Ergötzliche Bekenntnisse eines Hochstaplers (?) im Theater
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Es waren nicht die Bekenntnisse des „Hochstaplers“ Felix Krull, die Generalintendant Grosse im vollbesetzten Studio des Theaters vortrug, sondern vielmehr die Geschichte eines Jungen aus gutem, wenn auch verarmendem Haus.
Zusammenfassungen aus dem ersten und zweiten Buch des Schelmenromans von Thomas Mann.
Es liegt nahe, dass Thomas Mann hier seine unerfüllten Hoffnungen und Wünsche, den Ausbruch aus dem gutbürgerlichen Käfig darstellt. Der Roman ist in seiner sehr dezenten Komik doch eine Persiflage auf sich selbst, einen nur nach außen moralischen Künstler, der seinen Erfolg nur dadurch legitimiert, dass Menschen gerne betrogen werden wollen, und er sie so bedient.
Hierbei ist die Harmlosigkeit des Handelns durchaus nicht zugespitzt beschrieben, sondern läßt dem Leser des Romans Raum, über Fragen des Mißbrauchs der Gutgläubigkeit nachzudenken.
Grosse wählte aus dem ersten und zweiten Teil die publikumswirksamsten Teile aus, die frühe Kindheit, den Übergang zur Schulzeit, das Erwachen zur Beobachtung hin.
In großem Maße wurde hier die Szene des Theaterbesuchs, die Bewunderung des Hauptdarstellers, der dazu noch ein Bekannter seines Vaters ist, die Ernüchterung in der Garderobe, wo aus dem strahlenden Helden ein mit Falten und Pickeln behafteter alter Mann wird, gebracht.
Hier konnte Grosse, wie auch in der großen Musterungsszene, sein Komödiantentum voll ausspielen.
Jede Person erhielt in Sprache, Farben des Tons, der Mimik, eine hinreißende Verkörperung.
Das Zentralstück des zweiten Buchs wurde so herzzerreißend komisch dargestellt, die einzelnen Figuren der Handlung so wunderbar gebracht, dass das Publikum aus dem Kichern nicht herauskam.
Zu ausgedehnt war mir die Szene des Stotterns, die im Buch doch nur kurz ist.
Hier mutierte sie zu einer regelrechten Stotter-Arie.
Alles in Allem ein köstlicher Abend, vom Erzschauspieler Grosse hervorragend serviert.
Starker Beifall dankte dem Künstler.
Herbert Rommerskirchen