Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ im Studio des Stadttheaters mit dem grandiosen Felix Banholzer
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Wer das Glück hatte, am Donnerstag, 04.07.2013 im Studio des Stadttheaters zu sein, erlebte eine Aufführung der Superklasse.
Ich stehe nicht an, zu behaupten, dass dieser Abend die beste Schauspielaufführung dieser Spielzeit in Mönchengladbach war.
Eine perfekte Einheit zwischen Hauptdarsteller Felix Banholzer, Regisseur Sascha Mey, Kostümberatung Silvie Naunheim und der Dramaturgin Leona Benneker war die wunderbar erfüllte Voraussetzung für diesen Abend. Es passte aber auch einfach alles, Kostüm, Maske, das karge Bühnenbild, der Affenkäfig.
Wie schwer es ist, das Verhalten, die Ausdrucksweise eines Tieres, „eines Primaten“, darzustellen, war hier, in dieser Aufführung nur zu erahnen. In Vollendung sah man es.
Felix Banholzer und sein junges Team erarbeiteten eine Leistung, in der Körperbeherrschung, Körpersprache, Mimik und Sprache gleichwertig nebeneinanderstehen.
Wenn man Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ liest, stellt man fest, das seine Sprache hier sehr verschieden ist von anderen Werken Kafkas, wie z.B. beim „Prozess“.
Aber wie verzweifelt erzählt hier Kafka die Geschichte eines Affen, der, nachdem er gefangen wurde, nur einen Gedanken hat, für die verlorene Freiheit ein besseres Leben einzutauschen.
Um dem Zoodasein zu entgehen, versucht er, die Handlungen, das Wesen der Menschen nachzuahmen. Hierdurch verliert er seine Identität und wird immer mehr zum Menschen.
Nach einer guten Karriere soll er in einer Akademie über sein äffisches Dasein reden.
Alles, was er erlebte und verdrängte, wird nun wieder wach.
In jedem Moment erlebt man bei dieser Aufführung die Lust, den Willen des Darstellers und des jungen Teams, sich dieser Geschichte ganz hinzugeben.
Da der Text auch bei größten körperlichen Aktionen stark genug ist zu wirken, Banholzer vorzüglich, immer wortdeutlich spricht, geht nichts verloren.
Und was er da an Aktionen, angefangen mit dem Benehmen des Affen, dem Kratzen, den Einsamkeitsgebärden, den Sprüngen, beinahe bis an die Decke, das Ansprechen des Publikums, zeigt, geht bei aller Brillanz der Darstellung nicht über die Handlung hinweg, wird nicht zum Selbstzweck.
Banholzer ist ein atemberaubend guter Akteur, Sportler, Springer. Seine Akrobatik ließ die Zuschauer die Luft anhalten.
Aber, und das ist das Wichtigste, er bleibt die intelligente Kreatur, die der Affe sich erarbeitet hat.
Da zeigt er die große Kunst des Schauspielers. Umwerfend seine Leistung. In jeder Sekunde war der Zuschauer gebannt.
Kafka würde ihm gedankt haben.
Nach einigen Sekunden der absoluten Stille brach ein verdienter Beifallssturm los.
Banholzer schloss in den lang anhaltenden Applaus seine „Mittäter“ ein.
Da wurde der Beifall noch stärker!
Fazit:
Der beste Abend den ich in dieser Spielzeit im Stadttheater in Mönchengladbach erlebte.
Man sollte sich die verbleibenden Aufführungen am Samstag, 13.7.2013 und Donnerstag, 18.7.2013 nicht entgehen lassen.
Leider verlässt Felix Banholzer zum Schluss der Spielzeit unser Haus. Alles Gute für seine weitere Laufbahn.
Herbert Rommerskirchen