VEP & IG Schürenweg – Teil II: Grundstein für neues Klinikum = Grundstein für massive Verkehrsmehrbelastungen in Wohngebieten
Hauptredaktion [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Es ist schon beeindruckend, was die Maria-Hilf-Kliniken auf dem Gelände der Klink St. Franziskus bauen: 17.500 Kubikmeter Beton, 1.200 Tonnen Stahl – soviel wie man für etwa 600 Einfamilienhäuser brauchen würde. In sechs Ausbaustufen soll auf dem 35.000 Quadratmeter großen Areal bis 2017 ein neues Klinikzentrum entstehen. Der Grundstein ist gelegt und alle waren zufrieden. Nein, nicht alle!
Hier ist es, wie auch an anderer Stelle unserer Stadt: Investoren bauen und um die Verkehrsinfrastruktur müssen sich Mönchengladbacher Verwaltung und Politik kümmern. Insbesondere die Verkehrsplaner Clages und Scheel haben eine weitere „Baustelle“, auf der sie beweisen müssen, dass Sie für und nicht gegen die betroffenen Bürger arbeiten.
Das hochmoderne Klinikzentrum St. Franziskus hat eine Verkehrsanbindung aus den 50/60er Jahren. Diese ist nicht nur veraltet sondern verhindert eine schnellere Lebensrettung.
„Schon heute müssen die Rettungsfahrzeuge aus Neuwerk oder von der BAB 52 kommend, immer den Umweg über Kaldenkirchener Straße, Schürenweg und Viersener Straße nehmen. Dies sind 10 Minuten mehr die im Notfall über Leben und Tod entscheiden können. Ein hochmodernes Klinikzentrum benötigt auch eine hochmoderne Verkehrsinfrastruktur“, so Frank Sentis, Sprecher der Interessengemeinschaft Schürenweg, gegenüber BZMG.
Für die IG sind viele Fragen zu Verkehrsinfrastruktur offen: Haben unsere verantwortlichen Kommunalpolitiker und Verkehrsplaner die sich aus der Kranhauserweiterung resultierenden Konsequenzen überhaupt genügend bedacht? Wurden entsprechende Investitionen zur notwendigen Anpassung der Verkehrsinfrastruktur bzw. Erschließung neuer Verkehrswege geplant und budgetiert? Oder geht man etwa davon aus, dass die bisherigen Verkehrsstraßen in reinen Wohngebieten diese drastische Verkehrszunahme auch „noch schaffen“ können?
In der IG hat man sich gefragt, wie die etwa 1.800 Mitarbeiter, das erhebliche Mehr an Zulieferern, Patienten und Besuchern täglich zu diesem Klinikzentrum an der Viersener Straße kommen sollen und sie haben gerechnet. Man befürchtet, das mehrere tausend Fahrten pro Tag zusätzliche auf die Anlieger zukommen.
„Zum Beispiel wird der heute schon überlastete Schürenweg in Zukunft mit einer Steigerung auf 28.000 bis 30.000 Kfz täglich rechnen müssen“, so Sentis
Und auch zum Verkehrsfluss gibt es Einschätzungen: der überwiegenden Teil der Fahrten kommt wohl über Marienburgerstraße, Schürenweg und Viersener Straße.
So hat sich der Sprecher der IG Schürenweg, Frank Sentis, an OB Norbert Bude und an die Ratsparteien gewandt und sie aufgefordert „jetzt zu handeln!“
Zur Beherrschung des Verkehrsaufkommens, zur Entlastung der Wohngebietsstraßen und zur umwegfreien Zufahrt zum Klinkzentrum erwartet und fordert man dringend intelligente Lösungen.
So zum Beispiel ein Querverbindung zwischen Kaldenkirchener Straße und Viersener Straße im Bereich Niederrheinkaserne und einen unmittelbaren Anschluss des Klinikums an die Autobahn A52 an?
Einen Vorschlag hatte Sentis schon im Zusammenhang mit den Forderungen der IG zur Entlastung der Straßenführung Bergstraße/Schürenweg bis hin zur Nicodemstraße gemacht: nämlich die Verlängerung der im Entwurf des VEP (Verkehrsentwicklungsplan) vorgesehenen „Nordspange“ über die Kaldenkirchener Straße hinaus bis zur Viersener Straße.
Zu den Problemen am Schürenweg hat die IG mehrere Gespräche mit allen den Rat vertretenden Parteien geführt.
Die Politiker aller Fraktionen gaben der IG Recht, dass der aktuelle Zustand an Schürenweg usw. nicht tragbar sei. Sentis ergänzend: „Ganz wichtig war uns, auf die bis zu 1.500 Lkw hinzuweisen, die täglich an den 4 Schulen und den zwei Seniorenheimen vorbeifahren. Davon sind 97% reiner Lkw-Durchgangsverkehr, sicherlich auch wegen Mautumgehung“.
Mit großem Interesse erwartet die IG die Ergebnisse aus einem Prüfauftrag an die Verwaltung, den die Bezirksvertretung Stadtmitte Mitte März einstimmig erteilt hatte.
Erich Oberem (FWG) hatte diesen Prüfauftrag allerdings als „Verneigung vor dem Bürger“ bezeichnet, da es sich hierbei nur um einen „Auftrag zur Prüfung“ handele, aus dem heraus keinerlei Lösungen zu erwarten seien.
Sentis erwartet konkrete Aussagen insbesondere, weil die Verwaltung verpflichtet ist, Wohngebiete zu schützen.
„Das ist Gesetz und die Verwaltung muss sich daran halten. Da kann man sich nicht hinter einem Generalverkehrsplan aus den 60er Jahren verstecken“, so Sentis, „ein Lkw-Durchfahrverbot von der Nicodemstraße bis zur Bergstraße wäre ein erster richtiger Schritt um die dort lebende Bevölkerung, aber auch die Schüler und Senioren in diesem Bereich vor den täglich auf sie einwirkendem Lärm und die Abgasen zu schützen“
„Diese Möglichkeit besteht“, sagt Frank Sentis und fordert eben dieses Lkw-Durchfahrverbot ab Nicodemstraße.
Spannend wird es allemal, mit welchen Argumenten die Verkehrsplaner versuchen werden, die Forderungen der Interessengemeinschaft Schürenweg zurückweisen werden.
Ebenso spannend wird das Verhalten der Politiker im „Ausschuss für Anregungen und Beschwerden“ sein, wenn sie sich mit den Eingaben von 12 Anwohnern des betroffenen Gebietes zu befassen haben.
Diese hatten sich erneut mit großer Besorgnis zum Entwurf des „VEP-Zielkonzeptes“ geäußert und eine anwohnergerechte Verkehrsplanung eingefordert. In ihrem Schreiben hatten sie u.a. festgestellt, dass der vorgelegte Entwurf alles andere als innovativ sei und längst überholte Verkehrskonzentrationsüberlegungen der frühen 60-iger und der 80-iger Jahre auf (Beispiel „Mittlerer Ring“) aufgreife.
Durchgangsverkehr mitten durch die Stadt war damals Zielsetzung, sicherlich auch weil es zu dieser Zeit noch keinen Autobahnring um die Stadt gab.
Sie warfen den städtischen Verkehrsfachleuten vor die Auswirkungen der Umsetzung ihrer Verkehrsplanungen zu übersehen und wiesen auch auf die „unüberlegte Zusammenführung von Fußgänger- und Radfahrverkehr auf dem Bürgersteig statt Trennung der Fuß- und Radwege“ hin.
Fast täglich käme es besonders an den Garagenausfahrten und Straßeneinmündungen zu Beinaheunfällen zwischen Fußgängern und Radfahrern oder zwischen Radfahrern und Autofahrern.
Ihre Forderungen an den Hauptausschuss (in seiner Funktion als Beschwerdeausschuss):
- Grundlegende Überarbeitung des Entwurfs „VEP-Zielkonzepte“ für den nördlichen Bereich des Stadtbezirks „Stadtmitte“
- Aufstellen eines Aktionsplanes zur Verminderung des Umgebungslärms und zur Erhaltung einer zufrieden stellenden Umweltqualität für die Bergstraße, den Schürenweg, den Bunten Garten, die Marienburger Straße, den Metzenweg und der angrenzenden Anliegerstraßen.
- Kurzfristige Beschränkung des Lkw-Durchgangsverkehrs zur Verminderung der aktuellen Lärmbelastung auf Bergstraße, Schürenweg, Marienburger Straße und Metzenweg
- Generelle Trennung von Rad- und Fußgängerverkehr am Schürenweg
- Verstärkte Geschwindigkeitskontrollen von Nicodemstraße bis Bergstraße
- Rücknahme der vor kurzem vorgenommenen Beschilderung an Waldnieler und Kaldenkirchener Straße, die zur unnötigen Verkehrszunahme geführt habe.
Nicht minder interessant wird auch das Abstimmungsverhalten der Politiker im Beschwerdeausschuss sein. Hier wird die IG Schürenweg erfahren, wer nicht nur mit großen Worten hinter Ihnen steht.
Es wird sich zeigen welche Partei bereit ist, auch Taten folgen zu lassen. Oder wird auch hier die Einschätzung von Erich Oberem wahr werden, dass alles nur eine „Verneigung vor dem Bürger“ sei?