Der Ring an einem Abend
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Da in Mannheim seinerzeit entweder kein Geld oder keine Möglichkeit war, den Ring komplett aufzuführen, kam Vicco von Bülow alias Loriot auf den glorreichen Gedanken, für den Ring eine Kurzfassung zu erstellen. Die einzelnen Teile dieser Fassung verband er durch geistreiche, ironische, humorvolle Texte.
Im TIN gab es am 19.6.2010 um 18.00 Uhr diese Fassung des Rings.
Leider war diese Vorstellung mit etwas Unmut einiger Zuhörer verbunden. Auf deren Karten war das Aufführungsdatum richtig, die Anfangszeit mit 20.oo Uhr angegeben. Als auswärtige Besucher hatte man keine Benachrichtigung zu einer Zeitänderung erhalten.
Schade, daß man dies zu Anfang schreiben muß, denn die mit viel Vorfreude angereisten Wagner-und Loriot-Freunde verpaßten allerhand.
Jens Pesel alias Loriot führte gekonnt und charmant durch den Ring. Viel Schmunzeln und auch Lachen gab es hier.
Zur musikalischen Ausführung:
Natürlich ist der Genuß dieser hervorragenden Aufführung sehr begrenzt durch die mehr als miserable Akustik dieses Schuppens.
Die bei genauem Zuhören wirklich klangschönen Streicher verblassten bei Tuttistellen zur Schemenhaftigkeit. Dagegen war das Blech öfters schrill und zu laut. Im Trauermarsch gellte es nur so. Lag es an der Position vor der Rückwand?
Graham Jackson leitete genau und behutsam, die vor ihm an der Rampe stehenden Sänger aufmerksam begleitend, das Ganze. Auszusetzen vielleicht nur die im Ausschnitt des Schlusses des 1. Aktes Walküre gewählten Tempi. Mir zu langsam, infolgedessen spannungsarm. Die Emphase der blutschänderischen Zwillinge war blaß.
Fangen wir einmal bei den Solopartien an. „Rheingold“
Die Rheintöchter klangen sehr inhomogen, Debra Hays sang jugendlich hell die 1. der 3 Nixen. Frau Razawi klangschön die 2.
Leider fehlte das Fundament im Trio. Schonte Frau Georg sich, oder ist ihre Stimme zu klein für Wagner? Den Alberich sang Hayk Deinyan klangschön und intensiv.
Walter Planté, jeder Zoll ein Loge oder Mime, auch sängerisch darstellend ein Hochgenuß! Warum geht Bayreuth an solchen Leuten vorbei?
Michael Kupfer sang den Wotan klangschön und intensiv. Auf kleine Unarten verwies ich schon in meiner Kritik zum Strawinsky.
Last not Least: Frau Brix als Fricka. Sie ist nicht nur schauspielerisch, was sie ja schon oft bewies sehr gut, sondern zeigte hier wie famos sie auch sängerisch gestalten kann.
Die Walküre:
Auch hier war Frau Brix hervorragend. Ein paar etwas klirrende Spitzentöne liegen vielleicht an der diskreten Verstärkung. Timothy Simpson war leider hier nicht so ganz ok. Gehaltene Töne schwankten , die Intonation einfach schlimm.
Dara Hobbs sang klangschön und intensiv die Brünnhilde. Wächst hier eine neue Dramatische heran? Im Moment sollte sie, um nicht vorzeitig zu verschleißen, besser die Sieglinde singen.
Michael Kupfer als Wotan beeindruckend. Hier vermißte man schmerzlich den kompletten Schluß der Walküre.
Siegfried:
Nicht wiederzuerkennen in den bewegten schnellen Teilen der Siegfried-Partie Timothy Simpson.
Hier hörte man ein doch recht schönes Material. Die gesanglichen Mängel müssten doch zu beheben sein. Der Wanderer Michael Kupfers und der Mime Walter Plantés lieferten sich ein spannendes Duell.
Dara Hobbs sang im leider viel zu kurzen Ausschnitt aus dem Schlussduett (Wie schmerzlich vermißte man hier das „Ewig war ich“) leuchtende, lang gehaltene hohe C´s.Toll!
Götterdämmerung:
Ausschnitte viel zu kurz. Wie gern hätte man Siegfrieds Rheinfahrt komplett gehört. Das gleiche gilt auch für die Waltrauten-Scene. Hier standen sich zwei Vollblutsängerinnen gegenüber. Die Ensemble-Scene in der Gibichungenhalle geriet vorzüglich.
Bei Hagen’s Wachtgesang hörten wir dann dem Bassisten Matthias Wippich zu. Ein echter Bass, für diese Partie eigentlich prädestiniert. Mich störte aber sein Non-Vibrato-Singen in manchen Augenblicken sehr.
Großartig,a ber leider zu kurz der Ausschnitt aus dem Schlussgesang der Brünnhilde. Wiederum klangschön und mit vielen Pianotönen Frau Hobbs.
Nach dem unglaublichen, verklärenden Schluss brach das Publikum in großen, berechtigten Beifall aus.
Die Darsteller, Jens Pesel, Graham Jackson und unser vorzügliches Orchester wurden mit Klatschen, Pfeifen, Trampeln , Bravorufen gefeiert und mußten sich immer wieder verneigen.
Der einzige, große Wermutstropfen: Warum eine konzertante Opernaufführung in diesem Saal und nicht in der Kaiser Friedrich Halle? Ganz ohne Zweifel hätte die dort bessere Klangwirkung zu noch größerem Genuß beigetragen!
Ein trotzdem großer Abend, 3 Stunden vergingen wie im Flug.
Wäre das nicht auch einmal eine Vorstellung für Schüler?
Zum Besuch der folgenden Vorstellungen am 23.6 um 20.00 Uhr, am 7.7. um 20.00 Uhr, am 11.7.um 19.30 Uhr, am 16.7.um 20.00 Uhr, sei dringend geraten!
Herbert Rommerskirchen
1.
Mine schrieb am 20.06.2010 um 20:43 Uhr:
Da capo!
Aber bitte im Rheydter Opernhaus.
Für den Schuppen TiN ist mir mein bisschen Geld nämlich zu schade.