Die berühmte Sängerin Cheryl Studer als Lehrerin im Opernstudio des Stadttheaters

Red. Theater [ - Uhr]

Ein sehr unterhaltsamer, lehrreicher, manche sängerische Unarten geißelnder Abend  war es im Studio des Theaters Mönchengladbach. 

Die große jugendlich dramatische Sängerin Cheryl Studer, Professorin für Gesang in Würzburg, gab hier aus ihren reichen Erfahrungen mit vollen Händen an die drei Studierenden an unserem Opernstudio:

Lisa Katarina Zimmermann, Sopran, Charlotte Reese, Mezzo, Andrey Nevyantsev, Tenor, ihr Wissen weiter. 

Immer noch ist sie eine ungeheuer charmante Frau, ich hatte mehrfach das Glück, ihr zu begegnen, einmal an der Wiener Staatsoper, wo sie neben Placido Domingo als Lohengrin, meinem Freund Hartmut Welker als Telramund, eine schmelzende, wunderbar lyrische  Elsa sang. Domingo war in diesem Terzett der schwächste Punkt. Claudio Abbado dirigierte.

Beim zweiten Mal hörte ich sie in Paris  in den neunziger Jahren als wirklich deutsche Agathe im Freischütz,  wieder zusammen mit Hartmut Welker unter Marek Janowski.

Dann noch bei Proben und Aufführung von Schönbergs „Gurreliedern“, wo die Beiden unter Claudio Abbados Leitung sangen, sie die ungeheuer schwierige, dramatische Tove, er den Bauern.

Die Spannweite ihrer Partien war ungeheuer, so etwas pflegt man als „Primadonna assoluta“, zu bezeichnen. Die hat sie aber nie gespielt.

Zuerst arbeitete sie mit der Sopranistin Lisa Katarina Zimmermann an der Arie der Mimi aus dem ersten Akt von Puccinis „La Bohème“.

Da konnte man erleben, wie viel Arbeit ein Sänger aufbringen muss, und nicht nur stimmtechnisch,sondern auch an der Gestaltung, am Einsatz der stimmlichen Farben, zu feilen hat.

Frau Zimmermann hat eine sehr reiche, lyrisch blühende Stimme, die perfekt die Anweisungen der gestrengen Lehrerin befolgte, verdaute,  und an Lehrerin und an das aufmerksam lauschende Publikum zurückgab. Ein bißchen hätte vielleicht noch an der Aussprache gefeilt werden müssen.

Eine große Karriere scheint mir sicher.

Dann war Andrey Nevyantsev angetreten. Er hat eine markige, große, schöne Stimme, ist vielleicht noch so etwas wie ein Rohdiamant. Er sang die Schlussarie mit Rezitativ aus „Lucia di Lammermoor“  von Gaetano Donizetti. Er legte los, als ob es Othello werden sollte.

Mit sehr viel Einfühlungsvermögen und Ausdauer feilte Frau Studer immer und immer wieder an den gleichen Dingen, bis sie in etwa so klangen, wie sie sein sollten, man dann auch die gewiss als Vorbild genommenen Untugenden Pavarottis  nicht mehr hörte. Wenn es einmal not tat, griff sie auch zu körperlicher Belehrung, was immer half!

Eine Stimme, die, wenn der junge Mann fleißig arbeitet, diese Arbeit bestimmt lohnt.

Charlotte Reese, die junge Mezzo-Sopranistin, die ich beim Abschlußkonzert der Hochschule als Dorabella in Mozarts „Cosi fan tutte“ neben Lisa Katarina Zimmermann als Fiordiligi, hörte, ein Traumpaaar schöner junger Stimmen, sollte den Cherubin aus der „Hochzeit des Figaro“ singen.

Stimmtechnisch gab es nicht viel zu bemängeln, wohl aber wurde die Gestaltung  dieser kleinen, aber, wenn man sie wirklich gestalten will, so schweren Rolle,erarbeitet.

Unermüdlich feile Cheryl Studer an Charlotte Reeses Darstellung. Plastisch führte sie alle Stimmungen vor, die der kleine Cherubin  hier durchlebt. Schwer, dies alles nachzuvollziehen.

Schließlich war die gestrenge Lehrerin, das „Gestrenge“ sollte man aber nicht zu ernst nehmen, zufrieden. 

Ein hohes Lob sprach sie den jungen, begabten Sängern aus.

Großer, anhaltender Beifall dankte ihr und den jungen Sängern.

Die Begleitung am Flügel spielte ein begabter junger Mann, der nicht vorgestellt wurde.

Ich meine am Schluss etwas wie „Bob“ gehört zu haben. Keine Garantie hierfür. 

Zwischendurch gabs dann als Erholung vom Lehr/Lernstress von Cheryl Studer nette Dinge aus Ihrem Berufsleben und auch Privates zu hören, was das Publikum mit Begeisterung aufnahm. 

Eine große Sängerin und jetzt auch Lehrerin zeigte jungen Sängern auf reizende, temperamentvolle, niemals langweilige Art, wie man es machen sollte und auch wie nicht. 

Ein toller, instruktiver Abend nicht nur für Sänger! 

Herbert Rommerskirchen

 

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