Ein Sprung im Fluss des Lebens eine Super-Aufführung des Jugendclubs Mönchengladbach
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Ein aufregender, anregender, nachdenklicher Abend war es, den wir im ausverkauften Studio des Stadttheaters erleben konnten.
Da gibt es eine Gruppe junger, höchst begabter junger Damen und Herren des Jugendclubs Mönchengladbach, die in professioneller Weise ein schweres Thema gestalteten.
Nur eine Tanzproduktion? Nein, das war es nun wirklich nicht!
Hier wurde mit Sprache, Musik, Bewegung, Schauspiel, ein Thema dargestellt, das es in sich hat.
Eine schwere Aufgabe, Texte und Gedichte von Jorge Escobar, zum Teil umrahmt von Musiken verschiedener Komponisten, schauspielerisch, tänzerisch, sprechend zu gestalten.
Es gelang dank toller Vorbereitung durch unsere frühere Solotänzerin (Etoile) Silvia Behnke und Jorge Escobar, früher ausgezeichneter Bariton an unserem Haus, vorzüglich.
Das Thema: Ein Sprung im Fluss des Lebens.
Junge Menschen beginnen, wenn sie erwachsen werden, sich auseinanderzusetzen mit der Umwelt, mit sich selbst ( was wohl das Schwerste ist ), mit dem Umgang mit anderen Menschen, Freund, Feind, oder was besonders schlimm ist, Gleichgültigkeit generell.
Hier wird nun gezeigt, wie eine Auseinandersetzung durch Sprache, Bewegung und Tanz zum Dialog miteinander, hier auch mit dem Publikum stattfinden kann und auch soll.
Bereits in den ersten Abschnitten, dem Stromausfall, dem Ritual, den Sphären, wird gezeigt, wie Golems Gefühle zu Menschen entwickeln können. Eine Reihe von rhythmischen Tänzen , ein guter Einfall die Lichtstöcke, vielleicht auch religiös auszudeuten, führen dahin.
Die Golems lassen den frierenden Menschen ihre Mäntel da.
„In Erinnerung und Abschied“ konnte die junge, begabte Clara Hillekamp ihre tänzerische und darstellerische Begabung eindrucksvoll demonstrieren.
Das Ensemble bot „Das Unbehagen der modernen Zeit“, Jeder steht gegen Jeden.
Sehr schön ausgedrückt durch Tanz und Bewegung die „Verhüllung und Enthüllung“, Machtverlangen, einmal nicht zwischen Mann und Frau.
Ein toller Einfall war „Leben und Erwartung“
Menschen werden getrennt, was ja oft schon im Voraus bestimmt ist.
Zwei Tische werden auf die Bühne gebracht, Vier Personen streiten sich, ziehen immer wieder an den Tischen, sodaß diese auseinandergehen, die Ziehenden wahrscheinlich auch .
Zwei junge Frauen tauchen unter den Tischen auf, welche Zukunft werden sie haben?
„Zeitkränkung“ war nun ganz etwas Anderes.
Eine Kiste, eine Zauberkiste? wurde auf die Bühne gebracht. Ihr entschlüpfte eine junge, minibehoste Dame, die zu den Klängen der großen Arie der Königin der Nacht auf einem eilends herbeigebrachten Kleiderständer passend zur Musik (Stimme von Florence Foster Jenkins, schlimmer geht es nicht), ziemlich schräg tanzt, unter Anstrengung in ein bombastisches Abendkleid schlüpft, von den beiden Herren in die Zauberkiste gestopft und weggebracht wird.
Ganz famos Vanessa Lanuczny in der Partie. Sollte hier das Abendkleid als Beweis für das Altern gedacht sein?
„Freundschaft“ war dann eine lyrische Angelegenheit.
Zwei Burschen und ein Mädchen sitzen, liegen, auf einem Sofa und sind wirklich freundschaftlich miteinander. Hier scheint schon die Befreiung da zu sein. Vorzüglich die Tänzer/Schauspieler Elisa Brocke, Matthias Dahlmanns, Jakob Zubek.
„Kinder der Wörter“ war ein sehr ausgearbeitetes Ensemblestück, das wunderschön endete. Kristallblasen fielen vom Himmel, die, wenn sie geöffnet wurden, Worte freigaben.
Passte wunderbar zu den schönen, sehr gut vorgetragenen Texten des Jorge Escobar.
Unter dem Titel “ Führsorge“, nein, kein Schreibfehler, es bedeutet, wenn ich dieses sehr schöne „Pas de Quatre“ richtig interpretiere, führen und für den anderen sorgen.
Ein weiterer Schritt in die Evolution.
Sehr überzeugend gebracht von Matthias Dahlmanns, Kathrin Schillbach, Melanie Seidler, Sabrina Borchardt.
„Brücke“, das Finale des Abends führte zum Höhepunkt. Eine Brücke wurde durch Seile ins Publikum geschlagen, die Verbindung von Mensch zu Mensch. Ein Luftballon flog auf, der wohl Worte, die Verbindung zwischen Menschen beinhalten sollte, für mich aber auch die Hoffnung auf bessere Zwischenmenschlichket, die die jungen Menschen darstellten, ausdrückte.
Es war eine ganz große Leistung des Gesamt-Ensembles. Hohes Lob!
Den Initiatoren, Silvia Behnke und Jorge Escobar, sowie den vielen Geburtshelfern, wurde vom begeisterten Publikum mit Beifallsstürmen gedankt.
Wieder ein Abend der Sonderklasse. Diesmal ohne Kommentar!
Sehr zu empfehlen.
Herbert Rommerskirchen