Fabelhafte junge Sänger und tolle Pianisten rissen im Opernstudio des Theaters zu Beifallsstürmen hin
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Ein wunderbarer Abend wurde den Zuhörern von drei Jungen Sängern, Mitgliedern des Opernstudios an unserem Theater, und zwei Pianisten der Sonderklasse beschert.
Anders kann ich es nicht ausdrücken, es war einfach umwerfend schön, drei wunderbaren jungen Stimmen, begleitet vom hingebungsvollen Pianisten Robert Pazur, nein, nicht nur begleitet, sondern auf mitsingenden Tönen des weitgeöffneten Flügels getragen, zu lauschen. Einen solchen Mann zur Seite zu haben, war für die Sänger ein echter Glücksfall.
Ein fast reines Bellini-Programm wurde musiziert, als Intermezzo gabs eine Klavierbearbeitung von Franz Liszt über Themen aus Bellinis „Norma“, die gerade hier im Opernhaus zu hören ist.
Bekannterweise hat Liszt eine Menge von Paraphrasen über Opernmusik geschrieben, alle sehr schwierig. Dazu muss man ein erhebliches technisches Rüstzeug mitbringen.
Damit kommen wir zur Pianistin des Abends, Frau Indira Akmetova, die den technischen Schwierigkeiten mühelos gewachsen war, großartig mit federndem, singendem Anschlag musizierte.
Mit großem Applaus wurde ihr für diese Leistung gedankt.
Dass sich eine Pianistin ihrer Klasse für diesen Abend zur Verfügung stellte, beruht wahrscheinlich darauf, dass sie die Gattin unserer Tenors Scholdybajew ist. Herzlich sei ihr gedankt.
Die Sänger des Abends, Lisa Katarina Zimmermann, Sopran, Charlotte Reese, Mezzo, Andrey Nevyantsev, Tenor, besitzen alle ein wunderbares, gut ausgebildetes Material.
Das ist die Voraussetzung für das nun Gebotene.
Lisa Katarina Zimmermann sang mit leuchtendem Sopran vier inhaltlich sehr unterschiedliche Lieder, die Verlassenheit eines jungen Mädchens, die Sehnsucht nach dem Geliebten , die Darstellung ihrer Liebe und Flehen und Beteuerung ihrer Treue, und den Neid auf die glückliche Rose, die an seinem Herzen ruhen kann, beschreibend. Zu jeder Stimmung, zu jedem Wort des Textes die stimmlichen Farben, das Abdunkeln, Aufhellen des Tons, blühende Töne.
Man wünscht sich, sie in Rollen zu hören, die ihr jetzt schon zugängig sein müssten, Arabella, Rosenkavaliermarschalin (Diese ist ja keine alte Frau), die Mimi in Bohème und so fort. Der Weg in eine große Karriere steht ihr offen. Haben wir hier eine Parallele zu der großen Sängerin Hildegard Behrens?
So überzeugte auch die Mezzosopranistin Charlotte Reese in vier Liedern, die man fast schon (Nr. 1 ) Kantaten nennen könnte. Auch hier wieder vertonte Bellini schmachtende, traurige Texte, die damals absolut dem Zeitgeschmack entsprachen.
Mit schlank geführter, in der Höhe aufblühender Stimme gab sie den Liedern Stimmung und wie Frau Zimmermann mannigfache Farben. Vielleicht hört man, wenn die junge Stimme noch etwas reift, hier einen Oktavian im Rosenkavalier,einen Komponisten in der Ariadne, vielleicht auch eine Rosine im Barbier von Sevilla.
Reift hier ein neuer Koloratur-Mezzo heran?
Der junge Tenor Andrey Nevyantsev riss die Zuhörer mit.
In drei Liedern Bellinis zeigte er, dass eine große, russisch geschulte Stimme, die ein gutes Gran Metall hat, durchaus die schmachtenden Lieder singen kann.
Ein toller Stimmkern, ein sympathischer junger Mann, den man auf der Bühne in Partien wie Lenski im Onegin, vielleicht als Max im Freischütz, später einmal in Wagnerpartien hören möchte. Wenn er weiter arbeitet, ist ihm im dünnbesetzten Fach Tenor gewiß eine Karriere vorgezeichnet.
Im zweiten Teil gab es drei Arien aus Bellinis Oper °I Capuleti e I Montecchi° . Ein Vergnügen, die jungen Sänger mit Opernarien zu hören.
Hier schoss Lisa Katarina Zimmermann mit der dankbaren Arie „Oh, quante volte“ den Vogel ab. Alle Finessen dieser Musik kostete sie aus, die man in deutschen Gefilden sehr wenig hört. Stimmlich zeigte sie auch hier wieder, was schon bei den Lieddarbietungen zu hören war, Farben, dynamische Feinheiten.
Auch Charlotte Reese verkörperte perfekt die Arie des Romeo, Andrey Nevyantev glänzte, heldisch auftrumpfend, als Tebaldo.
Dem nicht enden wollenden, stürmischen Beifall wurde mit einem Terzett aus Bellinis Oper „Beatrice die Tenda“ gedankt, toll gesungen, man hätte eigentlich gern noch mehr gehört.
Die jungen Sänger freuten sich ebenso wie die beiden Pianisten sichtlich über den Riesenbeifall!
Hier wurde bewiesen, dass unbekannte Musik, wenn sie so gebracht wird, das Publikum faszinieren kann!
Facit: Ein toller Abend, an dem bewiesen wurde, welch herrliche junge Stimmen da sind.
An die Theaterleitung die Bitte, solche Konzerte öfters zu veranstalten.
Herbert Rommerskirchen