Franz Crass, berühmter Bassbariton und einstmals Ensemblemitglied des hiesigen Theaters, verstorben [mit O-Ton]
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Einer der ganz großen Sänger des 20. Jahrhunderts, der Bassbariton Franz Crass, der uns über zwei Jahre hinweg erfreute und begeisterte, verstarb am Samstag, dem 24.06.2012.
In Mönchengladbach gab es in den fünfziger Jahren eine Schwemme von hervorragenden Sängern und Schauspielern , die unter der behutsamen Leitung des damaligen Intendanten und des GMD Romanus Hubertus, eines wissenden Oberspielleiters und einiger weniger, dafür aber guter Regisseure, Zeit zur Entwicklung und ihrer Präsenz auf der Bühne hatten.
Das damalige Theater Krefeld – Mönchengladbach ist ein Beweis dafür, wie wichtig es ist, junge Künstler zur Reife und Entfaltung zu führen.
Bestes Stadttheater mit Leistungen des Ensembles, die Staatsopern durchaus zu Neidgefühlen brachten, auch wenn die die größeren Namen auf der Bühne hatten.
Franz Crass, der in Crommenohl, in der Nähe von Wipperfürth , im Jahre 1928 geboren wurde, studierte in Köln bei dem großen Gesangspädagogen Glettenberg.
Sein erstes Engagement war hier bei uns, in Krefeld-Mönchengladbach.
Von 1954 bis 1956 blieb er uns treu, sang in dieser Zeit wie so manch andere später berühmte Sänger im Festspielchor Bayreuth.
Sehr schnell war er auf allen großen Bühnen, bei allen großen Festspielen als Sänger und auch als Schauspieler bekannt.
Alle großen Dirigenten erfreuten sich seiner balsamischen, höchst musikalisch geführten Stimme, die nun verstummte.
Nein, das ist nicht richtig, auf ungezählten Tonträgern blieb seine Stimme der Nachwelt erhalten.
Wir, die Älteren, haben ihn noch in Erinnerung in vielen Rollen, so auch als König in Aida, seiner ersten Rolle an unserem Haus.
Hier sang er mit Sängern wie Gré Brouwenstein, Leonora Lafayette, Aida, der wunderbaren Melinda Moldovan, Amneris, dem Tenor Heinz Krayvanger, Radames, der in Bayreuth den Siegfried sang, dem Bariton Friedrich Ginrod, Amonasro, der zur gleichen Zeit in Wien und an der Met sang, und dem schwärzesten aller Bässe, Hermann Lümmen, Ramphis.
Bis auf die beiden Aida-Darstellerinnen waren alle fest mit unserem Haus verbunden!
Außerdem debütierte an diesem Abend der aus Rheydt stammende Heldentenor Hermin Esser, der später zu Karajans Lieblingen und anderer großer Dirigenten gehörte, als Bote!
Als Schauspieler war Crass der Bassa Selim in Mozarts Entführung. Dann der Sarastro in der Zauberflöte, ein junger, strahlender Priester, nicht als alter Mann dargestellt, wie fast immer.
Mit der herrlichen Margot Haustein-Valstar, Königin der Nacht, die zur gleichen Zeit an der Berliner Staatsoper sang, der lyrischsten Pamina, Elfriede Hingst, dem Bariton Heinz Schulte aus Mönchengladbach, Papageno, der nicht die ihm zustehende Weltkarriere machte, mit vielen anderen tollen Sängern in der für mich schlüssigsten Zauberflöten Inszenierung, die ich je gesehen habe.
Eine Aufzählung der vielen kleinen und großen Partien, die ihm zugeteilt wurden, würden nur wieder bestätigen, mit wie viel Sachkenntnis hier damals gearbeitet wurde und so vorzeitiger Verschleiß vermieden wurde.
So konnte er bis ans Lebensende singen und sein Wissen an die Jüngeren weitergeben.
Wir werden Franz Crass als Sänger, Darsteller und Mensch in bester Erinnerung behalten.
Herbert Rommerskirchen