„Kalender Girls“ in der Komödie in der Steinstrasse zu Düsseldorf • Abschied von Helmuth Fuschl und Paul Haizmann
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Im Haus der Komödie in der Steinstr. zu Düsseldorf, wie immer ausverkauft, tummelte sich auf der Bühne eine Reihe von, wie der Niederländer sagt, „overjahrigen“ Damen. Sechs in Hauptrollen, zwei in mittleren, eine in einer kleinen, aber sehr gewichtigen Rolle, sowie zwei Männer.
Also neun Frauen gegen zwei Männer. Wo bleibt denn hier die Männerquote? Aber diese hatten ja je zwei Rollen zu verkörpern! Aber trotzdem, Bevorzugung ist es.
Scherz beiseite, es ist ja die Geschichte von gelangweilten Frauen, die in einen Landfrauenclub eintreten, um ihrer Langeweile zu entgehen.
Da ist es dann auf einmal bei der Vorbereitung auf das alljährliche Benefiz, zu dem man jedesmal einen Kalender vorstellt, ein Gedanke, zu Ehren eines Verstorbenen diesmal einen außergewöhnlichen Kalender vorzustellen.
Nach vielen Überlegungen kommt die flotte Chris, Andrea Spatzek, auf den Gedanken, einen Kalender mit Nacktfotografien des Landfrauenclubs zu machen.
Gegen alle Vorstellungen ihrer Mitschwestern setzt sie sich erfolgreich durch, ein Profi-Fotograf wird bestellt und man schreitet zur Tat.
War es bis hier etwas gedehnt, zu viele Dialoge, ging es dann aber los.
Es darf natürlich nur ein einfacher Strip werden, jeder soll sich mit Requisiten mit denen man täglich arbeitet , dekorieren.
Ruth ( Marijke Amado) legt sich nackt auf ein Käsebrett, sollte das etwa die Fromage sein?
Chris (Andrea Spatzek) die Blumenhändlerin, die nicht kochen und nicht backen kann, zeigt Einmachgläser.
Cora, Antje Lewald , eine verhinderte Musikerin, die hier auf der Bühne auch Klavier spielt , verwendet Notenblätter.
Jessie (Beate Abraham), die Grundschullehrerin, dekoriert sich mit Strickwolle,
Annie (Gudrun Gabriel), die Ehefrau des Verstorbenen, nimmt Tee-Geschirr in Anspruch.
Cecilia (Michaela Klarwein) hält Backschnecken mit Rosinen vor.
Einfach haarsträubend geht’s dann beim Fotografieren zu. Tattoos und Cellulitis mussten überdeckt werden.
Mit diesen Requisiten werden beim Fotografieren die Busen dann so bedeckt, dass es immer noch durchleuchtet.
Immer wieder Situationskomik.
Eine solche Komödie, wie sie hier perfekt dargeboten wurde, geht aber nur gut, wenn man einen Regisseur hat, der ohne Ansehen der Person (Alles Sterne von Bühne, Film und Fernsehen), wirklich Komödie macht.
Helmuth Fuschl konnte es, bestens unterstützt vom tollen Bühnenbild ( in der Perspektive wurde die Bühne riesengroß, beeindruckende Lichttechnik)von Tom Grasshof und den wie immer wunderbaren Kostümen von Sabine Weber-Schallauer.
Die Darstellerinnen, ich möchte hier alle einschließen, machten den Unfug mit wahrer Hingabe und Freude mit.
Das gilt auch für Christiane Hecker als tüttelige Alte und Sylvia Schlunk als dozierende Dame.
Bettina Jerch als Elaine brachte ein hervorragendes Portrait einer Stylistin, wie sie nicht sein soll.
Die beiden Herren, Martin Gelzer als John und Rod, Kristof Stößel als Lawrence und köstliche, total überziehende Tunte G.G. Fox reihten sich würdig ein.
Wer sich amüsieren will, kommt hier voll auf seine Kosten.
Staunen konnte man bei dieser Premiere aber auch über das Publikum.
So viele bekannte Gesichter von Film, Fernsehen, Bühne, Kabarett, auf einen Haufen habe ich noch nicht gesehen.
Des Rätsels Lösung:
Die beiden bisherigen Leiter des Hauses, Helmuth Fuschl und Paul Haizmann verabschiedeten sich von ihrem Publikum, das soviel Abschiedsbeifall gab, dass es Helmuth Fuschl schwer fiel, sich Gehör zu verschaffen.
Sichtlich gerührt, die Fassung verließ ihn, gab er und später auch der ebenfalls sehr gerührte Paul Haizmann einen sehr kurzen Rückblick auf ihre Jahre an der Komödie, dankte dem Publikum für lange Treue.
Das Publikum, in dem man dann auch so manches weich gewordene Gesicht sah, wollte nicht mit Beifallsbezeugungen und Dank aufhören.
Ein großes Dankeschön kam von Schauspielern auf der Bühne und auch von Künstlern, die im Publikum waren.
Wie ich schon früher von Schauspielern hörte, genossen auch sehr bekannte Künstler die zwar arbeitsreiche, aber freundschaftliche, familiäre Atmosphäre der Komödie.
Eine große Zeit für Mitwirkende und Publikum, auch für uns Presseleute, ging gestern zu Ende.
Wir wünschen den Beiden alles Gute für ihre Zukunft.
Den neuen Leitern des Hauses, Kathrin Schindler und Michael Forner , die ab jetzt die Geschicke des Hauses leiten, sei ein guter Anfang und viel Erfolg gewünscht.
Herbert Rommerskirchen