Ein wunderbarer Schmaus aus vier Grundzutaten „Vier Ton Oper“ vonTom Johnson durch das „Opernstudio Niederrhein“ im Stadttheater

Red. Theater [ - Uhr]

Zu einem Dinner mit nur 4 Grundnahrungsmitteln lud das „Opernstudio Niederrhein“ in das Studio des Theaters ein. Da wunderte man sich etwas. Wie kann so etwas, „Vier Ton Oper“  mit nur 4 Tönen zur Verfügung, nur klingen und leben?

Dazu noch ein Werk des noch lebenden Komponisten von Minimal-Musik, Tom Johnson.

Der Beweis, das es, von zwei Chefköchen, hier Katja Bening, Inszenierung, und Michael Preiser, musikalische Leitung und Mitkoch, nebst Hilfspersonal und vier hochbegabten Köchen zu einem hervorragenden, bis auf das Dessert keine Wünsche offenlassenden Menü wurde. Es ward dem staunenden, entzückten Publikum gut angerichtet , bestens präpariert, mundgerecht vorgelegt.

Welch eine Vielzahl von Geschmacksrichtungen, vom Ein-Ton-Eintopf, der ziemlich lange köchelte, bis hin zu spritzigen, mit viel Sekt gekochten Gerichten, vom „Klaren Schnaps“ der gesprochenen Texte bis zum Burgunder des á capella Chores,  gab es alles, was das Herz erfreute.

Kulinarische, wohlbekommende Genüsse.

Dank einer hervorragenden Einweisung ins preissparende, mit wenigen Mitteln auskommende Kochen, konnten die vier Jung-Köche beweisen, wie auch so etwas geht.

Aber nun zu den Dingen die hier passierten.

Was der Sopranistin, Lisa Katarina Zimmermann, die in jeder Weise als 1. Sängerin genannt werden muss, an stimmlichen Gewürzen, die manchmal den Gewürztopf bis zum letzten Rest ausschöpften, an Einsatz verlangt wurde, würde in jeder großen Opernpartie als Parforceritt bestaunt werden.

Irrwitzige Koloraturen, ein Riesenumfang der Stimme, unglaubliche Farben, hier meine ich natürlich keine Speisefarben, wechselten ständig.

Und nicht nur das stimmliche Element kam hier zu seinem Recht, sondern auch das grandiose Spiel.

Die Arie zum Schluss hätte sehr gut aus Romeo und Julia oder die Ophelia sein können, wenn nicht auch die Ironie geleuchtet hätte.

Eine Leistung, die ich nicht hoch genug würdigen kann.

Charlotte Reese, die ja nicht nur ein wunderbarer Mezzo ist, grundmusikalich singt, hier, worüber sie sich ständig schmerzlich glaubhaft beklagte, in die Abgrundtiefen des Kontra-Altes gezwungen wurde, verfügt über etwas, was man bei Sängern nicht immer findet, eine starke Vis comica.

Die nutzte sie zur Freude der Zuschauer weidlich aus.

Hier ließen die beiden Damen Mozarts „Cosi fan tutte“ sehr in der Nähe sein.

Von Tenören, zumal wenn sie eine gute Stimme haben, sagt man ja immer, sie seien dumm, ständen am Kochherd, Entschuldigung, ich meine natürlich auf der Bühne, herum.

Da sagte Gian Carlo del Monaco einmal: Baritöne sind genau so dumm wie Tenöre, nur eine Terz tiefer!

Andrey Nevyantsev, der nicht nur über eine strahlkräftige, schöne Stimme verfügt, hier sich als Erzkomödiant präsentierte, sich stimmlich und in Gesangskultur sehr verbessert zeigte, alle Spitzentöne kamen perfekt, servierte äußerst geschickt, vergaß aber nie, dass der Tenor zunächst einmal seine Stimme, gut gewürzt, mit allen Zutaten versehen, in diesem Fall die beiden Köchinnen im Sopran- und Mezzo-Fach links und rechts neben sich zu haben, präsentieren muss.

Es gelang vorzüglich!

Damit zur Neuerwerbung des Studios, dem sehr geschickten, spielfreudigen Bariton Sebastian Seitz.

Er verlieh den drei höheren Stimmen ein solides Fundament, hatte also die schweren Tabletts zu tragen, auf dem die etwas gewichtigeren Speisen standen.

Er bewegte sich, als hätte er immer auf der Bühne gestanden, ein Erzschauspieler.

Die Stimme ist laut, gut geführt, bedarf aber noch eines Schliffs zur Kultur hin.

Das dürfte nicht schwer sein.

Fazit:

Eine tolle Inszenierung, wunderbare Kostüme, Udo Hesse, junge, höchst begabte Sänger, die man auf der großen Bühne in großen Rollen erleben möchte, Ausnahmetalente.

Man sollte sich ihrer versichern! Es kam beim Publikum einfach an!

Ein Besuch der Vorstellungen sei, auch für Kinder, unbedingt zu empfehlen, wenn, ja wenn nicht die Nachspeis‘ falsch gewürzt gewesen wäre. 

Hier goss sich alles Mögliche auf die Teller aus, was nach einem solch wunderbaren Menü besser nicht gewesen wäre.

Lacher an Stellen, wo diese deplaziert waren, zum Schluss, wie so oft in unserem Haus, unqualifiziertes Johlen, Kreischen, Pfeiffen, aus einer Ecke, die man kannte.

Muss einem der Genuss eines solch schönen Abends dann so verdorben werden?

Eine Claque sollte wissen, wo was angebracht ist.

Das ist in Mönchengladbach nicht der Fall. Vielleicht einmal zur Schulung nach Wien gehen?

Ich hoffe,  dass  die Menschen, die  nicht die Premieren besuchen, nicht in den Genuss solcher Dinge kommen. 

Herbert Rommerskirchen

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