EU-Bürger lehnen Glyphosat ab • EU-Parlament stimmt trotzdem für weitere Zulassung • Erfolg für Monsanto & Co.
Red. Natur, Umwelt & Energie [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Bei der Abstimmung am 13.04.2016 über die weitere Zulassung von Glyphosat stimmte das EU-Parlament mit einer Mehrheit von 374 Abgeordneten dafür. 225 Abgeordnete stimmten mit „Nein“, 102 enthielten sich.
Berichterstattender Mitgliedsstaat für Glyphosat war Deutschland, das sich schon vor der Abstimmung für die weitere Zulassung von Glyphosat aussprach, obwohl 70% der Deutschen gegen das Herbizid sind.
Anlässlich einer Probeabstimmung im März 2016, bei der nicht genügend Stimmen für eine Wiederzulassung zustande kamen, hatte sich Deutschland noch enthalten.
Daraufhin hatte die EU-Kommission die Abstimmung kurzerhand auf April oder Mai 2016 vertagt.
Das EU-Parlament konnte sich nun am 13.04.2016 lediglich dazu durchringen die Dauer der Zulassung auf sieben statt 15 Jahre, wie ursprünglich vorgesehen, zu beschränken. Es fordert außerdem von der Kommission, dass eine Liste mit sogenannten Beistoffen in Insektenvernichtungsmitteln erstellt wird, die in diesen nicht mehr verwendet werden dürfen.
Inwiefern die Forderung, einen Plan zu erarbeiten, wie der Einsatz von Glyphosat reduziert werden kann, umgesetzt wird, bleibt abzuwarten.
Das BfR (Bundesamt für Risikobewertung) sieht das Mittel ebenfalls weniger kritisch oder gar gefährdend wie das Gros der europäischen Bevölkerung und Organisationen wie der BUND (Kurzinfo zu Glyphosat hier), NABU, testbiotech und viele andere.
Das bekannteste Produkt, das Glyphosat enthält, ist Roundup von Monsanto, dessen Patent darauf 2000 ausgelaufen ist.
Im Jahr 1974 kamen weltweit 3.200 Tonnen des Pflanzengiftes zum Einsatz. 2014 waren es bereits 825.000 Tonnen. Eine Steigerung um das 260-fache.
Das Herbizid Glyphosat ist hoch umstritten und steht im Verdacht krebserregend zu sein.
Bereits im März 2015 hatte ein 17-köpfiges Expertengremium der WHO-Agentur für Krebsforschung (IARC) mitgeteilt, dass Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ einzustufen sei, wie testbiotech mitteilte.
Wie campact! erklärte sprechen sich in Italien 76 Prozent, in Deutschland 70 Prozent, in Frankreich 60 Prozent und in Groß-Britannien und Spanien jeweils 56 Prozent für ein Verbot aus.
Bei einer von campact! initiierten Petition hatten sich mehr als 380.000 Teilnehmer gegen Glyphosat ausgesprochen, was weder Agrarminister Christian Schmidt/CDU noch Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) von ihrer Zustimmung abhielt.
Das Greenpeace-Magazin zitierte am 13.04.2016 Umweltministerin Hendricks:
„Die Bundesregierung will einer Neuzulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat in der EU nur unter Auflagen zustimmen.
Berlin werde nur grünes Licht geben, «wenn sichergestellt wird, dass alle Risiken bei der Anwendung von glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel auf ein vertretbares Maß reduziert werden», teilte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) in Berlin mit.
Der Wirkstoff stecke in vielen Pflanzenschutzmitteln und werde zu oft eingesetzt.“
Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 11.04.2016 aus einem Schreiben des Agrarministeriums an die zuständige EU-Generaldirektion, in dem es hieß:
„Mit seiner Zustimmung möchte Deutschland dazu beitragen, das Verfahren zur Wiedergenehmigung des Wirkstoffs Glyphosat (…) erfolgreich abzuschließen“.
Endgültig wird nun die EU-Kommission im Mai 2016 über die Wiederzulassung entscheiden. Der Ausgang dürfte schon jetzt klar sein. Immerhin geht es um ein Milliardengeschäft. Bei den Lobbyisten in Brüssel können dann wieder einmal die Sektkorken knallen.
Foto: Rike | pixelio.de
1.
Zwiebelpiefke schrieb am 21.04.2016 um 11:56 Uhr:
Echt super wie dieses EU-Parlament den Willen der europäischen Bürger missachtet.
Lobbyisten zahlen wohl noch mehr als die von uns sowieso schon als „Diät“ kriegen.