Thomas Hesse: „Das schwarze Schaf“
Andreas Rüdig [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
In Wesel stehen die Kommissare des K1 vor einem Rätsel: Ihre Chefin Karin Krafft ist nämlich spurlos verschwunden. Da wird eine kopflose Leiche am Rhein gefunden.
Gleichzeitig demonstrieren empörte Bürger vor Ort gegen den Ausbau der Betuwe-Linie, also den eisernen Rhein. Radikale Kräfte wollen sogar an der Bahnstrecke Bomben hochgehen lassen. Das Hauptquartier dieser gefährlichen Gruppe liegt linksrheinisch.
Möchte man sich als Rezensent – nach der Lektüre – die Handlung besprechen, muß man sie erst einmal sacken und durch den Kopf gehen lassen. Und dafür gibt es gute Gründe. Sie ist nämlich in drei Handlungsstränge aufgeteilt.
Der Haupthandlungsstrang beschäftigt sich mit der Suche nach Krafft. Er spielt sich in der K1 ab. Nicht nur die beteiligten Figuren bei der Polizei, sondern auch ihr familiäres Umfeld, die O.P.A.-Initiative sind dem Leser schon aus den Vorgängerromanen bekannt.
Die Charaktere bleiben hier aber blaß und werden leider nicht so deutlich beschrieben und hervorgehoben, wie sie es verdient hätten.
Gleichzeitig haben ein regionaler Landespolitiker und ein Lokaljournalist Kurzauftritte, ohne irgenwie entscheidend zum Fortgang der Handlung beizutragen. Einige Episoden hätten somit herausgeschrieben werden können, ohne daß die Spannung gelitten hätte.
Innerhalb dieses Handlungsstrangs verschieben sich im weiteren Verlauf der Geschichte die Akzente, weg von der Personensuche, hin zur Terrorismusbekämpfung. Insbesondere für einen Regionalkrimi ist dies bemerkenswert, weil ungewöhnlich.
Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit den Terroristen. Sie bleiben seltsam profillos; erschwerend kommt hinzu, daß sie noch nicht einmal Namen erhalten. Es wird zwar angedeutet, daß sie zum rechtsradikalen Milieu in Dortmund gehören können. Wirklich ausgearbeitet und damit glaubwürdig sind die Personen aber nicht.
Zuletzt sei noch der dritte Handlungsstrang zu nennen. Hier wird erzählt, wie es Karin Krafft in ihrer Gefangenschaft ergeht. Die Schwachstelle ist das Ende dieses Erzählfadens.
Krafft kommt zwar frei. Wie genau dies geschieht, wird aber eher beiläufig und damit zu kurz und zu knapp erzählt.
Hesse ist Jahrgang 1953. Der gelernte Germanist und Journalist war lange Zeit in leitender Position für die „Rheinische Post“ am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor und Publizist. Er hat bislang 12 Niederrhein-Krimis veröffentlicht.
Wirth ist Jahrgang 1957. Sie lebt in Xanten, wo sie als Gestalttherapeutin im sozialen Bereich arbeitet. Dies ist der neunte gemeinsame Krimis.
Mit der Betuwe-Linie greifen sie ein Thema auf, daß schon seit geraumer Zeit in der regionalen Öffentlichkeit diskuziert wird.
Zu handfesten Auseinandersetzungen oder gar terroristischen Anschlägen ist es bislang noch nicht gekommen, zum Glück. Bei den Demonstrationen gegen den schnellen Brüter in Kalkar war noch mehr los.
Thomas Hesse / Renate Wirth: Das schwarze Schaf; Emons Verlag Köln 2016; 282 Seiten; ISBN: 978-3-95451-990-3