„Grün- und Gehölzpflege“ in Mönchengladbach „nach Art des Hauses“: „MG mags kahl“

Kurt Sasserath [ - Uhr]

[17.03.2017] „Dorthin geh, wo die Andern nicht sind,
Weit hinaus in die freie Einsamkeit,
Wo dir Wolken, Berge, Bäume und Wind
Großes reden von Später und Ewigkeit“

rät Joachim Ringelnatz seinen Lesern, vermutlich um dem Lärm von Kettensägen und dem Gekreische der grotesken Besennachfolger „Laubbläser“ zu entfliehen.

Und während ein anderer deutscher Dichter im Wald ein „stilles, ernstes Wort“ zu lesen vermochte, ignoriert eine bornierte Kommunalpolitik die elementarsten Erkenntnisse der Ökologie und missachtet die Bestimmungen des Landschaftsschutzgesetzes, da die Pflegearbeiten auch nach Beginn der Brutzeit fortgesetzt werden.

Es stünde einer Stadt, die einen Park nach Hans Jonas benennt, gut zu Gesicht, die ethische Lehre dieses vortrefflichen Mannes ernst zu nehmen.

Nach den Maximen der modernen Wirtschaft, billig, schnell und skrupellos, werden Bäume und Sträucher nummeriert, lackiert, verstümmelt und zerstört.

Der Schadstoffausstoß der lärmenden Pflegemaschinen steht in äußerst ungünstiger Relation zur Sauerstoffleistung der Pflanzen und, ökonomisch betrachtet, sollte es den Bürger beunruhigen, dass mit Steuergeldern gekaufte Gehölze mit Steuergeldern vernichtet werden.

Das beigefügte Foto zeigt die Matthiaskapelle im Süden der Stadt zwischen Wickrath und Rheindahlen.

So mancher Spaziergänger rastete unter den idyllischen Linden bis diese plötzlich und unerwartet unheilbar erkrankten, zu gefährlichen Gefahrenbäumen wurden und dem Sägewahn zum Opfer fielen.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Krankheit nur ein Ast war, der sich erkühnte, den Wirtschaftsweg zu beschatten.

Wie bedauerlich, dass die Verantwortlichen bei Gefahren von existentieller Bedeutung, wie marode Atomkraftwerke, zu einer vergleichbar schnellen Reaktion nicht in der Lage sind.

Als Karl der Große seine diplomatischen Beziehungen zu Harun-al-Raschid aufbaute, keimte Deutschlands älteste Linde.

Die älteste Eibe Europas erfreut sich seit 5000 Jahren in ihrer schottischen Heimat bester Gesundheit und der älteste Baum Europas und der Welt, eine Fichte im schwedischen Dalarna, feiert ihren 9500. Geburtstag, ohne jemals die Segnungen der modernen Holzmedizin in Anspruch genommen zu haben.

Ein schönes Beispiel für tatsächliche Nachhaltigkeit wächst ebenfalls in Schottland in der Nähe der Stadt Perth.

Hier gedeiht als Straßenbegleitgrün seit 1764 eine Buchenhecke, die heute mit 500 Metern Länge und 30 Metern Höhe den Betrachter in Erstaunen versetzt.

Besagte Hecke möge als gedankliche Initialzündung dienen, die ökologische wie ökonomische Bedeutung von Hecken hervorzuheben, als Bereicherung einer immer mehr verarmenden Landschaft und als Nutzholzlieferant zur Schonung der verbliebenen natürlichen Biotoptypen, denn der Gehölzvandalismus macht leider vor Natur- und Landschaftsschutzgebieten keinen Halt.

Der Weg dahin ist noch weit.

MG mags kahl.

4 Kommentare zu “
„Grün- und Gehölzpflege“ in Mönchengladbach „nach Art des Hauses“: „MG mags kahl“”
  1. Hallo Herr Sasserath,

    nach vielen unkonkreten Bewertungen von Fällungen und Grünschnitten von anderen Teilnehmern, bin ich froh, dass Sie mit den Linden an der Matthiaskapelle nun ein konkretes Beispiel nennen.

    Sie stellen Fällung in Zweifel, in dem Sie sagen, dass die Vermutung nahe liege „dass die Krankheit nur ein Ast war, der sich erkühnte, den Wirtschaftsweg zu beschatten“.

    Darüber hinaus verstehe ich Ihren „Slogan“ am Ende des Artikels so, dass Sie vermuten, dass die mags im Zusammenhang mit der Fällung der Linden steht.

    Wie an anderer Stelle versprochen, habe ich mich dieser Sache gerne angenommen und folgendes in Erfahrung bringen können (bitte korrigieren, wenn ich falschen Infos unterliege):

    1. Die Linden standen nicht auf städtisch bewirtschaftetem Grund, weshalb es nicht in die Zuständigkeit der mags oder Stadtverwaltung fiel, eine Fällung zu veranlassen. Hier war es der private Besitzer des Areals, der im Rahmen der gültigen Baumschutzsatzung tätig wurde.

    2. Bei der Überprüfung der Bäume durch Fachleute wurde dann festgestellt, dass die Linden unter einem Pilzbefall leiden und deshalb die Standsicherheit konkret gefährdet ist. Hier möchte ich kurz darauf hinweisen, welche Haftungsrechtlichen Folgen eine derartige Begutachtung für den Verantwortlichen hat.

    3. Ein Interesse, dass dort keine Linden mehr stehen mögen, kann weder der Grundbesitzer, noch ein anderer Beteiligter gehabt haben, denn nach meinen Information sind bereits (oder sollen noch) an gleicher Stelle erneut Linden gepflanzt worden. Dies wäre bei der unterstellten Absicht, dort freie Fläche, oder wie Sie sagen ein „kahles“ gebiet zu schaffen, aus meiner Sicht eher widersprüchlich.

    Bei derartigen Fragen können Sie sich übrigens auch gerne an die Stadtverwaltung oder die mags wenden. Sie erhalten dann auch eine entsprechende schriftliche (!) Beantwortung Ihrer Fragen.

    Insgesamt finde ich es gut und wichtig, wenn jede Fällung einer kritischen Begutachtung standhalten muss. Das kann aber nur geschehen, wenn alle Beteiligten bei der Sache zu bleiben, nach Möglichkeit mit konkreten Nachfragen.

  2. @ M.Angenend

    Das ist fatal und ärgerlich, weil Klüngel. Politik hat das erlaubt und zeigt den zahlenden Bürgern den Stinkefinger.

    Die Bürger sind ausgetrickst worden. Da is nix mehr mit Demokratie.

  3. Herr Kurt Sasserath fragte:

    ignoriert eine bornierte Kommunalpolitik die elementarsten Erkenntnisse der Ökologie und missachtet die Bestimmungen des Landschaftsschutzgesetzes, da die Pflegearbeiten auch nach Beginn der Brutzeit fortgesetzt werden.

    …….

    Vermutlich nur diese Murks-mags ignoriert und benimmt sich wie die viel zitierte Axt im Walde.

    Die Kommunalpolitik schweigt überwiegend oder bleibt in der Deckung (keine Ahnung wo, Büsche und Sträucher gibts nicht mehr dazu).

    Gefällt denen das oder wissen die, dass sowieso alles vegebens ist und diese neue defizitäre Stadt-Tochter macht was die will?

    Tolle Demokratie haben wir, bei der die Meinung, Wünsche und Ansichten der Bürger ignoriert werden, weil eine städtische Gesellschaft mehr zu sagen hat als die Politiker, die die Bürger gewählt haben.

    Oder haben die dazu keine Meinung? Außer Herrn M.P. Heinen von der CDU. Obwohl das keine richtige Meinung sondern mehr Schutzansage pro mags ist.

    Wäre fatal und richtig ärgerlich.

  4. Wie wahr Herr Kurt Sasserath!

    Die Murks-mags wird erst ruhen, wenn alles platt gemacht, mit Beton übergossen und grün angestrichen wurde.

    Dann können die, angeführt von Schnaß und Teufel mit diesen lächerlichen, überflüssigen Staubsaugern durch die Stadt ziehen und noch das letzte Stäubchen aufsaugen.

    Krank, was diese Städtische Tochter veranstaltet hat!

    Ungezogene, zerstörerisch agierende Kinder (die mags ist als „Tochter“ doch sowas wie ein Kind der Stadt) sollten zunächst auf ihr Vergehen hingewiesen, zur Wiedergutmachung verdonnert (vom Taschengeld selbstverständlich) und nötigenfalls, bei störrischer Uneinsichtigkeit, übers Knie gelegt werden.

    Da bin ich ganz altmodisch und autoritär was Erziehungsmaßnahmen in einem solchen Fall anbelangt.

    Warum dürfen die üerhaupt derart wüten, ohne dass denen jemand Enhalt gebietet?

    Alles was die vernichtet haben ist städtisches, also Bürgereigentum.

    Besonders schlimm ist, dass nahezu alles nicht nötig gewesen wäre.

    Auch mich interessiert sehr, ob die für all das Holz Geld bekommen.

    Wenn ja, wer steckt es ein?

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