Weltmeerestag: Den Fischbeständen geht es schlecht!

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Zum Weltmeerestag am heutigen 8. Juni berichtet der Verein „fair-fish“ über den äußerst kritischen Zustand der Fischbestände in den Meeren weltweit und die fragwürdige Fischereipolitik der EU, denn Europa beraubt die Meere weltweit.

Nächstes Bild? – auf‘s Bild klicken!

Die Fischbestände und die Meere sind bedroht – vor allem rund um Europa, das seine Meere in den letzten Jahrzehnten weitgehend leergefischt hat. Noch ist ungewiss, ob die kürzlich reformierte «Gemeinsame Fischereipolitik» (GFP) der EU eine Trendwende bringt.

Jedenfalls stammt Fisch in Europas Theken zunehmend aus Übersee. Daran wäre nichts auszusetzen, würde der fremde Fisch fair gehandelt. Doch oft sind es die dank Subventionen viel zu großen europäischen Fangflotten, die sich in überseeischen Gewässern bedienen.

Zu Beginn der GFP-Reform hatte fair-fish unter anderem verlangt, dass europäische Schiffe nur noch in europäischen Gewässern fischen.

Wenn Entwicklungsländer Fisch in die EU exportieren wollen, soll die EU sie darin unterstützen, ihn selber zu fangen und zu verarbeiten. Damit würden der Mehrwert und die Kontrolle über die Ressourcen im Süden bleiben.

Die reformierte GFP hält jedoch an der alten Politik fest. Sie nennt die Fischereiabkommen mit Entwicklungsländern nun einfach «partnerschaftlich».

Wie bisher zahlt die EU eine Abgeltung für die Fangrechte europäischer Flotten und bietet technische und finanzielle Hilfe für die Entwicklung der Fischerei im Entwicklungsland: Förderung der Wissenschaft, der Verwaltung und der Kontrolle sowie der Nachhaltigkeit zur Erhaltung der Fischbestände.

Doch was bedeutet diese technische und finanzielle Hilfe? Am Beispiel „Senegal“ wird das sehr deutlich.

Die neuen «partnerschaftlichen Fischereiabkommen» sind im Grunde Heuchelei. Sie setzen die alte Logik kolonialer Ausbeutung unter dem Deckmäntelchen der Hilfe fort.

Das zeigt das eben unterzeichnete Abkommen mit dem Senegal, der 38 europäischen Industrieschiffen den Fischfang in seiner Ausschließlichen Wirt­schaftszone (bis 200 Seemeilen vor der Küste) erlaubt, hauptsächlich auf Thun­fische.

Nur acht dieser Schiffe müssen ihre Fänge in der Hauptstadt Dakar anlanden, wo Fischfabriken und Abertausende talentierter Senegalesen längst auf Arbeit warten.

Die Republik Senegal verkauft ihre knappen Ressourcen billig: ganze 15 Millionen Euro muss die EU für fünf Jahre Fang hinblättern – eher eine Subvention für die europäische Fangindustrie denn eine Hilfe für den Senegal.

Senegalesische Fischerkreise, die nicht in die Verhandlungen einbezogen waren, kritisieren das Abkommen denn auch scharf.

Ein Anführer der kleinen Fischer in Westafrika, Gaoussou Gueye, fragt maliziös, wie Senegals Regierung dazu komme, einen «illegalen Akt zu legalisieren».

Er spielt damit auf die acht Jahre vertragslosen Zustandes an, nach dem das letzte Fischereiabkommen im Jahr 2006 unter dem Druck von Fischerkreisen und der Zivilgesellschaft nicht erneuert worden war.

Nun würde einfach weitergemacht, bloß jetzt mit Unterschrift. Auch die senegalesische Organisation der Schiffeigner und Fischereiindustriellen äußert sich entrüstet über die inkompetente Verhandlungsführung und die katastrophalen Folgen des Abkommens.

Senegals Fischereiminister Haidar El Ali, ein allseits anerkannter Umweltaktivist und Meeresschützer, weist die Kritiken zurück: Es gehe schlicht darum, eine In­dustrie zu regeln, die dem Land acht Jahre lang gar nichts eingebracht habe.

Wem das Abkommen vor allem etwas einbringt, zeigt eine Pressemitteilung des Generalsekretärs für Fischerei der spanischen Regierung. Der Beamte äußert sich sehr zufrieden über das Abkommen und streicht seinen Anteil daran heraus.

Dank seiner Initiative habe die EU-Kommission das Abkommen mit einer provisorischen Klausel versehen, damit es sofort in Kraft treten könne, ohne dass man die Zustimmung des EU-Parlaments abwarten müsse.

Die spanische Fischereiindustrie, die auch in den acht vertragslosen Jahren Thunfische in senegalesischen Gewässern jagen konnte, scheint sich vor Fragen kritischer Parlamentsmitglieder zu fürchten.

Mit Grund, denn mehr als die Hälfte der zwischen der EU und dem Senegal ausgehandelten Fangrechte kommt spanischen Schiffen zugute. Das passt ins Bild: Spanien erhielt schon bisher die Hälfte aller EU-Fischereisubventionen.

Weltmeere weiter unter Druck

Der neuste Bericht der UNO-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) über den Zustand von Fischerei und Fischzucht in der Welt macht wenig Hoffnung, wenn man ihn mit dem letzten Bericht vor zwei Jahren vergleicht:

Der Fischkonsum pro Mensch stieg weiter: um 2.7% auf 19.2 kg ganzen Fisch pro Jahr.

Dabei sank die weltweite Fangmenge um 2,6%.

Die Menge der gezüchteten Fische wuchs dagegen um weitere 7.5%.

2011 waren bereits 90% aller Fischbestände bis an ihre Grenzen oder darüber hinaus genutzt (2008 waren es erst 85% gewesen).

Hauptmotor der Überfischung ist Europa:

Hier sind zwar nur 1,4% aller Fischereiarbeiter tätig, aber jeder von ihnen fängt pro Jahr 24.200 Tonnen Fisch (Weltdurchschnitt: 2.300 Tonnen pro Mann und Jahr).

Die Folgen der Überfischung zeigen sich denn auch am stärksten in den europäischen Meeren: Im Nordostatlantik sanken die Fangerträge von 2003 bis 2012 um 21%, im Mittel- und im Schwarzen Meer um 13%.

Die Erträge der zwei größten Fangnationen Europas sanken im selben Zeitraum um 16% (Norwegen) oder gar 27% (Island).

2 Kommentare zu “Weltmeerestag: Den Fischbeständen geht es schlecht!”
  1. Die EU-subventionierten Fischfangflotten sind die Pest! Sie vernichten Arbeitsplätze und beteiligen sich an der Überfischung der Meere. Ausbeutung von Mensch und Tier!

    Unerwünschter Beifang in den gigantischen Schleppnetzen: Robben, Delfine, Meeresschildkröten und viele andere Meeresbewohner.

    Das Widerliche daran: Diese Tiere sind in den Netzen gefangen, können nicht mehr auftauchen und ertrinken qualvoll.

    Anderer Beifang, der an Bord der Schiffe aussortiert wird, landet zerquetscht, erstickt, wie auch immer zu Tode gekommen, wieder als „Abfall“ im Meer. Ist zwar verboten, aber wen interessiert das schon!

    Davon wird bei der Werbung für „gesunden“ Fisch nichts berichtet. Bilder solcher grausam verendeter Tiere will keiner sehen.

    Ganz toll: Aquafarmen!

    Ob für Fisch, Krebse oder Garnelen, was auch immer. Sie verseuchen die Gewässer und zerstören Mangrovenwälder, die wichtig für das Ökosystem sind. Krankheiten werden in die Meere „geschwemmt“, die es dort vorher nie gab.

    Das ekelhafte System der Massentierhaltung gibt es nicht mehr nur „an Land“, sondern hat schon lange Einzug an Flüssen und Meeren gehalten. Mit denselben grauenhaften, tierquälerischen Auswirkungen.

    Dazu kommen Schadstoffbelastungen der Fische wie z.B. Quecksilber und/oder das besonders gefährliche Tributylzinn, das in der EU seit 2003 verboten ist. Fisch wird aber weltweit gefangen und kommt dann auf deutsche Teller.

    Die Werbung zeigt selbstverständlich nur Wohlfühlbildchen.

    Fisch ist gesund???

  2. Petition: Deklaration von Herkunft und Fangmethode!

    Die Petition richtet sich an die im Fischhandel tätigen Firmen
    (Handel und Gastronomie) und wird durch 24 weitere Organisationen unterstützt:

    «Fisch soll nur noch verkauft werden mit der genauen Angabe der verwendeten Fangmethode(n) und des Landes, in dessen Gewässern er gefangen bzw. gezüchtet wurde (FAO-Zone bei außerterritorialen Gewässern).»

    Wer aktiv werden möchte, kann dies hier mit seiner Unterschrift tun:

    http://www.fair-fish.ch/etwas-tun/petitionen/deklaration.html

    Hinter dieser Aktion steht auch folgende Frage:

    Würden Sie einen Fisch kaufen, wenn Sie wüssten, dass er beim Fang stundenlang zerquetscht im Schleppnetz durchs Meer gezogen wurde?

    Dem Ei sahen wir einst im Laden auch nicht an, ob es in Käfighaltung unter quälerischen Bedingungen gelegt wurde oder von einer Freilandhenne. Nur dank der Deklaration der Haltungsart bekamen wir die Wahl und konnten Käfigeier boykottieren.

    Genau das will der Verein fair-fish auch beim Fisch erreichen.

    Viele weitere interessante Informationen zum Thema rund um Fisch auf der Seite von
    fair-fish:

    http://www.fair-fish.ch/

Ihr Kommentar