Mönchengladbacher bei der Anti-Atom-Demo in Köln [mit Video und Bildergalerie]
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
In vier deutschen Millionenstädten protestierten 250.000 Menschen für die sofortige Abschaltung aller Atomkraftwerke. Es wurde ein unumkehrbarer Ausstieg gefordert.
In Köln und München waren je 40.000, in Hamburg 50.000 und in Berlin 120.000 Atomkraftgegner auf der Straße.
Ein breites Bündnis von friedenspolitischen und globalisierungskritischen Organisationen, Anti-Atom-Initiativen, Umweltverbänden und Gewerkschaften hatte zu dem Protest aufgerufen.
Die Großdemos standen unter dem Motto: „Fukushima mahnt – alle AKWs abschalten!“ Die Kundgebung in Köln startete um 11 Uhr am Neumarkt.
Gladbacher Bürger und Mitglieder des Mönchengladbacher Strahlenzuges waren in Köln dabei.
Der Strahlenzug ist ein Bündnis verschiedener Organisationen (z.B. Bürger-Aktion Umweltschutz Mönchengladbach e.V. (BAUM), ATTAC, Friedensforum, Eine-Welt-Laden) und einiger Parteien (Bündnis 90/Grüne, Die Linke, SPD) sowie Privatpersonen.
Die Hauptbahnhöfe Mönchengladbach und Rheydt waren die Treffpunkte der Demonstranten, die sich per Zug auf den Weg nach Köln machten und feststellen konnten, dass sich von Station zu Station immer mehr Gleichgesinnte einfanden.
Erstaunt stellte so mancher Gladbacher AKW-Gegner fest, dass er immer wieder vertraute Gesichter aus seiner Heimatstadt in Köln sah, die es ebenfalls dorthin gezogen hatte, um friedlich ihrem Unmut über die Atompolitik und ihre unzweifelhaften Gefahren Ausdruck zu verleihen.
Es war beeindruckend, wie sich der Platz am Rhein durch den Zustrom der mit der Bahn über den Bahnhof Messe/Deutz überregional Anreisenden immer mehr und schnell füllte. Hier trafen dann auch die zwei Sternmarsch-Züge aus der Kölner Innenstadt ein, die über die Rheinbrücke dorthin kamen. Ein Bild, das niemanden unbeeindruckt lassen konnte!
Im Vorprogramm spielte u.a. auch Wolf Maahn.
Mit einer Schweigeminute wurde um etwa 14.15 der Opfer der Tsunami-Katastrophe in Japan gedacht.
Jung und Alt waren hier auf den Beinen. Veteranen, die bereits in den 80ern gegen Atomkraft demonstrierten ebenso, wie Eltern mit ihren Kindern, teils sogar im Kinderwagen oder huckepack. Der Protest ist generationenübergreifend.
Die Demonstranten forderten lautstark: „Abschalten, abschalten!“.
Viele fragten: „Warum setzt man uns diesen Gefahren und Risiken aus?“.
In einer Ansprache nannte ein Mitglied der Organisation IPPNW (Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges) Atomkraftwerke „in Beton gegossene Atombomben“.
Alex Rosen (IPPNW) machte klar, dass seine Organisation sich eben nicht nur gegen atomare Waffen ausspreche, sondern genauso gegen die sogenannte „friedliche“ Verwendung der Atomkraft, weil diese die Voraussetzung für die kriegerische Nutzung sei.
Forschung und Einsatz zur Energiegewinnung bringt Akzeptanz, ist und bleibt aber eine Vorstufe zur kriegerischen Nutzung.
Gefahren und Risiken sind bei „friedlicher Nutzung“ dieselben. Atomenergie ist unbeherrschbar. Mit welchen unabsehbaren, schrecklichen Auswirkungen für die Menschen und Ewigkeitsfolgen, zeigt die Katastrophe in Japan auf tragische, erschütternde Weise.
Auch Pfarrer Jens Sannig aus Jülich (wo sich das Kernforschungszentrum befindet) sprach die Gefahren an, die im direkten Umfeld existieren. Das Forschungszentrum Jülich steht vor der nahezu unlösbaren Problematik des Rückbaus der Versuchsreaktoren und deren Entsorgung.
„Der Müll wird sinnlos durch das Land gefahren, obwohl es immer noch keine Endlager gibt. Strahlender Müll, den wir nachfolgenden Generationen hinterlassen. Um mehr davon zu verhindern müssen die AKWs abgeschaltet werden,“ forderte auch er.
Ein ATTAC-Redner verwies auf die Bankenrettung und die Zusage „jetzt aber schärfer durchzugreifen“ … und was geschah? Nichts! Es wurde zur Tagesordnung übergegangen als sei nichts geschehen!
Deshalb sei auch das Moratorium keine Lösung, sondern lediglich ein Vertrösten in der Hoffnung, dass, genau wie bei der Bankenrettung, in einigen Monaten niemand mehr über Atomkraft und ihre unbeherrschbaren Gefahren und Folgen für die Bevölkerung spricht.
Es sei wichtig auch weiterhin für die Abschaltung der AKWs zu kämpfen. Diese seien nun einmal für die wenigen großen Energiekonzerne attraktiv, weil gewinnbringend. Diese folgten aber leider ausschließlich der Logik des Kapitals.
In weiteren Reden wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel eine „Verschleierungs- und Verzögerungspolitik“ vorgeworfen, die „unverantwortlich“ sei.
Tenor und Stimmung war ganz eindeutig: Von den „Lügen und Verharmlosungen“ der Energiekonzerne, Atomlobby und den Verfechtern der Atomindustrie hat man endlich genug.
Neben den gelben Fahnen mit der Anti-Atom-Sonne sah man überall grüne Luftballons mit der Aufschrift „Atomkraft – nein danke!“. Parteien und Gewerkschaften zeigten Flagge und viele Demonstranten Kreativität. Auf einem Plakat stand z.B.: „Nur einer sagt die Wahrheit – der Rainer“. Ein Demonstrant trug sogar ein Schild mit der Aufschrift „Biogas ist auch keine Lösung!“.
Noch während die Demonstranten auf der Straße protestieren, bereiten Energiekonzerne (auch RWE) schon Klagen wegen der Zwangsabschaltung der sieben alten Atomkraftwerke und Schadenersatzforderungen vor. Wie es heißt aus „aktienrechtlichen Gründen“. Das Moratorium der Bundesregierung müsse juristisch geprüft und angefochten werden, heißt es …
Nicht nur die Mitglieder des Strahlenzuges Mönchengladbach werten die Demonstration als absoluten Erfolg. Für alle steht fest: Der Protest geht weiter, bis endlich alle Atomkraftwerke abgeschaltet sind.
Dies wurde auch in Interviews von „Kölner Stadtanzeiger-TV“ deutlich, in dem auch der Mönchengladbacher Grünen-Sprecher Uli Laubach, der schon in Brockdorf aktiv dabei war, ein Statement abgab:
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Alles in allem war die Veranstaltung mit einem gemischten kulturellen Programm, vielen interessanten Redebeiträgen und vor allem der gewaltigen Masse friedlich demonstrierender Menschen beeindruckend, ja bewegend.
Dazu diese Bildergalerie:
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1.
Hannelore Huber schrieb am 28.03.2011 um 15:08 Uhr:
Sehr schön, was Wilfried Schmickler dazu zu sagen hat:
http://www.wdr2.de/unterhaltung/kabarett/wilfried_schmickler100.html
Er trifft es, wie immer, haargenau.