Hans Jonas • Teil VII: Der Mensch als Lebewesen
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„Warum entwickelt der Mensch Technik, die auch zerstörerisch wirkt?“ (siehe Hans Jonas • Teil VI). Um eine Antwort zu finden, muss man erst einmal die Spezies Mensch betrachten.
Geschickt animierte Professor Illies seine Zuhörer bei seinem Vortrag in der Hans-Jonas-Gesamtschule Neuwerk am 05.09.2014 zum Mitdenken. Bevor Sie also weiter lesen, hier die erste Frage: Was unterscheidet einen Stein von einer Blume?
Die Antwort „Die Blume ist ein Lebewesen, der Stein nicht“ wäre zu einfach, denn die Kernfrage ist: Was unterscheidet Lebendes und Unbelebtes?
Antwort: Die Vergänglichkeit.
Ein Stein verändert nicht aus eigener Kraft seine Form. Er ist unbelebt.
Die Blume verändert dagegen ihre Form im Laufe ihres Daseins. Sie keimt, treibt aus, wächst, blüht auf, verblüht, zieht sich oberflächlich zurück…. Die Blume lebt.
Während ein Stein zeitlos ist, steht die Blume in einer Spannung zwischen Freiheit und Abhängigkeit im Leben.
Für ihre Veränderungen braucht sie in Anpassung auf ihren Lebensraum Wasser, Licht, Erde… und leicht kann sie vorzeitig gepflückt, verbrannt, zertreten, gefressen werden.
Um diese Spannung des Lebens zwischen Freiheit und Abhängigkeit besser zu verstehen hier die nächste Frage: Was unterscheidet Pflanzen vom Tier?
Gefühle wäre zu wenig, denn auch in Pflanzen scheint es biochemische Prozesse zu geben, die auf Gefahren durch Feuer oder Fressfeinde aufmerksam machen oder auf Beschallung zu reagieren scheinen.
In der Wahrnehmung ihrer Umwelt unterscheiden sich beide, doch beide nehmen Umweltveränderungen wahr, sie reagieren darauf.
Der entscheidende Unterschied ist die Bewegungsfreiheit.
Pflanzen verbleiben am Standort. Es gibt in der Pflanzenwelt vielfältige Strategien zur Ausbreitung, doch fehlt es an der freien Wahl des Standortes.
Ein Tier hat diese Freiheit. Es kann sich je nach Spezies innerhalb seines Lebensbereichs – Wasser, Luft, Erde – bewegen, seinen Aufenthaltsort wählen und handeln.
Das Tier ist somit freier als die Pflanze, die Pflanze freier als der Stein.
Der Mensch ist das Wesen mit der höchsten Form der Freiheit in der Natur.
Freiheit hat ihren Preis:
Je größer der Freiheitsgrad, desto grausamer der Tod, desto tiefer die Betroffenheit.
Fortsetzung: Hans Jonas • Teil VIII