Riesenerfolg für Verdis Giovanna d`Arco (Johanna von Orleans)
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
In einer musikalisch hervorragend dargebrachten, konzertanten Aufführung hörten wir im TiN am 25.02.2011 Verdis Oper Giovanna d´ Arco. Wie oft geht man aus Opernaufführungen zornig nach Hause?
Weil man sich über Regieuntaten, Bühnenbild und Kostüme ärgert.
Wenn Oper konzertant so dramatisch, lebensvoll und hinreißend dargeboten wird, hat man diese Zutaten nicht nötig. Es bleibt der reine Genuß!
Alles war zu verstehen, obwohl in der Originalsprache Italienisch gesungen wurde.
Ende Januar 1845 beendete Verdi die Komposition dieser Oper, bei der sich sein Textdichter Solera wenig an die Textvorlage Schillers hält. Am 15. Februar 1845 bereits findet an der Scala di Milano mit ausgezeichneten Sängern die Uraufführung statt.
Wenn man die sängerischen Schwierigkeiten der Partitur hört, kann man den Sängern dieser Zeit, sofern sie der Musik tatsächlich gerecht wurden, nur höchstes Lob zollen.
Dieses Lob gilt auch den Sängern im TiN.
Verdi schrieb hier Musik, die deutlich den Einfluß der Belcanto–Komponisten Bellini und Donizetti merken läßt . Die Besetzung zeigt nur drei große Rollen, Sopran, Tenor, Bariton. Für die kleineren Rollen gesellen sich ein Bass und ein Tenor hinzu.
Eine Altpartie, die meist hinzugefügt wird um Ensembles zumindest vierstimmig zu komponieren, gibt es hier nicht. Also komponiert Verdi große Arien, Duette und Terzette, zum Teil mit Chor, der hier eine nicht unbedeutende Rolle hat.
Tollkühn, hier von den Sängern große a-capella Strecken singen zu lassen.
Zur Aufführung:
Fangen wir einmal mit dem Orchester an, das klangschön, auchtechnisch weit über den Schwierigkeiten der Partitur stehend, unter der fordernden, wunderbar die Unterschiede zwischen Fortissimo und Pianissimo auslotenden Leitung unseres GMD Graham Jackson bereits die Ouvertüre spielte.
Auch gab Jackson mit vorzüglichen Tempi, die einzelnen Instrumentengruppen genauestens miteinander musizieren lassend, den Sängern die nötige Stütze und ein Klangbett, auf dem sie alles geben konnten. Hier knallte und säuselte nichts. Für mich war es reinster, schönster Verdi.
Ungerecht ist es, einen des Sängertrios hervorheben zu wollen, fangen wir also mit der Dame des Abends, der Sängerin der Giovanna , Dara Hobbs an.
Mühelos bewältigte sie die gemein schwierige Tessitura der Partie, hatte alle Extremhöhen und Tiefen voll zur Verfügung, sang wunderbare Piani und Pianissimi in allen Lagen.
Legatophrasen vom Feinsten. Gestalterisch blieb sie dieser schwierigen Partie nichts schuldig. Kennt sie überhaupt die Probleme des Lagenwechsels? Davon war hier nichts zu vernehmen. Toll! Sie war, wie ihre lebhafte Mimik erkennen ließ, immer Johanna von Orleans.
Kairschan Scholdybajew habe ich noch nie so gut gehört, seine Stimme sprach in allen Lagen hervorragend ans, sie klang prachtvoll und rund. Auch dynamisch war es eine absolute Leistung.
Nicht nur die Arien, sondern auch Duette und Terzette gelangen ihm im Zusammenklang mit Dara Hobbs und Igor Gavrilov einfach wunderbar. Auch hier wunderbares Legatosingen, nicht das so oft gerade von Tenören zu hörende Einzeltonbellen.
Neu im Ensemble stellte sich der Bariton Igor Gavrilov vor. Wenn er das, was er in der miserablen Akustik des Geräteschuppens bot, im Theater fortsetzen kann, haben wir eine Menge von ihm zu erwarten.
Eine runde, technisch glänzend geführte, große Stimme, Musikalität, feine Legatokultur, hervorragende Gestaltung der Vaterrolle. Absolut glaubhaft.
In der großen Baritonarie hörte man hier schon den Einsatz des Solocellos zur menschlichen Stimme, das später, zum Beispiel im Rigoletto noch stärker eingesetzt wird. Sehr schön gespielt.
Die kleinen Partien wurden klangschön von Matthias Wippich und Zheng Xu gesungen. Sie schlossen sich dem hohen Niveau des Trios an.
Unser doch immer guter Opernchor hatte leider keinen so guten Tag. Der Klang fiel in viele Einzelstimmen auseinander, besonders dann zu hören, wenn eine Stimmgruppe solistisch sang. Auch gab es einige rythmische Unstimmigkeiten.
Im Schlussbeifall, der für die Sänger enthusiastisch ausfiel, und das bei einem Werk, was kaum einer kennt, fiel der Beifall für den Chor merklich kühler aus, wogegen GMD Jackson und das Orchester aufs Lebhafteste mit Beifall bedacht wurden.
Ein ganz großer Opernabend ohne Regie, Bühnenbild und Kostüme. Den Veranstaltern, Theaterleitung und besonders Andreas Wendholz, herzlichen Dank.
Wie ich nach der Vorstellung im Vorbeigehen hörte: Da gehen wir nochmal hin, toll!
An alle Verdi-Freunde die Empfehlung: Lassen Sie sich das nicht entgehen. Es gibt nur noch vier Vorstellungen.
Herbert Rommerskirchen