwingend vorgeschrieben werden.

In-vitro-Forschung muss zum Standard in deutschen Laboren werden.

Zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche verlangt auch Menschen für Tierrechte, die sich seit Jahrzehnten für ein Ende der unsinnigen Tierversuche einsetzen, endlich einen Masterplan von der GroKo für den Ausstieg aus dem Tierversuch und vor allem eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung.

Dies sei ein rechtsverbindlicher Auftrag der EU, die ihre Mitgliedstaaten mit der aktuellen EU-Tierversuchsrichtlinie zum vollständigen Ersatz der Tierversuche und zur Entwicklung tierversuchsfreier Methoden verpflichtet.

Schon seit 1986 (!) verlangt die EU-Tierversuchsrichtlinie Maßnahmen zur Erreichung des letztendlichen Ziels: Tierversuche vollständig zu ersetzen.

Sie legt für die Mitgliedstaaten auch das Mittel zur Zielverfolgung fest, nämlich die Weiterentwicklung tierversuchsfreier Methoden zu erleichtern und zu fördern.

Verstärkt wird die Vorschrift in der neuen EU-Tierversuchsrichtlinie 2010/63/EU, die in nationales Recht umzusetzen ist.

„Es reicht, wir Tierrechtsverbände werden das Klima deutlich verschärfen! Die Tierversuche steigen von Jahr zu Jahr, werden mit hohen Summen gefördert und Deutschland ist im EU-Vergleich traurige Spitze im Tierversuchssektor.

Doch für die Entwicklung tierversuchsfreier Methoden werden nur Almosen gegeben, geschweige denn ein umfassendes Maßnahmenpaket verabschiedet, von Paradigmenwechsel keine Spur“, so Dr. Kurt Simons, Vorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.

“2013 hat die schwarz-gelbe Bundesregierung bei der Änderung des Tierschutzgesetzes den Genehmigungsbehörden noch nicht einmal ein umfassendes Prüfrecht der Tierversuchsanträge gesichert, das muss die GroKo sofort korrigieren.“

Die schwerwiegenden Folgen des fehlenden Prüfrechts wurden Anfang diesen Jahres im jahrelangen Rechtsstreit um die sogenannten Bremer Affenversuche offensichtlich: Das Bundesverwaltungsgericht bekräftigte, dass die deutschen Behörden keine eigenständigen Ermittlungen durchführen dürfen, ob ein Experiment unerlässlich ist.

Dies unterläuft EU-Recht und bedeutet in der Praxis, dass die leidvollen Affenversuche fortgesetzt werden dürfen.

Der Bundesverband trägt seit Langem effiziente Maßnahmen für den Ausstieg aus dem Tierversuch an die Politik heran.

Dazu gehören angemessen hohe Budgets für die tierversuchsfreie Forschung, die Einrichtung von Lehrstühlen und Forschungspreisen, sowie die Etablierung eines nationalen Kompetenzzentrums als Auskunftsstelle für Genehmigungsbehörden und Wissenschaftler.

Die bisherigen Etats für tierversuchsfreie Forschungsprojekte und die Auslobung eines Tierschutz-Forschungspreises seitens der Bundesregierung sind für den Bundesverband Begleitmaßnahmen, aber keine tragenden Elemente für den Aufschwung tierversuchsfreier Technologien.

So liegt der jährliche Forschungsetat für tierversuchsfreie Methoden derzeit unter 5 Millionen Euro, während allein die neuen Versuchszentren an der Technischen Universität München, der Ludwig-Maximilian-Universität München und am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin mit rund 200 Millionen Euro gefördert werden.

 

3 Kommentare zu “Welttierversuchstag: Mindestens 1.311 Tiere sterben pro Stunde in europäischen Versuchslaboren”
  1. Tierversuche? Nur um Lebewesen unsagbare Qualen zuzufügen?

    Kaninchen bekommen Flüssigkeiten in die Augen von denen sowieso bekannt ist, dass sie Reizungen, Entzündungen und sogar Verätzungen verursachen.

    Lacke, Farben etc. werden Ratten und Mäusen (sind ja nur Ekeltiere!) eingeflößt.

    Sorry, könnte man nicht auch ohne diesen wahnsinnige Schmerzen verursachenden Schwachsinn und sogar ohne Versuche auf die logische Idee kommen, dass das nicht bekömmlich ist bzw. von keinem Lebewesen vertragen werden kann?

    Also mir leuchtet das auch ohne Versuche ein!

    Die chemisch-pharmazeutische Industrie braucht die Versuche vor allem, um die Nützlichkeit und Gefahrlosigkeit bestimmter Produkte zu suggerieren, die es in Wahrheit nicht gibt. Damit sind die dann aus dem Schneider und können sagen: Im Tierversuch keine Probleme gehabt!

    Patienten und Verbraucher werden auf diese Weise in die Irre geführt und auch zum Versuchskaninchen gemacht.

    Wie damals Contergan – keiner will zahlen. Die Geschädigten können zusehen wie sie mit ihrem traurigen Schicksal klarkommen. War im Tierversuch auch alles super.

  2. Tierversuche sind grausam und enden immer tödlich.

    Besonders schlimm finde ich die Xenotransplantation. Wie aus einem Horrorfilm. In Italien wurde diese Forschung an Hunden, Katzen, Affen wenigstens verboten. In Deutschland geht das weiter. Tendenz steigend.

    Es sind unvorstellbar grausame Experimente wie z.B. das hier beschriebene:

    „So wurden an der LMU München unter anderem zwei Pavianen die Herzen von zwei Schweinen in den Brustkorb eingepflanzt—zusätzlich zu den eigenen Herzen. Es kam zu einer extremen Abstoßungsreaktion, das Immunsystem der Affen attackierte das Fremdgewebe und die Herzen blähten sich auf. Die Folge für alle vier Tiere: ein qualvoller Tod.”

    Sind solche Experimente wirklich nötig? Dass Abstoßungsreaktionen das Hauptproblem bei Transplantationen sind, dürfte hinlänglich bekannt sein. Der Rest kann In-Vitro getestet werden.

    Noch mehr widerliche, für mich perverse Beispiele in diesem Artikel:

    http://www.vice.com/de/read/tierversuche-mit-xenotransplantation-kommen-direkt-aus-einem-horrorfilm

    Es ist lange bekannt, dass Tierversuche nicht auf den Menschen übertragbar sind. Aber alle, die etwas ändern könnten, wollen es nicht. Ist eben ein großes Geschäft und Wissenschaftler forschen gern. Leider nicht immer im positiven Sinn.

    Ich frage mich, wie Politiker aller Parteien, allen voran CDU/CSU (christlich?), FDP und SPD das mit ruhigem Gewissen und angeblich im Auftrag des Wählers verantworten können.

    Und wieder frage ich mich, wen ich überhaupt wählen kann?

    Wie @ Brummbär frage ich mich auch, warum das mit dem Segen der Politik so weitergehen darf. Es geht eben um viel Geld. Wie erträgt man das? Einfach Augen zu und durch und die Pöstchenjagd geht weiter? Hauptsache die Kasse stimmt?

  3. Wozu diese Tierquälereien?

    Offiziell geschätzt wurden 58.000 Tote durch Nebenwirkungen von Medikamenten. Stand 2012/2013. Kann jeder googeln.

    Wie kann das sein, wenn angeblich im Tierversuch alles bestens war?

    In England gab es vor ein paar Jahren lebensgefährliche Nebenwirkungen bei Testpersonen, die teils heute noch darunter leiden, durch Medikamente, die im Tierversuch keine Probleme und Risiken zeigten.

    Der kleine Film der hier im Text verlinkt ist, macht es sehr verständlich und schnell klar, wo die Probleme liegen.

    Warum erkranken immer mehr Menschen an Zivilisationskrankheiten (Leberschäden, Rheuma, Diabetes, Krebs, Herz- und Kreislaufleiden, Parkinson, Allergien, Alzheimer usw.) obwohl seit Jahrzehnten an zig Millionen Tieren „geforscht“ wird?

    Laien verstehen inzwischen, dass man Mensch und Tier eben nicht vergleichen kann und gerade Medikamente und sogar Gifte vollkommen anders wirken.

    Aber es bringt sehr viel Geld für die, die „forschen und experimentieren“. Zig Millionen werden jährlich verbrannt. Zweck? Wenig bis keiner. Das wissen diese Leute garantiert aber wer spielt nicht schon mal gerne Gott? Gerade in der Wissenschaft.

    Dem dummen Bürger kann man dann suggerieren, dass die Medikamente „getestet und sicher“ sind. Wenn es aber zu schwerwiegenden Problemen kommt sieht alles vollkommen anders aus. Einnahme also auf eigene Gefahr.

    Wie bei Contergan oder dem Gerinnungsmittel für Bluter, das mit HIV verseucht war. Die Pharmaindustrie und sogar Ärzte kannten das Risiko und verschrieben es munter weiter. Auf Entschädigung warten die Betroffenen heute noch! Die mehr als 1.000 Toten haben eben „Pech“ gehabt!

    http://www.spiegel.de/panorama/justiz/bluter-skandal-wie-hiv-infizierte-abgespeist-wurden-a-930103.html

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