Europäisches Patentamt will Monsanto weitere 30 Patente auf Nahrungspflanzen erteilen

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

 „Jetzt handeln – die Zukunft unserer Ernährung retten!“
Die internationale Koalition von „Keine Patente auf Saatgut!“ veröffentlicht heute einen Aufruf an die europäischen Regierungen.

Sie warnt davor, dass Konzerne wie Monsanto immer mehr Kontrolle über die Grundlagen unserer Ernährung erlangen.

Wie eine aktuelle Recherche zeigt, will das Europäische Patentamt (EPA) in allernächster Zeit weitere 30 Patente auf Pflanzen aus konventioneller Züchtung an Monsanto und deren Töchterfirmen erteilen.

Die Firma Syngenta kann zeitnah auf etwa ein Dutzend Patenterteilungen hoffen. Viele dieser Patente, die jetzt unmittelbar vor der Erteilung stehen, erstrecken sich auf Gemüse wie Tomaten, Paprika, Blumenkohl, Karotten und Salat.

Da die Schweizer Firma Syngenta schon bald von ihrem US-Konkurrenten Monsanto übernommen werden könnte, würden dadurch auch die neuen Patente ebenso wie viele Hundert bereits erteilte in einer Hand vereint.

Damit hätte Monsanto seine globale marktbeherrschende Stellung deutlich ausgebaut und könnte die Grundlagen der Ernährung in Europa und anderen Regionen der Welt in nie da gewesenem Ausmaß kontrollieren.

Viele der vom EPA erteilten Patente erstrecken sich über die gesamte Kette der Nahrungsmittelerzeugung, vom Saatgut bis zum Lebensmittel.

Ende März 2015 bekräftigte die Große Beschwerdekammer des EPA eine völlig inakzeptable Auslegung der Patentgesetze: Während Verfahren der konventionellen Züchtung nicht patentiert werden dürfen, sollen Pflanzen und Tiere, die aus einer derartigen Züchtung stammen, patentiert werden können.

Das ist nicht nur widersprüchlich, sondern untergräbt auch die geltenden Verbote im europäischen Patentrecht, welche besagen, dass „Pflanzensorten oder Tierrassen sowie im Wesentlichen biologische Verfahren zur Züchtung von Pflanzen oder Tieren“ nicht patentiert werden dürfen.

Diese Entscheidung der Großen Beschwerdekammer ist auch für die jetzt unmittelbar zur Entscheidung anstehenden Patente von Monsanto und Syngenta bindend.

Die Koalition „Keine Patente auf Saatgut!“ wird von Bionext (Niederlande), der Erklärung von Bern, GeneWatch UK, Greenpeace, Kein Patent auf Leben!, Misereor, Rete Semi Rurali (Italien), Réseau Semences Paysannes (Frankreich), Red de Semillas (Spanien), dem norwegischen Development Fund und Swissaid getragen.

„Züchter, Landwirte, Lebensmittelhersteller und Verbraucher gehören zu den Verlierern dieser Entwicklung: Der fortschreitende Konzentrationsprozess in der Züchtung gibt einigen wenigen Konzernen die Macht, darüber zu entscheiden, was auf dem Acker angebaut wird, was wir essen und welchen Preis wir dafür zu bezahlen haben“, erklärt Christoph Then von „Keine Patente auf Saatgut!“

„Die europäischen Regierungen müssen jetzt endlich aktiv werden und die Interessen der Allgemeinheit gegen die von Patentlobbyisten und Großkonzernen verteidigen.“

Die internationale Koalition von „Keine Patente auf Saatgut!“ verlangt, dass die europäischen Regierungen die bestehenden Verbote der Patentgesetze stärken, indem sie die Regeln zu ihrer Auslegung verändern.

Einzelne Regierungen wie die deutsche und die niederländische verbieten in ihren Ländern auch bereits Patente auf Pflanzen und Tiere, die aus konventioneller Zucht stammen.

Andere Länder sollten diesem Beispiel folgen und noch darüber hinausgehen. Schließlich sollten die europäischen Patentgesetze so verändert werden, dass Patente auf Züchtungsverfahren, Züchtungsmaterial, Züchtungsmerkmale, Gene sowie auf Pflanzen und Tiere und von diesen gewonnene Lebensmittel vollständig verboten werden.

Unterstützt von mehreren Hundert Organisationen, setzt sich die Koalition gegen die Patentierung von Pflanzen und Tieren ein. Bitte unterstützen Sie die Petition hier durch Privatleute und hier durch Organisationen.

Bild: Tomaten-Dorothea-Jacob-pixelio-de

2 Kommentare zu “Europäisches Patentamt will Monsanto weitere 30 Patente auf Nahrungspflanzen erteilen”
  1. @ Brummbär

    Das mit dem Patent auf Atemluft, das kriegen die auch noch hin. Steuern drauf wäre auch ein super Geschäft.

    Beim Wasser sind CocaCola, Pepsi, Danone und Nestle schon ganz vorne dabei Menschen zu schikanieren und auszubeuten.

    Privatisierung der Wasserversorgung – Ein Anfang ist längst gemacht: z.B.: Coca-Cola (Bonaqua)

    https://www.youtube.com/watch?v=rWcpqh5rLNM

    das war vor Jahren Tim Taler und CocaCola hat das in London dann tatsächlich so gemacht:

    Peinliches Geständnis: Coca-Cola verkauft Leitungswasser

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/peinliches-gestaendnis-coca-cola-verkauft-leitungswasser-a-288843.html

    heftig:

    Wasser-Privatisierung in Brasilien und der ‚Fall‘ Nestlé

    http://www.staytuned.at/sig/0025/32939.html

    Ganz üble Storys gibt es zum Wasser auf der ganzen Welt.

    Warum sollten die vor der Luft halt machen. Ein sicheres, super Geschäft.

    Konzernheuschrecken sind vor nix fies. Wer soll die aufhalten? Politiker?

  2. Zu dieem Artikel passt ein Aufruf von Campact! gegen Monsanto & Co. gegen immer mehr Patente auf Saatgut und Tiere!

    https://www.campact.de/patente/appell/teilnehmen/?utm_campaign=%2Fpatente%2F&utm_term=pat_box&utm_content=random-a&utm_source=%2Fpatente%2Fappell%2F&utm_medium=Email

    Es ist unfassbar wie „unsere“ Politiker tatenlos zusehen, was da passiert!

    Reicht schon dass „unser“ Landwirtschafsminister Schmidt (CSU wie vor ihm schon diese unsägliche Ilse Aigner) aktuell nicht mal bereit ist Reserveantibiotika in der Massentierhaltung und Tierhaltung zu verbieten! Könnte ja mal für uns Bürger lebenswichtig sein. Agrarlobby ist eben wichtiger als diese dummen Wähler/Bürger.

    Denen erzählt man dann vor Wahlen wieder Seemannsgarn oder Jägerlatein, denn auch auf diesen Gebieten (Überfischung der Meere, Jäger, die angeblichen Tier- und Naturschützer) traut sich kein Politiker ran klare Kante zu zeigen.

    Patente auf Tiere ist schon pervers!

    Aber nun auch noch Patente auf konventionell gezüchtetes Saatgut zu erteilen, was ursprünglich grundsätzlich niemals erlaubt werden sollte, so jedenfalls war es bis noch vor kurzem gesetzlich geregelt, ist noch abartiger!

    Es handelt sich dabei nicht um gentechnisch verändertes Gemüse und Obst (was die allermeisten Menschen ohnehin strikt ablehnen), sondern durch ganz normales, konventionelles Probieren/züchten erzeugtes Saatgut.

    Wie krank ist unsere Welt inzwischen, dass Politiker in aller Seelenruhe zusehen, wie Lebensmittel immer mehr von Konzernen wie gerade Monsanto, Bayer und wie diese Kraken alle heißen, zwecks Macht- und Marktmissbrauch übernommen werden.

    Solche Konzerne entscheiden dann, was wir zu essen bekommen und vor allem, was nicht!

    Saatgut wird dann zur Luxusware, die nur noch teuer verkauft wird. Terminatorpflanzen z.B., bei denen gar keine Nachzüchtung mehr möglich ist.

    Super! So haben die dann auch ganz flott die Macht den Preis zu diktieren, und ob es Saatgut gibt oder nicht! Wer nicht spurt, muss hungern.

    Ist übertrieben? Nur mal im WWW suchen. Allein wegen des gentechnisch veränderten Saatgutes haben sich schon zig Bauern/Landwirte weltweit das Leben genommen.

    Den Rest, wer, was, zu welchem Preis und ob überhaupt bekommt, bekommen diese Konzerne mit Hilfe des deutschen und europäischen Patentamtes auch noch hin. Das ist schließlich das Ziel!

    Wann wird ein Patent auf Atemluft erteilt??? DAS wäre doch DAS Geschäftsmodell überhaupt!

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