„Das Interview“ im TiN, beängstigend gut gespielt
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Ein Stück, das nicht so ganz verständlich wirkt. Ist es wirklich ein Machtkampf zwischen den Geschlechtern, ein Kampf zwischen zwei Menschen, die dank ihrer Tätigkeiten gewöhnt sind, mit Anbetung betrachtet und behandelt zu werden, oder ganz einfach nur zwischen zwei Menschen, die sich auf Anhieb nicht mögen?
Der Politikredakteur Pierre Peters ist verletzt, weil er, anstatt eine Kabinettssitzung in Den Haag zu besuchen, zu einem Interview mit einem Soapsternchen, Katja, das er für blond und dumm hält, verdonnert wird.
Erschwerend dann auch noch, daß es beim Interviewtermin zu einer Verspätung der Beiden kommt. Beide steckten im Großstadtverkehr fest. Sie merkt natürlich, daß er nicht vorbereitet ist. Die Fronten verhärten sich zusehends, er pocht auf eine Kriegsverletzung in Bosnien, sie macht ihn fertig auf nicht sehr feine Art und Weise.
Er kontert auf nicht bessere Art. So geht es hin und her, bis er ein Tagebuch findet, das der dem Soapsternchen zuschreibt . Hieraus ergibt sich eine vertrackte Situation. Sie beweist, wie man spielt, ihn dadurch zu Gefühlen bewegt, die er nicht empfindet.
Die ganze Sache mündet darin, daß man sich gegenseitig sein schlimmstes Geheimnis erzählt, dieses aber an niemand weitergegeben darf.
Hier kommt zu dem von Pierre Peters gelesenen Tagebuch die Erzählung einer Krebserkrankung Katjas, die ihn verstört und zu Menschlichkeit bringt.
Sein dunkelstes Geheimnis ist, daß seine Frau das eigene Kind bei einem durch Alkohol verursachten Unfall getötet hat und er sie, die wiederim Vollrausch war, ermordete, indem er sie in einen See fuhr und sie ertrank.
Sie schneidet diese Aussagen mit einer Kamera mit, nimmt den Film heraus und legt ihn ins Nebenzimmer, wo er natürlich in einem unbewachten Moment von ihm entwendet wird.
Man geht auseinander.
Er verkündet seiner Zeitung, daß er eine Mordstory habe, daß die Soapschauspielerin krebskrank sei, hebt das klingelnde Telefon ab und erfährt von ihr, daß sie ihm eine falsche Kassette untergejubelt habe.
Soweit zum Stück, es wirkt auf mich etwas konstruiert und ein bisschen lang.
Aber, wenn solche Erzschauspieler wie Anja Barth und Adrian Linke auf der Bühne stehen, gewinnt selbst ein solch fades Stück Leben, Ausdruck, und verführt den Zuschauer zu intensivstem Zuhören, Zuschauen und Miterleben.
In jedem Moment glaubt man den Haß der Frau zu spüren, selbst in den Momenten, wo man eigentlich Zuneigung zwischen den Beiden verspürt, ist eine gewisse Abneigung fühlbar. So zum Beispiel, wenn sie , das Soapsternchen, ihm, dem intellektuellen Reporter, ein Beispiel von schauspielerischem Können vorführt, das auch das Publikum mitfühlen und mitzittern läßt.
Seine Trostspendung,ernst gemeint(?) scheitert an ihrem Panzer.
Anders, meist resigniert, selten aufbrausend, reagiert Adrian Linke ständig in kleinsten körperlichen und mimischen Aktionen Ganz selten, absolut in der Rolle bleibend, antwortet er in großen Bewegungen, stimmlichen Ausbrüchen.
Diese beiden wunderbaren Schauspieler, toll geführt vom jungen Regisseur Siegfried Hopp, im stimmigen Bühnenbild und Kostümen von Birgit Eder brachten das sehr gut gefüllte Haus zu gespanntem Mitgehen und atemlosen Zuhören.
Diese Spannung löste sich in großem Beifall für die beiden Darsteller und das Regieteam. Ein sehr beeindruckender Abend, den man sich nicht entgehen lassen sollte!
Herbert Rommerskirchen