Willkommen im Bärenwald Müritz! – Teil IV: Nach Zahn-Not-OP bei Ex-Odenkirchener Bärendame Sonja nun auch Zahnarzttermin für Mary und Clara
Red. Natur, Umwelt & Energie [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Am 27.09.2013 musste sich die Ex-Odenkirchener Bärendame Sonja einer Not-OP wegen eines vereiterten Zahnes unterziehen. Der rechte Fangzahn war komplett vereitert.
Die aufmerksamen Mitarbeiter im BÄRENWALD hatten bemerkt, dass Sonja sich offenbar unwohl fühlte. Sie wollte tagelang nichts fressen und sich auch nicht mehr bewegen.
Schon anlässlich des Umzuges der drei Bärendamen von Odenkirchen nach Müritz war festgestellt worden, dass bei einem der Bären alle vier Eckzähne schlecht sind und die Zahnpulpa sozusagen „offen“ ist. In der Pulpahöhle liegt auch der Zahnnerv.
Keine angenehme Vorstellung. Heftigste Zahnschmerzen müssen vorangegangen sein, bis dieser üble Zustand erreicht war.
Schon damals stand fest, dass der auf Wildtiere spezialisierte Hamburger Zahnarzt Dr. Loose sich diesen Fall genauer würde ansehen müssen.
Zunächst sollten sich die Bärendamen von der für den Transport erforderlichen Narkose erholen und im BÄRENWALD eingewöhnen, denn ein Zahnarztbesuch sieht bei einem Braunbären anders aus als beim Menschen. Ohne Narkose geht da gar nichts.
Nun war also eine Not-OP an einem solchen Zahn bei Sonja erforderlich. Auf der Homepage des Bärenwaldes Müritz kann man sich anhand eines Fotos eine Vorstellung davon machen, was ein „Zahnarztbesuch“ bei einem Bären bedeutet!
Dr. Göritz, der leitende Tierarzt, der die Bärendamen vor ihrer Reise nach Müritz in Odenkirchen untersucht hatte, war ebenso dabei wie die Assistenzärztin Johanna Painer die, genau wie seinerzeit in Odenkirchen, wieder für die Anästhesie zuständig war. Zahnarzt Dr. Marc Loose führte die OP durch und entfernte den entzündeten Zahn.
Die Tiermediziner nutzten die Anästhesie für einen Gesundheits-Check und entdeckten bei der Ultraschall-Untersuchung eine Zyste am Eierstock, die zusätzlich zu Sonjas Unwohlsein beigetragen haben könnte.
Wie der BÄRENWALD Müritz mitteilt, hat sich Sonja von dem Eingriff gut erholt und erkundet bereits wieder das Gelände im BÄRENWALD.
Nun werden am Freitag, den 04.10.2013, auch Mary und Clara von Dr. Loose behandelt, der mit seiner mobilen Praxis vor Ort ist. Speziell für Tiere angefertigte Feilen, chirurgische Instrumente und ein mobiles Röntgengerät stehen für den Eingriff zur Verfügung.
Die Narkose der Bären wird wieder die Tierärztin Johanna Painer vom Leibnitz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin überwachen.
Wie es um das Gebiss der beiden Bären bestellt ist, wird sich am Freitag zeigen. Für die beiden ist es ihr erster Zahnarzt-Termin.
Da kann man ihnen nur alles Gute wünschen! Wer geht schon gerne zum Zahnarzt!
Das wird bei Bären sicher nicht anders als bei Menschen sein. Einen Vorteil haben die Bären allerdings: sie werden die Untersuchung und eventuelle Behandlung „verschlafen“, denn einem Bären, so putzig sie auch erscheinen mögen, sind sie doch Raubtiere, kann man nicht „mal eben“ ins Maul sehen.
Der Grund zu Sonjas entzündetem Canini (Dens Caninus, trotzdem wird meist auch bei einzelnen Zähnen der Plural Canini verwendet) wird auf der Hompage des BÄRENWALDES Müritz erklärt, Zitat:
„Sonjas Canini war so stark zerstört und vereitert, dass er leider nicht mehr zu retten war.
In Gefangenschaft gehaltene Bären beißen oft auf den Gitterstäben ihrer Käfige. Dadurch brechen die langen Fangzähne ab und der Nerv wird eröffnet.
Die nicht artgerechte Fütterung fördert die Keimbildung, die dann ungehindert in den Zahn eindringen und ihn zerstören. Im fortgeschrittenen Stadium bilden sich schmerzhafte Abszesse, wie bei Sonja.
Gut, dass Sonja nun im BÄRENWALD artgerecht gefüttert wird: mit viel frischem Obst, Gemüse und Fisch! Süßigkeiten wie z.B. Rosinenbrötchen sind im BÄRENWALD absolut tabu.“
Hinsichtlich der Zyste an Sonjas Eierstock wird mitgeteilt: „Zysten am Eierstock können äußerst schmerzhaft sein, das ist bei Tieren nicht anders als bei Menschen. Zum Glück konnten wir sie rechtzeitig per Ultraschalluntersuchung feststellen und sie nun schonend behandeln!“
Bleibt zunächst nur, Mary und Clara für den Zahnarzttermin die Daumen zu drücken, allen Dreien gute Besserung nach den Eingriffen und Untersuchungen zu wünschen und danach weiterhin eine wunderschöne Zeit im BÄRENWALD Müritz, wo die Ex-Odenkirchenerinnen im kommenden Winter vielleicht die erste Winterruhe in ihrem Leben halten werden!
Fotos: (c) VIER PFOTEN
3.
Red. Natur, Umwelt & Energie schrieb am 12.06.2014 um 09:59 Uhr:
Für Sonja und Clara wird es morgen wieder aufregend.
Ein neuer Zahnarzttermin steht an. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Balou, für den es der erste Besuch beim Zahnarzt sein wird.
Alles Gute für die Drei, denn der Zahnarztbesuch eines Bären sieht etwas anders aus als bei Menschen, wie diesem Artikel zu entnehmen ist.
2.
Zoofreund schrieb am 15.10.2013 um 07:01 Uhr:
Ich zitiere noch mal die RP vom 28.07.2000 Dr. Ferdinand Schmitz, Amtstierarzt in Mönchengladbach und bis 2012 Vorstand des Tiergarten:
„Es gäbe durchaus Mängel, räumt Dr. Schmitz ein. Aber man bemühe sich, soweit die finanziellen Möglichkeiten bestehen, Verbesserungen zu schaffen. So ist für das bisher recht triste Bärengehege in den nächsten Monaten eine Sanierung geplant. „Die Gehegefläche ist ausreichend, nur die Ausstattung lässt bisher leider zu Wünschen übrig.Daher sollen die Bären nun Kletterbäume und einen neuen Sandboden bekommen.“
Hier steht was von einer Not-OP und wenn es einem hätte auffallen müssen dann doch wohl dem Amtstierartzt, man hat also 12 Jahre nichts an Haltung, Pflege und Versorgung für die Bären (und auch die anderen Tiere) getan!
Die Frage die sich mir stellt, hätte der Tiergarten seine Bären auch behandeln lassen? So wie Müritz es nun macht oder hätten sie weiterhin keinen für diese Tierart qualifizierten Tierarzt zu Gesicht bekommen?
1.
Brummbär schrieb am 6.10.2013 um 15:57 Uhr:
Dieser Tiergarten hat nicht nur die Zähne der Bären auf dem Gewissen!
Ein Leben in und auf wenigen hundert Quadratmeter Beton hinterließ mit Sicherheit auch Spuren in der Seele der armen Tiere. Tödliche Langeweile tagein, tagaus und das 25 Jahre (Mary) bzw. 20 Jahre (Mary’s Töchter) lang!
Stereotypien, die eine Folge davon sind, zeigten alle drei Bären ganz eindeutig:
http://www.youtube.com/watch?v=QOUfYTrnwts
Gestört hat das in all den Jahren weder den Tiergartenleiter Oellers, den Tiergartenvorstand oder gar den zuständigen Veterinär Dr. Ferdinand Schmitz.
Wenigstens letzterer hätte dies erkennen und eine Beschäftigung für die Tiere durchsetzen müssen und auch Kraft seiner amtlichen Funktion und als langjähriges Vorstandsmitglied in diesem Verein können.
Hätten sie alle sich auch nur einen Hauch Gedanken gemacht, hätten die Bären mehr gehabt als einen dämlichen Riesenbaumstamm, den sie auch erst vor einigen Jahren dort hineingelegt bekamen und ein Aluminiumfass!
Dinge mit denen die armen Tiere nichts, aber auch gar nichts anfangen konnten!
Was das sollte, wissen nur diese „Fachleute“ allein. Es stellt sich die berechtigte Frage, wie die fachliche Weiterbildung der Verantwortlichen ausgesehen haben mag. Wenn überhaupt eine stattgefunden haben sollte. So wie die Haltung der Tiere ist, kann man kaum glauben, dass dort mal etwas in dieser Hinsicht geschehen ist.
Wenn man sich auch noch vorstellt, dass in demselben Betonknast bis in die 1990er Jahre zusätzlich zwei Eisbären untergebracht waren, fällt einem überhaupt nichts mehr ein.
Die Eisbären waren Wildfänge aus Russland!!
Diese armen Tiere, die bereits ein Leben in Freiheit kannten, wurden dann mehr als 20 Jahre auf ca. 250 qm eingesperrt und mussten auf dieser Fläche bis zu ihrem Tod dahin vegetieren.
In der Nachbarschaft die Braunbären, denen es keinen Deut besser ging.
Der Unterschied war nur, dass diese in Gefangenschaft geboren wurden und die Freiheit nie kennen gelernt hatten. Das machte es aber keinesfalls besser.
Was die Ernährung anbelangt teilte der Tiergarten-Vorstand noch anlässlich der Umsiedlung in den Bärenwald mit, dass das Lieblingsessen der drei Braunbären Fisch und Rosinenweißbrot (!!!) gewesen sein soll. Logisch, wenn’s nix anderes gab!
Für das Füttern von Brot, Brötchen und anderen Backwaren ist der Tiergarten ja bekannt. Hauptsache billig.
Es ist richtig übel, wenn sich ein kleiner Tiergarten Tiere leistet, die er gar nicht optimal betreuen und erst recht nicht medizinisch ordnungsgemäß checken lassen kann, weil die Kosten allein für eine Untersuchung oder gar Zahnbehandlung in die Tausende gehen.