Der Buchholzer Wald • Plädoyer für ein missachtetes Juwel

Kurt Sasserath [ - Uhr]

In den späten Nachmittagstunden des 25. April 1568 gelang es einem Kämpfer der holländischen Geusen nach einem verzweifelten Gefecht gegen spanische Truppen, die der Herzog von Alba auf die Dahlener Heide befahl, schwer verletzt in Richtung Wickrathhahn zu fliehen.

Im Buchholzer Wald fand er eine Zuflucht, um im Schatten einer Erle seinen letzten Atemzug zu tun. Oder auch nicht.

Es hätte sich so ereignen können, denn der Buchholzer Wald und die Krapp sind alte Wälder.

Bedauerlicherweise können Bäume nicht erzählen; es bleibt das Faszinosum, dass ein Baum des 16. Jahrhunderts heute noch leben könnte.

Als die niederrheinische Landschaft noch ein wasserreiches Sumpfgebiet war, wird der Buchholzer Wald, so ist zu vermuten, ein Erlengehölz gewesen sein, dem Spreewald vergleichbar, welches im späten 18. Jahrhundert und im Verlauf des 19. Jahrhunderts seine heutige Gestalt bekam.

Genaueres bleibt im Nebel der Geschichte verborgen. Die Etymologie des Wortes Buchholz möge nicht irreführen.

Das Wort ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von Buche abgeleitet, sondern von Busch. Auf der berühmten Tranchot-Karte von 1806 trägt das Dorf den Namen Bochhold und der Wald wird „Busch Sittard“ genannt.

Der Buchholzer Wald ist ein von alten Rotbuchen und Stieleichen geprägter Laubmischwald mit den Arten Hainbuche, Vogelkirsche, Bergahorn und Schwarzkiefer.

Vereinzelt wachsen Eschen, Birken- und Erlengruppen im Wechsel. Er ist durchsetzt von Fichtenaufforstungen und Neophyten wie die amerikanische Weymouthskiefer und die ebenfalls aus dem östlichen Nordamerika stammende Quercus rubra.

Eine etwaige Beeinträchtigung des ökologischen Gefüges durch die genannten Florenverfälschungen sollte gründlich untersucht werden.

In der Strauchschicht wachsen Ebereschen und es wächst der Faulbaum, oft vom Geißblatt umrankt, vereinzelt die Stechpalme und die Eibe, und sehr selten, wohl als Gartenflüchtling, die Mespilus germanica.

Dem natürlichen Aufbau des Waldes ist eine reiche Avifauna zu verdanken: Bunt-, Klein-, Mittel-, Grün- und Schwarzspecht leben hier, viele Kleiber, die Hohltaube, Eulen wie der Waldkauz oder die Waldohreule, der Mäusebussard, der Wespenbussard, Habicht und Sperber, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Althölzer, insbesondere in der Nähe des strukturreichen Waldrandes, sind Lebensräume für die Fledermausarten, wiederum Pars pro Toto, Zwergfledermaus, Breitflügelfledermaus, Rauhhautfledermaus und Großer Abendsegler. Hin und wieder zeigt sich dem geduldigen Beobachter eine sonnenbadende Blindschleiche.

Zwei Bombentrichter aus dem letzten Weltkrieg sind heute Amphibiengewässer und viele vermüllte Flachskuhlen, Relikte einer bäuerlichen Kultur zur Herstellung von Leinenbekleidung, warten darauf, biotopgepflegt zu werden, um den Wanderer an vorindustrielle Produktionsweisen zu erinnern.

Buchenwälder bedeckten einst weite Teile Europas, in den Buchenwäldern kam den Baumeistern des Mittelalters die Idee zur Kathedrale, heute sind sie selten und daher besonders schützenswert.

In ihrem schönen Buch „Wickrather Natur und Vogelwelt“ schreiben die Verfasser Willi Heinen, Peter Mäurer, Hans Finken und Julius Rohn: „Er (der Buchholzer Wald) ist in verstreuten Teilbereichen der einzige Wald der Stadt Mönchengladbach, der noch eine naturnahe und naturbelassene Vegetation aufweist. Imponierend sind die bis zu 200 Jahre alten Rot- und Weißbuchen, die teils einzeln, teils in kleineren Beständen ohne nennenswerte Strauch- und Bodenvegetation stehen und somit dem empfindsamen Menschen Grund zu nachdenklicher Beschaulichkeit bieten, die dem immer seltener ermöglichten Walderleben unserer Bevölkerung entgegenkommt“.

Das Buch erschien 1983.

Die Schutzmaßnahmen wurden bis heute nicht verbessert, doch gibt es die ersten Anzeichen, dass dieses Versäumnis bald aufgearbeitet werden könnte.

Mitautorin: Silke Schumacher

Fotos: Frank Franken

 

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